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Kohl 1969: „Eine Volkspartei kann nur Zukunft haben, wenn in ihr Frauen eine weit größere Rolle spielen als heute. Wir müssen aus der CDU eine Frauenpartei machen.“
Das sagte mir Helmut Kohl als er 1969 gerade junger Ministerpräsident in Rheinlandpfalz geworden war. Ich hatte ihn in Mannheim zu unserem ersten Fernseh-Interview getroffen und war Kreisvorsitzender der Jungen Union im Landkreis Karlsruhe.
Wir diskutierten über die Zukunft der Volksparteien. Kohl damals: „Eine Volkspartei kann nur Zukunft haben, wenn in ihr Frauen eine weit größere Rolle spielen als heute“. 51 Jahre später wird in seiner Partei über die Einführung einer Frauenquote diskutiert. Die Hälfte aller Vorstandsposten und Listen bei Wahlen sollen künftig mit Frauen besetzt werden. Hat die CDU die Zeichen der Zeit erkannt – 75 Jahre nach ihrer Gründung und über fünf Jahrzehnte nach Helmut Kohls Erkenntnis?
Die „Altherrentruppe“ der CDU muss mehr wagen, meint der „SPIEGEL“. Frauen in der CDU seien doch lediglich wie „Deko-Petersilie am Tellerrand“ – etwas fürs Auge, aber „mit bitterem Beigeschmack wenn man länger darauf herum kaut.“ Sind CDU-Frauen wie Angela Merkel, Ursula von der Leyen oder Annegret Kramp-Karrenbauer tatsächlich nur die Pinup-Girls einer konservativen Männerpartei?
In diesen Tagen konkurrieren nur Männer um den CDU-Vorsitz und um die Nachfolge der Kanzlerin. Nur 25% der CDU-Mitglieder sind weiblich und im Bundestag sind nur 43 von 200 CDU-Abgeordneten Frauen, nur 20%. Noch weniger Frauen hat nur die AfD. Dabei hat die Union wie schon seit 1949 mehr Wählerinnen als Wähler – allerdings weit mehr ältere. Jüngere Frauen wählen eher grün als schwarz.
In der jetzt beschlossenen Quote gibt es noch viele Fragezeichen:
- Erstens: Bei den Listen, auf die es letztlich ankommt, „sollen“ fünfzig Prozent Frauen aufgestellt werden, nicht „müssen“.
- Zweitens: Große Teile der Jungen Union und fast der gesamte Wirtschaftsflügel der CDU haben Opposition gegen die Quote angekündigt.
- Drittens: Ob der CDU-Bundesparteitag im Dezember die Quote tatsächlich annimmt, ist deshalb eine offene Frage.
Die Quote ist noch immer offen
Bisher hat lediglich die Satzungskommission der CDU der Quote, welche die Vorsitzende AKK will, zugestimmt. Soweit war die Frauen-Union der CSU auch schon mal, aber dann wurde in der Schwesterpartei doch nichts aus der Frauen-Quote, denn hauptsächlich die „Brüder“ waren dagegen. Ihre Angst vor Machtverlust war zu groß.
Nicht nur Helmut Kohl hat sich schon vor Jahrzehnten unter vier Augen für eine Frauen-Quote in seiner Partei ausgesprochen, das taten auch andere mächtige CDU-Männer wie Heiner Geißler. Die CDU-Frau Rita Süssmuth sowieso. Die Erkenntnis war da, aber den Männern fehlte der Mut, für die richtige Erkenntnis auch zu kämpfen.
Das zeigt: Nicht nur Frauen sollten sich für Gleichberechtigung einsetzen, sondern auch mutige Männer. Sonst haben die „Alt-Parteien“ noch lange zwar einige Puppen im Schaufenster, aber die eigentliche Macht bleibt doch bei der Männermehrheit der Altherrenriege. Und diese ist veränderungsresistent.
„Die CDU muss eine Frauenpartei werden, wenn sie Zukunft haben will.“ Damit hatte Helmut Kohl schon 1969 recht. Aber er hatte Jahrzehnte keinen Mut, für diese zeitgemäße Veränderung auch zu kämpfen. Das wird sich irgendwann rächen. Wer zu spät kommt…