02.06.2020

Liebe Leserin, lieber Leser.

Neulich in der Talkshow von Anne Will: drei Frauen und zwei Männer. Plus Moderatorin. Huch, da hab ich mich glatt kurz erschrocken. Und dann gefreut. Frauen als Expertinnen? Sieht man sonst kaum in Talk- oder Nachrichtensendungen! Meist sitzt eine Frau neben vier Männern, nicht nur, aber jetzt, in der Corona-Krise, auch. Eigentlich ja bizarr, sind doch die Hälfte der Bevölkerung Frauen. Die Hälfte der Ärzte: Frauen. Knapp die Hälfte der Virologen oder Infektionsepidemiologen: Frauen.

Dass es nicht nur (m)ein Gefühl ist, dass Expertinnen weniger präsent in den Medien sind, hat nun die neue Studie "Wer wird gefragt? Geschlechterverteilung in der Corona-Berichterstattung" der Malisa-Stiftung bestätigt: Die Professorin Elizabeth Prommer und Julia Stüwe vom Institut für Medienforschung der Universität Rostock haben 174 TV-Informationssendungen mit Corona-Bezug ausgewertet, die zwischen dem 16. und 30. April 2020 ab 18 Uhr in ARD, ZDF, RTL und Sat.1 ausgestrahlt wurden. Ergebnis: eine von fünf Experten war weiblich (22 Prozent). Eine weitere Studie ergab, dass in der Online-Berichterstattung der Printmedien Frauen nur zu rund sieben Prozent als Expertinnen erwähnt wurden.

Warum Frauen so viel weniger zu Wort kommen, darüber kann man nur mutmaßen. Vielleicht haben sie jetzt gerade genug mit Kinderbetreuung und Homeschooling zu tun? Vielleicht drängen sie sich nicht in die Öffentlichkeit? Vielleicht fragt man sie aber auch einfach nicht an.

Wir von chrismon suchen schon lange immer auch nach Expertinnen. Ist aufwendig. Aber lohnt sich. Schauen Sie mal, in unserer Rubrik "Begegnung" zum Beispiel, dem Doppelinterview, das in jedem Heft ist, kriegen wir es mit der Parität ganz gut hin: Meist treffen da ein kluger Mann und eine kluge Frau aufeinander, manchmal diskutieren zwei Männer miteinander – oder auch mal zwei Frauen.

Allein all die Begegnungen sind ganz schön viel Lesestoff, aber angehängt habe ich noch viele andere Texte – genau zum Thema des heutigen Newsletters, wenn Sie mögen.

Eine gute Woche wünscht Ihnen

Mareike Fallet

chrismon Redaktion