Hamburg (epd). Die Hamburger Kunsthalle widmet sich von Freitag an dem Thema Verlust und Trauer. Bis zum 14. Juni präsentieren 28 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler aus 15 Ländern Videos, Bilder, Klanginstallationen, Skulpturen, Fotos und Dia-Shows. Bilder über die Trauer seien auch eine Aussage über den aktuellen Zustand der Gesellschaft, sagte Kuratorin Brigitte Kölle am Donnerstag bei der Vorstellung der Ausstellung. In Zeiten von Selbstoptimierung habe die Trauer keinen hohen Stellenwert. Dazu passe, dass es in den vergangenen Jahren keine größere Museumsausstellung zu dem Thema gegeben habe.
Eröffnet wird die Ausstellung mit einem verfremdeten Foto von Andy Warhol, das Jacqueline Kennedy bei der Trauerfeier für den ermordeten US-Präsidenten zeigt. Der Ausdruck von gesellschaftlicher Trauer zeigt sich auch in Arbeiten über die Trauerfeier seines ermordeten Bruders Robert Kennedy 1968. Paul Fusco fotografierte den Zug, mit dem sein Sarg von New York nach Washington gebracht wurde. Der niederländische Künstler Rein Jelle Terpstra hat rund 50 Jahre später Fotos und Videos gesammelt, die die Menschen damals an den Gleisen von dem Trauer-Zug gemacht hatten.
Träume der Verstorbenen
Großformatige Fotos der US-Künstlerin Anne Collier zeigen die tränenden Augen von Frauen im Stil der Comics aus den 1950er und 60er Jahren. In einem Video präsentiert sich der Niederländer Bas Jan Ader schmerzvoll weinend, ohne dass der Grund dafür kenntlich wird. Die deutsche Fotografin Sibylle Fendt hat eine Bilderserie von dem Ehepaar Gärtner geschaffen, das 2008 eine letzte Urlaubsreise mit dem Wohnmobil unternahm, ehe die Demenz der Ehefrau zum Tragen kam. Ein Raum der Ausstellung widmet sich der Trauer im westafrikanischen Ghana: Särge werden als bunte Figuren gestaltet, die an die Träume der Verstorbenen erinnern.
Die Trauer werde heute weitgehend ins Private verdrängt, sagte Kuratorin Kölle. Dem stehe allerdings entgegen, dass herausgehobene Todesfälle in der Öffentlichkeit nahezu "hysterisch" betrauert werden, wie Hamburg dies kürzlich bei dem Schauspieler Jan Fedder erlebt habe. Gesellschaftlich erwartet werde zudem eine schnelle Bewältigung. Dauere die Trauer längere Zeit, werde sie von der Medizin in die Nähe einer psychischen Krankheit gerückt.