Die 90- und sogar 100-Jährigen von Ogimi auf der japanischen Insel Okinawa sind beeindruckend: Einer sitzt auf einem Stier, andere behaupten sich im Karate, harken Felder oder führen Läden. Ein Wort für Ruhestand kennt man hier nicht. Am bekanntesten war Ushi Okushima. Mit 105 sah und hörte sie bestens und machte Liegestützen. Sie sagte: "Ich möchte leben, denn es ist schön, abends mit meinen Enkeln zu reden." 2011 ist sie mit 109 gestorben. Noch heute sind in dem Dorfteil von 510 Einwohnern 35 über 90 Jahre und fünf über 100 Jahre alt.
So auch in Ogliastra auf Sardinien. Hier kraxeln die Hundertjährigen wie ihre Ziegen auf Berge und Felder, tanzen und sind gut gelaunt. Männer werden dort teilweise sogar so alt wie Frauen. Woran das liegt? Ein sardischer Waldarbeiter meint: "Wir schauen aufeinander."
Viel Gemeinschaftssinn beobachten die Forscher auch in Ogimi. Die Alten wohnen bei den Familien, im Dorf hält man zusammen. Wo die Leute aufeinander achtgeben, erkennt man früher, ob es einem schlecht geht, weiß auch Marc Luy, Bevölkerungsforscher am Vienna Institute of Demography. Er forschte in Klöstern und fand heraus, dass Mönche und Nonnen fast gleich alt werden.
"Leb dein Leben, arbeite hart – und trink etwas Wein."
Hohes Alter liege eher am Lebensstil als an den Genen, sagt er: "Bewegung, geistige Aktivität und hochwertiges, maßvolles Essen sind wichtig." In Ogimi machen sie alles in Ruhe, sie sind zufrieden, fühlen sich gebraucht.
Deutschland hat die niedrigste Lebenserwartung Westeuropas. Zwar steigt sie, recht gesund sind die Deutschen aber nicht. Chronische Krankheiten nehmen zu. In Okinawa kennt man das auch, die Jüngeren haben den rastlosen, Fast-Food-geprägten Lebensstil der westlichen Welt samt den Symptomen übernommen. Wissenschaftler Luy sagt, man solle sich fragen, was man nicht tun solle, um lange zu leben (z. B. rauchen und Dauerstress).
Positiver formulieren es manche Sarden: "Leb dein Leben, arbeite hart – und trink etwas Wein."