Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (r.), zusammen mit Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (l.) im Jahr 2016 bei einer Veranstaltung in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin.
epd-bild/Rolf Zoellner
Seit 1993 verleiht der Nabu zum Jahresende den "Dinosaurier des Jahres" an Persönlichkeiten, die beim Thema Umweltschutz besonders negativ auffallen. Dieses Jahr geht der Preis an den Bauernpräsidenten Joachim Rukwied.
28.12.2017

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, den "Dinosaurier des Jahres 2017" verliehen. Der DBV-Chef erhalte Deutschlands "peinlichsten Umweltpreis für seine rücksichtslose Blockade einer umweltfreundlichen Agrarreform", sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke am Donnerstag in Berlin.

Umweltprobleme

Rukwied verharmlose konsequent alle Umweltprobleme, für die die industrielle Landwirtschaft die Hauptverantwortung trage wie das drastische Insekten- und Vogelsterben durch den Einsatz von Herbiziden oder die durch Dünger verursachten hohen Nitratkonzentrationen im Grundwasser. "Er verteidigt ein Subventionssystem, das nachweislich zulasten von Natur, Landwirten und Steuerzahlern geht und bekämpft regelmäßig alle Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltbilanz der Agrarpolitik", kritisierte Tschimpke. Der Bauernverband war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Nabu hatte bereits im Jahr 2001 Rukwieds Vorgänger an der Bauernverbandsspitze, Gerhard Sonnleitner, den "Dinosaurier des Jahres" verliehen. Seither habe sich nichts verbessert, sagte Tschimpke.: "Rukwied sagt wie Sonnleitner vor 16 Jahren: Wir brauchen keine Agrarwende." Dabei habe sich seitdem der Zustand von Wiesen und Weiden dramatisch verschlechtert und die Bestände von Feldvögeln wie Kiebitz und Feldlerche befänden sich ungebremst im freien Fall.

"Spitze des Eisbergs"

Da sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmid (CSU) wiederholt verhalte wie "der Pressesprecher des Bauernverbandes" könne er sich von dem Negativ-Preis gleich "mitgeehrt fühlen", sagte Tschimpke. Dabei sei Schmidts umstrittenen Glyphosat-Entscheidung vom November nur die "Spitze des Eisbergs" gewesen. In der Politik sei die CDU/CSU für die Lobby der industriellen Landwirtschaft der wichtigste Klientelpartner.

Mit seiner Lobbypolitik setze Rukwied auch die Zukunft vieler Bäuerinnen und Bauern aufs Spiel, warnte der Nabu-Präsident. Von den milliardenschweren Agrarsubventionen der EU profitierten vor allem große Betriebe. In Deutschland bekämen weniger als zwei Prozent der Landwirtschaftsbetriebe 33 Prozent der direkten Förderung.

Im Ergebnis geht laut Tschimpke das Höfesterben weiter. Seit 1960 hätten 80 Prozent der Bauernhöfe ihre Arbeit aufgeben müssen, im Durchschnitt 9.000 pro Jahr. Die von Rukwied vehement verteidigten Pauschalsubventionen pro Fläche seien nachweislich kein geeignetes Mittel, um das Höfesterben aufzuhalten.

Gesprächsangebot

Den Negativ-Preis an den Bauernpräsidenten will der Nabu-Chef dabei ausdrücklich als Gesprächsangebot verstanden wissen. "Wir sind gesprächsbereit", betonte Tschimpke. Anders als mit seinem Vorgänger Sonnleitner habe es seit Rukwieds Amtsantritt 2012 noch kein Treffen mit dem Nabu gegeben. "Es wird Zeit, aus den Schützengräben herauszutreten", sagte Tschimpke.

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