Die irisch-katholische Community in Schottland liebt den Verein Celtic Glasgow
Soccer Football - Celtic vs Linfield - UEFA Champions League Second Qualifying Round Second Leg - Glasgow, Britain - July 19, 2017 Celtic fan REUTERS/Russell Cheyne - RC189CA9E190
Russell Cheyne/Reuters
Der Nordirlandkonflikt auf dem Fußballplatz
Der Nordirlandkonflikt spaltet auch die Fußballfans. Ein Vikar aus Deutschland bekam das im Glasgower Stadion hautnah mit
Privat
13.12.2017

Ich war im Sommer das erste Mal im Glasgower Stadion Celtic Park – bei einem Champions-­League-Spiel, bei dem es um mehr ging als nur um Fußball. Das merkte ich schnell. Der Gastgeber Celtic Glasgow ist ein traditionell irisch-katholischer Verein. Der Gegner, Linfield FC aus Belfast, protestantisch-unionistisch.

Auf den Rängen herrschte eine hitzige Atmosphäre. Die grün-weiß-orangenen Fahnen der Celtic-Fans wehten gegen das Blau-Weiß-Rot der Linfield-Fans an. Ich saß inmitten der Celtic-Fans, als das Spiel sich zu Beginn der zweiten Halbzeit zu ihren Gunsten entwickelte. Da kippte die Stimmung. Die Fans fingen an, mit Gesängen die Taten der IRA zu feiern. 
Auf einem Banner zeigten sie einen vermummten IRA-Kämpfer und bezeichneten sich selbst als eine „unbesiegte Armee“. Mir war mulmig zumute. Wo war ich hier nur gelandet?

Die Feindschaft der Fans geht quer durch die Familien

Fußball ist in Glasgow immer politisch. Es ist eine geteilte Stadt, auch wenn keine Mauer Protestanten und Katholiken trennt. Viele Iren sind in den Hungersnöten im 19. Jahrhundert nach Glasgow gekommen. Und da Celtic, gegründet von einem irischen Ordensbruder, anders als andere Fußballclubs allen Klassen und Religionen offen stand, entstand hier eine große irisch-katholische Fangemeinde. 

Den Celtics gegenüber stehen in Glasgow die protestantisch geprägten Glasgow Rangers. Die Feindschaft der Fans geht manchmal quer durch ihre Familien. Es gibt mittlerweile einige Projekte in Schulen und Stadtteilen, um die Leute auszusöhnen.

Auch die Fußballvereine enga­gieren sich dafür, starten öffentliche Aufrufe oder bestrafen diskriminierende Gesänge in den Stadien. Ich hoffe, dass diese Arbeit weitergeht und auch die Brexitverhandlungen die Spannungen zwischen beiden Gruppen nicht wieder erhöhen.

Von den verbalen Entgleisungen beider Fangruppen abgesehen blieb es an dem Champions-League-Abend letztlich friedlich, auch dank des besonnen Vorgehens von Polizei und Ordnungskräften. Vielleicht ein gutes Zeichen für die Zukunft.

Privat

Simon Wiegand

Vikar Simon Wiegandabsolviert ein ­Spezial­vikariat bei 
der ­Organisation „­Interfaith Scotland“. Sie setzt sich 
für interreligiösen ­Dialog ein.
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Auf seinem Blog schreibt Vikar Simon Wiegand über seine Erlebnisse: https://interfaithscotland.wordpress.com

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