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„Das stimmt nicht“, sagt Richard. „Kartoffeln sind nicht typisch deutsch. Sie kommen aus Südamerika.“ Gut, er hat recht. Es stimmt auch, dass Karin schon zehn Jahre in der Firma ist und nicht acht. Richard entlarvt daneben gegangene Sprachbilder: „Ha! Das heißt nicht ‚durch Mark und Knochen – es heißt ‚durch Mark und Bein!“ Er enttarnt selbst die winzigsten Kommafehler in historischen Büchern, kritisiert Wegweiser wegen ihrer mangelnden Präzision und Etiketten auf Wasserflaschen.
Besserwisser haben oft recht, manchmal nicht. Gelegentlich sind sie so von sich eingenommen, dass sie das dann gar nicht merken. Eine Dame bemerkte empört, dass ich schändlicherweise in meiner Predigt vom Vortag vergessen hatte, die Terroropfer eines Anschlages zu erwähnen. Nur hatte dieser Anschlag zum Zeitpunkt des Gottesdienstes noch nicht stattgefunden …
Er geschah am Abend des Tages, Gott sei´s geklagt. Selbst schwer verletzte Menschen müssen dafür herhalten, dass jemand etwas besser weiß.
Daran sieht man, dass Besserwisser es schwer mit sich selbst haben. Sie pochen auf ihre Meinung, weil sie unsicher und ängstlich sind. Ihnen fehlt es an einem gesunden Selbstwertgefühl – sonst könnten sie locker wegstecken, dass jemand das Great Barrier Reef nach Neuseeland verpflanzt, Kaffeetrinken für gefährlich hält oder das Geburtsjahr von Luther zwölf Monate nach vorne datiert. Wer in sich selber ruht, lässt manches passieren und korrigiert Fehler nur dann, wenn es allen dient. Man ist ja froh, wenn es Leute gibt, die einem mit ihrem Wissen weiterhelfen.
Fair ist es, den Besserwisser unauffällig zur Seite zu nehmen
Gefährlich wird es, wenn ein Besserwisser zwar sieht und hört, dass andere genervt mit den Augen rollen und tief aufseufzen – es aber falsch interpretiert. Wenn er Unmutsäußerungen so missversteht, als würden die anderen enttäuscht sein über ihr eigenes Unwissen. Dazu gehört, dass der Besserwisser signalisiert: „Ich weiß, dass ihr mich reinlegen wollt – aber das klappt nicht. Ich kriege euch!“ Solches Verhalten braucht Hilfe von außen – von Fachleuten, die einem krankhaften Besserwisser zurück in die Normalität helfen.
Wie geht man mit denen um, die ganz gewöhnlich nerven? Wer mag und ein dickes Fell hat, kann Besserwisser-Sätze an sich abprallen lassen. Irgendwann wird derjenige schon aufgeben, wenn er mit seinem Schatz an Erkenntnissen nicht landet. Falls man Lust auf Auseinandersetzungen hat, kann man genau nachfragen: „Woher weißt du das? Welches sind deine Gründe? Wir überprüfen das jetzt mal gemeinsam.“ Oder man tritt in einen argumentativen Schlagabtausch ein – dann muss man aber souverän und thematisch wirklich fit sein, um alle Runden zu überstehen.
Fair ist es, den Besserwisser unauffällig zur Seite zu nehmen. Und ihm unter vier Augen zu beschreiben, was sein Verhalten in einem auslöst. Wie man sich fühlt, wenn man selbst so von oben herab angegangen wird. Man kann sagen, dass man sich über neue Einsichten freut – aber nicht, wenn sie einem mit dem Gestus des Oberlehrers präsentiert werden. Und man kann den Besserwisser bitten, künftig auch mal zuzuhören – kann ja sein, dass er noch etwas dazulernt. Übrigens: Mein Mann sagt liebevoll „Besserwiss!“ zu mir, wenn ich versucht bin, aufzutrumpfen. Das ist die wohl charmanteste Entwaffnung. Im schlimmsten Fall sage ich noch: „Phhhh.“