Frank-Walter Steinmeier empfängt den ukrainischen Außenminister Pawlo Klimkin
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier empfängt seinen ukrainischen Amtskollegen Pawlo Klimkin am 10. Oktober 2014 im Auswärtigen Amt in Berlin.
Foto: Gregor Fischer/dpa
Politik aus dem Lehrbuch
Die Ukrainekrise friedlich überwinden? Der Bund für soziale Verteidigung sagt: Das geht
Tim Wegner
22.02.2016

chrismon: Viele Deutsche sorgen sich um den Frieden in Europa. Sie auch?

Christine Schweitzer: Ja. Im vergangenen Sommer drohte Krieg in der Ukraine, und dann kamen die vielen Flüchtlinge. Der Bund für soziale Verteidigung reagiert darauf mit einer Tagung im März in Magdeburg: „Bedrohungen und friedenspolitische Alternativen in unserer krisenhaften Zeit“. Wir wollen zeigen, wie man verhindern kann, dass Bedrohungsängste zu de­struktivem Verhalten führen.

Nehmen wir die Ukraine­krise. Wovor haben die Leute da Angst?

Viele fragen sich: Wie geht es weiter, falls die Nato im Sommer beschließt, dort Kampftruppen zu stationieren? Das würde gegen frühere Verein­barungen mit Russland ver­stoßen und könnte zu einer Eskalation des Konfliktes führen.

Und was sagen Sie den Tagungsteilnehmern?

Dass jeder bewaffnete Konflikt eine ­lange Vorgeschichte hat. Häufig verliert während eines Krieges der Auslöser an Wichtigkeit und der Konflikt wird aus anderen Gründen weitergeführt, wegen Dingen, die während des Krieges geschehen sind.

Und im Fall der Ukrainekrise?

In der Ukraine gab es einen Aufstand, den sogenannten „Euromaidan“, weil viele die Willkür und die Korruption in ihrem Land satthatten. Denken Sie zudem an die Situation in der Ostukraine, die Abspaltung der Krim und das Eingreifen Russlands. Dazu kommt die internationale Lage – die westlichen Sanktionen gegen Russland und militärische Drohgebärden auf beiden Seiten. Das sind zwar alles unterschiedliche Vorgänge und Ebenen, die aber zusammengenommen hochgefährlich sind.

Und lässt sich eine solche vielfache Krise friedlich überwinden?

Durch langfristiges Denken und präventives Handeln. Außen­politiker sollten hinterfragen, ob ihre Pläne Konflikte verschärfen oder schaffen. Der zweite Schritt ist, nach Möglichkeiten ziviler Konfliktbearbeitung zu suchen: Wie kann man konstruk­tiv auf die Konfliktparteien einwirken? In der Ukrainekrise macht es die deutsche Politik teilweise richtig vor. Sie organisiert runde Tische und unterstützt Weiß­russland, das vermittelt und beiden ­Parteien nahesteht. Da wird Grund­legendes aus den Lehr­büchern der zivilen Konfliktbearbeitung angewandt.

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