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chrismon: Sie berichten vom Pfarrhaus am Beispiel einer einzigen Familie. Wie geht das?
Cord Aschenbrenner: Bei den Hoerschelmanns handelt es sich um eine Familie, die seit neun Generationen Pfarrer hervorbringt. Diese Familientradition fand ich sehr interessant und habe mir überlegt, dass sich am Beispiel dieser Familie gut schildern lässt, wie sich das Pfarrhaus über die Jahrhunderte verändert hat.
Mehrere Generationen der Hoerschelmanns lebten in Estland. Was war da anders?
Sie waren für eine deutsche und eine estnische Gemeinde zuständig. Das waren auf der einen Seite die deutsche Oberschicht und auf der anderen Seite estnische Bauern. Eine derartige soziale Kluft wie zwischen diesen beiden Gruppen gab es im Deutschen Reich im 19. Jahrhundert nicht.
Was ist heute anders?
Bis vor 50 Jahren war es üblich, dass Pfarrer rund um die Uhr für ihre Gemeindemitglieder da waren. Heute haben einige Pfarrer feste Bürozeiten. Außerdem gibt es vermehrt alleinstehende Pfarrer und gleichgeschlechtliche Pastorenpaare. Das wäre zu Beginn des 20. Jahrhunderts undenkbar gewesen.
Sie sind selbst Enkel eines Pastors. Haben Sie Gemeinsamkeiten entdeckt?
Die besondere Stimmung, die in Pfarrhäusern herrscht, ist mir natürlich sehr vertraut: Pfarrhäuser sind einerseits ganz normale Häuser, in denen gelebt, gelacht und gestritten wird. Andererseits sind sie Anlaufstelle für die Gemeinde. Privates und Öffentliches sind dort eng miteinander verbunden.