Entwicklungshilfe nicht mit Agrarkonzernen wie Bayer, BASF und Monsanto kooperieren soll
chrismon: Herr Hachfeld, helfen Agrarkonzerne, den Hunger zu bekämpfen?
David Hachfeld: Die Großkonzerne wollen Geschäfte machen. Und die machen sie, indem sie ihre patentierten Reis- oder Weizensamen verkaufen und die Bauern abhängig machen. Eine Milliarde Menschen hungern weltweit. Und die Konzerne machen ihre Sorten resistent gegen Schädlinge und reichern sie mit Vitaminen an. Neue Sorten verlangen oft neue Herbizide, also Unkrautbekämpfungsmittel. Daraus entwickeln sich neue Resistenzen. Ein Teufelskreis: neues Saatgut, neues Herbizid, dagegen resistentes Unkraut, wieder neues Saatgut, neues Herbizid. Wer hat daran wohl ein Interesse? Sicher nicht der Kleinbauer.
Die Bauern können doch zu anderen Sorten wechseln.
Wir reden über Millionen von Kleinbauern, die auf Flächen von unter einem Hektar wirtschaften. Wenn die sich für eine neue Hybridsorte entscheiden, müssen sie die jedes Jahr neu kaufen. Das ruiniert viele Bauern.
Was bieten Sie stattdessen als Lösung an?
Wir müssen die Biodiversität erhalten. Jeder Boden, jedes Klima ist anders. Deshalb gibt es ja so viele verschiedene alte Sorten. Die Weltkonzerne bieten ein, zwei Sorten Reis, Weizen oder Soja an, das war’s. Es gibt längst erforschte neue Anbaumethoden, mit denen die Kleinstbauern ihren Ertrag vervielfachen. Dazu brauchen sie eine Schulung, kein neues Hybridsaatgut.
Sind Sie generell gegen Partnerschaften zwischen staatlicher Entwicklungshilfe und Privatwirtschaft?
Nein. Es kann durchaus sinnvoll sein, mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten, etwa mit kleinen und mittleren Unternehmen in den Ländern des Südens. Wir wehren uns gegen die Kooperation mit den Riesen auf dem Markt, die an einem nicht nachhaltigen Agrarmodell festhalten.
Wie viele Menschen haben die Petition unterschrieben?
Bisher mehr als 30 000. Im Herbst wollen wir die Unterschriften in Berlin übergeben – unser Ziel sind mindestens 50 000.