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Wir sind dann mal weg. Das Wagnerjahr ist vorbei, und viele sind froh darüber. Wenn es nur Wagner gewesen wäre – aber es war ja VW-Gedenkjahr, Verdi und Wagner. Über beide gab es im Jahr 2013 unendlich viel zu hören, sehen, lesen, eine ganze Masse Bücher ist erschienen. Allein zu Wagner waren es irgendwann schon 109 Neuerscheinungen, wie ein findiger Wagnerianer ausrechnete, da war das Jahr noch lange nicht zu Ende. Wer soll das alles lesen? Und wer schreibt das alles?
Hiermit bekenne ich mich als Autor einer dieser Machwerke. Zugegeben, es ist keine besonders originelle Idee, im 200. Geburtsjahr des Komponisten ein Buch über Richard Wagner zu schreiben. Der einstige Dresdner Barrikadenmann ist einer der meistbeschriebenen Männer der Weltgeschichte. Aber es ist kein richtiges Wagnerbuch geworden – sondern eines über sein wichtigstes Vermächtnis, die Bayreuther Festspiele. Über sie gibt es bei weitem nicht so viele Bücher wie über Wagner. Und die politischen Zusammenhänge dieses Unternehmens sind noch nie epochenübergreifend in den Blick genommen worden.
Der Grüne Hügel: dünkelhaft, nazistisch, kleinbürgerlich
So versuchte ich, Bayreuth mit all seinen künstlerischen, politischen, gesellschaftlich-sozialen Aspekten als Spiegel der deutschen Geschichte vom Kaiserreich bis zur Gegenwart zu beschreiben. Am Grünen Hügel findet sich alles, was es in der großen Politik gab und gibt: wilhelminische Selbstüberschätzung, dünkelhafte Politikverachtung, völkischen Rassismus, nazistischen Vernichtungswahn, kleinbürgerliches Mitläufertum und vieles mehr. Nicht zuletzt die Anpassungsfähigkeit einer Komponistenfamilie, die die Festspiele bis heute leitet und prägt, trotz staatlicher Gelder und Mitsprache.
Das Buch reicht chronologisch leider nur bis in die 1960er Jahre. Für die Zeit danach sind wichtige Akten nicht zugänglich, die regierenden Wagnerschwestern sitzen auf ihnen wie im "Ring" Drache Fafner auf dem Hort. Eines Tages ändert sich das vielleicht. Bis dahin brauche ich eine Wagnerpause. Genug gesehen, gelesen, geschrieben, vorerst. Wie sagte schon Daniel Spitzer nach den ersten Bayreuther Festspielen 1876: "Die Wagnerianer waren ganz weg vor Entzücken, und ich war auch ganz entzückt, als ich weg war."