Lieber Leserin, lieber Leser,
sie leben sorglos in den Tag hinein, fiedeln gut gelaunt und blasen wild die Trompete. Eine Frau tanzt verführerisch durch die ausgelassene Menge lüstern dreinblickender Männer mit Goldzähnen. Plötzlich fährt einer hoch und zückt ein Messer. Knisternde Spannung. Und dann: Gelächter. Man schlägt sich auf die Schenkel, die Fideln und Trompeten setzen wieder ein, das Trinkgelage kann weitergehen. - Kennen Sie Menschen, die so leben?
Wenn ja, dann bestimmt aus dem Kino. In Filmen werden bis heute Vorurteile gegen Roma und Sinti geschürt. Dazu forscht Radmila Mladenova, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg. Im Interview erklärt sie, dass es diese "Zigeunerfiguren" in Wirklichkeit gar nicht gibt. Kein Mensch lebt so, wie es uns das Klischee weismachen will. Ist es also nur ein Klischee? Nicht selten erleiden Sinti und Roma Grausames, weil sich diese stereotypen Bilder einfach nicht aus unseren Köpfen entfernen lassen.
Wenn Sie noch keinen Rom kennen, aber gerne mal einen kennenlernen möchten, lesen Sie unser Interview mit Gianni Jovanovic. Er ist einer: christlich-orthodox aufgewachsen, litt als junger Mann unter Depressionen, musste seine Scham gegenüber seiner Frau und seinen Eltern überwinden. Heute lebt er mit einem Mann zusammen und engagiert sich gegen Rassismus und Homophobie.
Viele Roma in Rumänien finden aus der Armut nicht heraus. Der Ex-Profibasketballer Valeriu Nicolae hat es geschafft. Heute hilft er Roma-Kindern aus Bukarest, etwas anderes kennenzulernen als ihr Ghetto.
Grausam war das Los der Roma und Sinti während des Nationalsozialismus. Es ist gerade mal zehn Jahre her, dass die Bundesrepublik Deutschland ihrem Gedenken ein Denkmal widmete.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Ihr Burkhard Weitz
PS.: Kommende Woche beginnt die Fastenzeit. Falls Sie an der Fastenaktion der Evangelischen Kirche "Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand" teilnehmen wollen, finden Sie hier mehr Infos.