Rollstuhlsteuerung per Gedanken
epd-bild/Friedrich Stark
Einen Rollstuhl nur mit Kraft der Gedanken durch einen Parcours steuern: Das soll künftig mit Hilfe der Steuerung über eine Haube mit Elektroden möglich sein. Vier Patienten haben das Training bereits erfolgreich absolviert.
17.06.2019

An der Bochumer Universitätsklinik Bergmannsheil haben die ersten Patienten erfolgreich ein Training zur Steuerung eines Rollstuhls durch Gedankenkraft absolviert. "Wir konnten nun nachweisen, dass die Technologie auch bei Patienten funktioniert und nicht nur bei gesunden Menschen unter Laborbedingungen", sagte Thomas Schildhauer, Ärztlicher Direktor und Direktor der Chirurgischen Klinik am Bergmannsheil, am Montag über das Pilotprojekt. Wenn Patienten durch Gedankenübertragung wieder mobil gemacht werden könnten, sei das ein "bedeutender Schritt hin zur Integrierung in normales Umfeld."

Haube erfasst elektrische Impulse

Vier Patienten hätten das zwölfwöchige Training mittlerweile erfolgreich absolviert und seien in der Lage, einen Parcours mit verschiedenen Richtungswechseln mit der Kraft ihrer Gedanken zu befahren. Das Pilotprojekt für das sogenannte Brain-Computer-Interface (BCI), die Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer, läuft seit etwa einem Jahr an dem Krankenhaus im Ruhrgebiet. Die Technologieentwicklung des interdisziplinären Programms wird vom Institut für Bioingenieurswesen an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) in der Schweiz übernommen. Die Patientenanwendung findet in dem Bochumer Krankenhaus statt.

Über eine Haube mit Elektroden auf dem Kopf des Patienten werden die elektrischen Impulse im Gehirn des Fahrers erfasst und in Befehle für die Steuerung des Rollstuhls übersetzt. So können sich etwa querschnittsgelähmte Patienten selbstständig fortbewegen. Laut Ramón Martínez-Olivera, dem leitenden Arzt der Abteilung für Neurochirurgie und Neurotraumatologie, befindet sich die Technologie allerdings noch in der Grundlagenforschung: "Das Projekt erlaubt, die Technologie ein Stück näher an die Realität zu bringen. Was wir hier tun, ist der Schritt vom Labor in die Klinik." Ähnliche Projekte gebe es an drei bis vier Zentren in den USA, in Europa sei die EPFL Pionier auf dem Gebiet.

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