Rom (epd). Italienische Partisanenverbände haben die Umbettung der sterblichen Überreste des NS-Kriegsverbrechers Michael Seifert in ein anonymes Grab gefordert. Unbekannte hatten nach Angaben der Online-Ausgabe der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Mittwoch) vor dem italienischen Feiertag am 25. April, dem Tag der Befreiung Italiens, erneut Blumen am Grab des als "Bestie von Bozen" bekannten Kriegsverbrechers in der Nähe von Neapel abgelegt.

Die Partisanenverbände appellierten an die zuständigen Bürgermeister von Bozen und Santa Maria Capua Vetere, für eine anonyme Grabstätte zu sorgen. Damit solle verhindert werden, dass der Ort zum Gegenstand der Verehrung von Neofaschisten werde.

Grausamster NS-Kriegsverbrecher in Italien

Der 1924 in der Ukraine geborene Seifert gilt als einer der grausamsten NS-Kriegsverbrecher in Italien. Das Militärgericht von Verona hatte ihn im Jahr 2000 wegen Mord und Folter an mindestens elf Insassen des Lagers verurteilt.

Seifert floh 1951 nach Kanada. Bei der Einreise machte der als "Schlächter von Bozen" bekannte Kriegsverbrecher jedoch falsche Angaben über seinen Geburtsort. Die kanadischen Behörden erkannten ihm deshalb die Staatsangehörigkeit ab lieferten ihn 2002 an Italien aus. Dort starb er 2010 im Militärgefängnis von Santa Maria Capua Vetere.

Als SS-Rottenführer war Seifert zwischen 1944 und 1945 gemeinsam mit dem als verschollen geltenden Otto Stein für das Durchgangslager von Bozen zuständig. Tausende Insassen wurden vorn dort aus in Konzentrationslager nördlich der Alpen deportiert. Beim Prozess gegen Seifert und den Mitangeklagten Stein hatten etwa zwei Dutzend Überlebende als Zeugen über die Gräueltaten ihrer Wächter ausgesagt.