Berlin (epd). Seit Mittwoch ist das sechseckige Gebäude von einem riesigen Rundum-Werbeplakat des chinesischen Technologiekonzern Huawei verhüllt, wie Gedächtniskirchenpfarrer Martin Germer in einer Erklärung mitteilte. Mit dem Unternehmen hätten bereits seit November 2018 vertragliche Bindungen bestanden.
Mit Blick auf die aktuelle politische Debatte um den chinesischen Technologiekonzern zu möglichen Datenschutzrechtsverstößen begründete Pfarrer Germer die Werbung mit den Worten: "Der vage Charakter der vorgebrachten Verdachtsmomente haben das Kuratorium der Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und den Gemeindekirchenrat veranlasst, die geschlossenen Vereinbarungen einzuhalten, zumal für Smartphones und nicht für Netzwerktechnik geworben wird."
Für die Stiftung und die Kirchengemeinde sei Werbung an den Kirchengebäuden "immer nur ein Notbehelf", erklärte Germer weiter. Deshalb hätten sich die verantwortlichen Gremien erst nach intensiven Beratungen in diesem Fall für die Werbung am Glockenturm entschieden. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", so Germer.
Dringend nötige Sanierungsarbeiten
Mit den Einnahmen sollen die dringend nötigen Sanierungsarbeiten am Glockenturm der Gedächtniskirche finanziert werden. "Werbung ist hier unsere einzige Chance, an Eigenmittel zu kommen", betonte Germer weiter. Diese seien zugleich der Anfang, um auch für die weiteren Baumaßnahmen, weitere kirchliche, staatliche und private Förderung zu erhalten.
Die Sanierung des Glockenturms soll nach Angaben der Kirchengemeinde 2020 beginnen. Die Kosten dafür werden mit mehr als vier Millionen Euro veranschlagt. Neben der Sanierung aller 204 Betonwabenelemente müssten nach 60 Jahren erstmals auch die 5.152 blauen Betonglasfelder ausgebaut und in der Werkstatt überholt werden.
Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde im Krieg zerstört. Ihre Überreste wurden abgerissen, allerdings blieb der Hauptturm stehen und wurde mit seiner abgebrochenen Spitze konserviert. Um ihn herum gruppiert sich seit 1961 ein Gebäudeensemble des Architekten Egon Eiermann. Dazu gehören eine Kapelle und der Glockenturm mit ihren Wänden aus farbigem Glas. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wird jedes Jahr von 1,3 Millionen Besuchern aus aller Welt besucht.