"Wenn es heute Probleme gibt mit einem Medizinprodukt, hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte keinen Gesamtüberblick", sagt der Bundesgesundheitsminister.
epd-bild/Christian Ditsch
"Wir wollen wissen, welchem Patienten welches Produkt eingebaut wird. Und wir wollen nachprüfen können, wie lange diese halten", sagt Jens Spahn.
26.11.2018

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat Mängel bei der Erfassung gesundheitsschädlicher Medizinprodukte eingeräumt. "Wenn es heute Probleme gibt mit einem Medizinprodukt, hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte keinen Gesamtüberblick über alle vergleichbaren Fälle", sagte Spahn der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstag). "Und es hat noch nicht einmal die Chance, Patienten gezielt zu warnen, wenn es Fehler bei Medizinprodukten feststellt."

Zuvor hatten die "Süddeutsche Zeitung", WDR und NDR berichtet, dass sich die Zahl der Menschen in Deutschland, die wegen Problemen mit Medizinprodukten wie Implantaten, Prothesen und technischen Geräten verletzt wurden oder gestorben sind, in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht hat. Die internationale Recherche mit dem Namen "Implant Files" habe ergeben, dass der Zulassungsprozess fehleranfällig sei. Damit kämen auch neue Medizinprodukte auf den Markt, die schlecht oder gar nicht getestet wurden.

Implantat-Register wird eingerichtet

Das Ministerium wolle nun für "mehr Transparenz und damit mehr Patientensicherheit" sorgen, sagte Spahn. "Wir bauen eine industrieunabhängige Stelle auf, bei der alle verbauten Implantate gemeldet werden müssen." Zudem werde aktuell ein Implantat-Register eingerichtet: "Wir wollen wissen, welchem Patienten welches Produkt eingebaut wird. Und wir wollen nachprüfen können, wie lange diese halten." Bund und Länder wollen Spahn zufolge bis Ende Januar überprüfen, ob und welche Konsequenzen aus den nun vorgebrachten Vorfällen gezogen werden sollen.

Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) hatte zuvor kritisiert, es gebe keine sicheren Regeln und Vorgaben, die die Einführung von "Scheininnovationen" und schädlichen Produkten verhindern. Neue Methoden und Medizinprodukte in Krankenhäusern müssten vor der Einführung einer verpflichtenden Nutzenbewertung unterzogen werden. "Nur was tatsächlich etwas nützt und auch sicher ist, sollte Patientinnen und Patienten einoperiert werden", sagte die GKV-Vorstandsvorsitzende Doris Pfeiffer. Eine solche Bewertung könnte Deutschland auch ohne eine europäische Regelung einführen. "Die Bundesregierung muss es nur wollen."

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