Düsseldorf (epd). Der wachsende Schnelligkeitsdruck in der Branche mache den Journalismus generell für Manipulationen anfällig, warnte Gensing beim Tag der Medienkompetenz im Düsseldorfer Landtag.
Die traditionellen Medien versuchten zunehmend, mit dem Tempo der sozialen Medien Schritt zu halten. Damit bestehe die "große Gefahr", dass Fake News auch über etablierte Nachrichtenkanäle verbreitet würden. "Auch handwerkliche Fehler führen zu falschen Nachrichten", sagte Gensing. Den Nährboden für die Akzeptanz von Fake News sieht er in der Fragmentierung der Gesellschaft. Entstanden seien Gruppierungen mit eigenen Filterblasen, die offen für Falschmeldungen seien, die in die jeweilige Sicht der Dinge passten.
Das Onlineportal "Faktenfinder" der ARD ging im 2017 an den Start. Es will nach eigenen Angaben zur Aufklärung und Eindämmung von Fake News beitragen, in dem Phänomene wie politische Propaganda, Gerüchte, Lügen und Halbwahrheiten im Internet gesammelt und richtiggestellt werden. Die Redaktion um Projektleiter Gensing prüft dazu unter anderem auch auffällige Websites, Blogs und Foren.
Phänomen des "Multischwurbels"
Die Erfinderin des Negativpreises "Goldener Aluhut", Giulia Silberberger, sagte im Düsseldorfer Landtag, es sei schwer zu beeinflussen, wenn die Leute etwas glauben wollten, obwohl die Faktenlage dagegen spreche. Dies zeige auch das Phänomen des "Multischwurbels", bei dem alle möglichen Verschwörungstheorien für irrwitzige Argumentationen miteinander verkettet würden. Helfen könne möglicherweise nur die Erkenntnis, dass ein in Gut und Böse getrenntes Weltbild zu simpel für die Herausforderungen der heutigen Zeit sei. Die von Silberberger gegründete Berliner Initiative vergibt ihre Auszeichnung für besonders abstruse Pseudo-Wissenschaft und Verschwörungstheorien.
Der jährlich im Landtag stattfindende Tag der Medienkompetenz ist eine von der Landesregierung Nordrhein-Westalens und dem Landtag gemeinsam ausgerichtete öffentliche Veranstaltung, die vom Grimme-Institut organisiert wird. In diesem Jahr stand unter dem Motto "Was steckt dahinter?" die Medienbildung in Zeiten von Fake News, Verschwörungstheorien und Algorithmen im Mittelpunkt.