Opfer vom Fabrikeinsturz in Bangladesch bei einer Demonstration gegen die schlechten Arbeitsbedingungen (Juni 2013)
epd-bild / Gordon Welters / Medico International
Unterbezahlt, keine Rentenversicherung, keine Gebäudesicherheit: Vier Jahre nach dem Einsturz einer Kleiderfabrik in Bangladesch hat sich noch nicht viel getan.
31.03.2017

Die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche in Bangladesch sind auch vier Jahre nach dem verheerenden Einsturz einer Kleiderfabrik miserabel. Die Arbeiterinnen seien immer noch deutlich unterbezahlt, kritisierte die Sprecherin des entwicklungspolitischen Südwind-Instituts, Sabine Ferenschild. Zudem hätten nicht einmal 20 Prozent der formell Beschäftigten eine Rentenversicherung, und auch in der Gebäudesicherheit habe sich kaum etwas getan, sagte Ferenschild am Donnerstagabend in Düsseldorf. Viele Millionen Menschen, vorwiegend Frauen unter 24 Jahren, stellen in dem südasiatischen Land Kleidung vor allem für den Export her.

Auch seither immer wieder Unfälle

Der Appell von Auftraggebern aus dem Ausland an die zumeist einheimischen Fabrikbesitzer, endlich Lohnsteigerungen in die Wege zu leiten, sei bislang verhallt. "Es ist nichts geschehen, auch nicht in den Vorzeigefabriken", sagte die Südwind-Expertin. Der Mindestlohn in Bangladesch beträgt demnach in der Branche 60 Euro pro Monat bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von wöchentlich 48 Stunden. Auch nach dem Einsturz der Fabrik "Rana Plaza" passierte immer wieder Unfälle. Im April 2013 war das Gebäude nahe der Hauptstadt Dhaka eingestürzt, mehr als 1.100 Menschen starben.

Bei Kunden müsse sich Denken ändern

Vertreter deutscher Textilfirmen sahen dagegen Fortschritte. Das von der Bundesregierung initiierte Bündnis für nachhaltige Textilien aus Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Abnehmern hätte es geschafft, die Arbeitsbedingungen in Bangladesch zu verbessern, sagte Nico Kemmler vom Bielefelder Unternehmen "Seidensticker". "Es ist uns gelungen, dass unabhängig von der Größe der Unternehmen oder Nichtregierungsorganisationen doch rechtsverbindliche Ziele formuliert wurden, die auch umgesetzt werde müssen."

Gleichzeitig räumte er ein, dass etwa in Sachen Chemikaliengebrauch und dem Einsatz nachhaltiger Baumwolle "noch ein ziemlich dickes Brett zu bohren" sei. Annette Koch vom Unternehmen Gerry Weber im westfälischen Halle sagte, dass sich zur Durchsetzung fairer Arbeitsbedingungen auch bei Kunden komplett das Denken ändern müsse.