Väterzeit - Ich auch, ich auch!
Eis für alle - Gerechtigkeit unter Geschwistern und Gewissenskonflikte bei den Eltern
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Erziehung und Gerechtigkeit
Ich auch, ich auch!
Wenn ein Kind etwas bekommt, will das Geschwisterkind das Gleiche. Es soll ja fair zugehen in der Familie. Aber wie soll man das als Eltern nur hinbekommen?
Lena Uphoff
31.10.2024
3Min

Wer nur ein Kind hat, der hat es leicht. Ja, natürlich nicht immer, aber in Bezug auf Gerechtigkeit, meine ich. Denn eine der größten Schwierigkeiten als Elternteil von zwei, drei oder noch mehr Kindern ist doch: Wie bin ich zu allen gleich nett, streng, fördernd, fordernd? Und Kinder haben bekanntlich ein sehr sensibles Gerechtigkeitsempfinden. Jede Form von Ungleichbehandlung wird sofort kommentiert.

Einer unserer Söhne will nie ein Pausenbrot mit in die Schule nehmen. Als fürsorglicher Vater, der wenig so viel fürchtet, wie dass das Kind hungern könnte, versuche ich ihn regelmäßig zu überreden, es doch zu tun. Wenn das Brot dann am nächsten Morgen ungegessen, aber angegammelt aus der Brotdose gezogen wird und im Mülleimer landet, ist allerdings auch nichts gewonnen. Der Sohn liebt jedoch Salami. Also bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe so eine Art Bifi-Roll gekauft. Er war begeistert und der andere Sohn hat sofort gerufen: Ich will auch so eine!

Dabei ist er sonst mit seinem Frischkäsebrot völlig zufrieden, was ich natürlich viel besser finde, weil es gesünder ist, weniger Müll macht und auch deutlich weniger kostet. Und jetzt? Jetzt haben beide Bifi-Roll dabei. Klassischer Fall von gut gemeint, nicht gut gemacht.

Lesen Sie hier: Wie kriegt man das eigene Sicherheitsbedürfnis und den kindlichen Entdeckerdrang unter einen Hut?

Als meine Frau und ich auf die Geburt unseres ersten Kindes gewartet haben, konnten wir es nicht mehr aushalten und mussten mit unserer Vorfreude irgendwohin. Also haben wir angefangen, in ein kleines Büchlein Briefe an das noch ungeborene Kind zu schreiben. Beim zweiten Kind haben wird damit weiter gemacht und, auch wenn die Zeit immer knapper und die Motivation sich abends dafür hinzusetzen, immer geringer wurde, brauchte natürlich auch das dritte Kind so ein Buch – sonst wäre das ja ungerecht.

Ich erinnere mich noch, wie ich die drei Bücher regelmäßig mit in den Sommerurlaub genommen habe, um sie zu füllen. Es hat auch Spaß gemacht, so ist das nicht. Aber es war auch eine Aufgabe, die es zu erfüllen galt. Und immer, wenn ich eines der Bücher geschrieben hatte, erschien mein Gewissen im Hinterkopf und sagte: Schreib auch in die anderen Bücher! (Mein Gewissen ist übrigens gekleidet wie Martin Luther auf einem Bild von Lucas Cranach, aber das ist ein anderes Thema).

Gestern haben unsere Kinder die Bücher zufällig im Bücherregal gefunden und wollten, dass ich daraus vorlese. Es war sehr schön, das zu lesen. Die Kinder haben gelacht und fanden ihren Vater und sich selbst süß, glaube ich. Und ich war meinem Gewissen dankbar, dass es mich so oft ermahnt hat, wieder etwas zuschreiben. Allerdings ist mir aufgefallen, dass im Buch unseres dritten Kindes am wenigsten steht – was ja klar ist, weil ich vor ein paar Jahren gleichzeitig aufgehört hatte, in die drei Bücher zu schreiben und mit dem Dritten natürlich zuletzt begonnen hatte.

Also hat sich heute wieder Martin Luther, äh, ich meine, mein Gewissen gemeldet und gesagt: Schreib weiter! So geht das nicht. Unser drittes Kind ist auch noch die einzige Tochter. Nicht, dass es dann heißt, ich hätte deswegen nicht so viel ins Buch geschrieben. Obwohl unsere Söhne sicher das passende Gegenargument hätten, denn sie sind der Meinung, dass die Tochter oftmals bevorzugt wird.

Das dritte Kind darf ja das Meiste früher als das zweite und erst recht als das erste: Fernsehen, Schokokuchenessen, an Silvester bis Mitternacht aufbleiben. Und wenn es darum geht, welches Kind nun auf dem Schoß sitzen darf, oder ins Bett getragen wird, ist auch immer die Kleinste dran. Das ist wirklich eine unfaire Mischung – nur, was soll man da machen? Wer nur ein Kind hat, hat es da leichter.

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Kolumne

Michael Güthlein
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Konstantin Sacher

Michael Güthlein und Konstantin Sacher sind Väter: ein (1) und drei Kinder (10, 9, 6). Beide erzählen über ihr Rollenverständnis und ihre Abenteuer zwischen Kinderkrabbeln und Elternabend, zwischen Beikost und Ferienlager. Ihre Kolumne erscheint alle zwei Wochen; sie schreiben im Wechsel.