Freunde von uns waren gerade in Berlin. Sie haben das Pergamon-Museum besucht, bevor es im Oktober für vier lange Jahre wegen Renovierungsarbeiten geschlossen wird. Begeistert haben Heike, Dirk und ihr Sohn Hanno über antike griechische und römische Kunst berichtet, über die Zeugnisse der Kulturgeschichte in Mesopotamien, Syrien und Anatolien. Ja, und über das Museum für Islamische Kunst, in dem Meisterwerke und archäologische Funde muslimischer Völker zu bewundern sind.
Die Drei haben zu einem Abendessen bei uns ein tolles Geschenk mitgebracht. Ein Buch: „Mesopotamia“. Der Untertitel lautet: „Aramäisch kochen. Rezepte und Geschichten einer fast vergessenen Kultur“. Man lernt, wie man die Namen der Rezepte ausspricht und erfährt Vieles über heutige Existenz, Geschichte, Glaube und Esskultur der Aramäer. 250000 von ihnen leben in Europa, davon über 100000 in Deutschland. Aramäisch gehört zu den ältesten Sprachen der Welt. Es ist die Sprache Jesu.
Am liebsten hätte ich mich in die Küche gestürzt und losgelegt. Aber da war ja das Dinner, das ich servieren wollte. Also Konzentration! Am nächsten Tag habe ich geblättert und studiert. Was könnte ich versuchen? Einen Salat? Suppe? Fingerfood? Vegetarische Teiggerichte? Süßes? Wer mich kennt, der ahnt, dass ich mich zunächst auf die Produktion von Käse verlegt habe. Zugegeben: Das Rezept ist denkbar einfach. Aber warum nicht so anfangen? Ein kleiner Erfolg motiviert zu Ausflügen in höhere Sphären …
Also: Man braucht einen Liter Milch mit 3,5 Prozent Fett sowie eine Mischung aus zwei EL Joghurt mit dem gleichen Fettanteil, einem Becher Saure Sahne, zwei Eiern und einem EL Salz. Die Milch wird zum Kochen gebracht, die anderen Zutaten zur kochenden Milch geben. Den Inhalt des Topfes zehn Minuten köcheln lassen. Solange, bis Käsebrocken an der Oberfläche schwimmen. Ein Gemüse- oder Wäschenetz über ein Sieb spannen. Jetzt den Topf mit Molke und Käsebrocken ausgießen.
Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast
Das Netz fest um den Käse herumwickeln, die Masse über einem Topf oder einer Schüssel abtropfen lassen. Danach kann man ihn sofort essen. Einfach so oder mit Oliven und getrockneten Tomaten. Ich hatte von unserem Festessen mit den Freunden noch Vinaigrette für eine Burrata-Carpaccio übrig, die hat perfekt gepasst: Essig mit Olivenöl, Honig, Salz, Pfeffer, Zitronensaft und Zitronenschale. Erbsen, gegrillte Paprika aus dem Glas, kleingehackte Zwiebeln und Oliven, Estragon und Minze.
Ein aramäischer Käse. Schlicht, pur oder fein gemacht. Da passt doch ein Tischgebet besonders gut, das sich an den himmlischen Meister der aramäischen Sprache richtet: „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast.“ Amen, so sei es.
Von der Kolumne zum Buch:
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