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Huch! Weihnachten, das Fest der Feste, schon wieder vorbei - in genau 13 Wochen. Insofern ist es einleuchtend, dass bereits jetzt, im September, kurz nach Herbstbeginn, thematisch passende Dekorationen verkauft werden - und täglich werbende Post ins Haus und in den Mailbriefkasten flattert. Im Advent und an Weihnachten wird zuhause geschmückt, was das Zeug hält - auch der Tisch.
Zu vielen kirchenjahreszeitlichen Gelegenheiten und bei allen persönlichen Anlässen gibt es massenhaft Drapierendes rund um Speis’ und Trank zu kaufen. Angefangen von atemberaubend sinnlosem Kitsch, von rheinischen Freunden liebevoll „Stehrümchen“ genannt, über fast praktisch zu Nennendes wie einem glitzernden Kerzenständer bis hin zu elegant-künstlerischen Objekten oder funkelnden Stoffservietten.
An mir prallt das momentan noch ab. Ich gehöre nicht zu der Fraktion, die im Herbst mit Weihnachten beginnt. Auch Lebkuchen und Dominosteine müssen bis zum ersten Advent warten, bevor sie auf dem Teller landen. Wir feiern zuhause die Feste, wie sie kommen. Und deswegen kümmere ich mich erst einmal um den Erntedanktag, der uns am kommenden Sonntag ins Haus steht.
Ein schönes, ein wichtiges Fest. Nichts, was wir essen und trinken, was wir bekommen, um unser Leben zu erhalten, ist selbstverständlich. Ich mag es, unseren Esstisch an diesem Tag so zu gestalten, dass wir etwas sehen von den Gaben, die uns zuteil geworden sind. Diesmal plane ich einen Korb mit einheimischen Obst, vielleicht ein Exot wie die Mango darunter, Symbol für das, was andere Länder an Köstlichkeiten uns schenken.
Dazu selbst gebackenes Brot, das für Leben und Lebenskraft steht. Salz- und Pfeffermühle – mit Würze und richtigem Pep lebt es sich schwungvoller. Eine Flasche Wein als Sinnbild für Lebensfreude und Wohlstand im eigentlichen Sinn des Wortes. Sonnenblumen, die Zeichen sind für Fülle, für das „Mehr“, das wir neben dem Nötigsten reichlich haben. Schön finde ich auch bunte Blätter als Dekoration.
Jedes von ihnen ist einzigartig wie wir selbst und die Menschen, die uns begegnen. Zusammen bilden sie ein schützendes Dach für alles, was sich darunter birgt. Fallende Blätter erzählen in ihrer Leichtigkeit zugleich von Schwerem - von Verlust und Ende. Sie gehören für mich auf einem Erntedanktisch dazu - die ernsten Geschichten, die wir und andere erlebt haben. Das, was uns trotz allem bleibt und verbindet.
Am Ende ist der Esstisch ein kleiner Hausaltar, auf dem sich Dank und Wehmut zueinander gesellen: Ein Rückblick auf die gesammelte Ernte des vergangenen Jahres. Was da liegt und steht, inspiriert dazu, sich Gedanken zu machen über die Aussaat für das nächste Jahr, über das, was man besser oder neu hegen und pflegen sollte, damit es im eigenen Leben und dem anderer wächst und gedeiht. Ich stelle mal lieber einen Weihnachtsengel dazu.