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Im Herbst ist es Zeit. Zeit für Zwetschgendatschi. Nicht Pflaumenkuchen oder was es da sonst noch so alles gibt. Nein, es muss ein richtiger Datschi sein. Mit den Zwetschgen, die erst im Herbst so wunderbar reif und sanft weich sind. In den Monaten vorher sind sie zwar schon bläulich, aber oft noch sehr hart, so dass man den Kern nur mühsam mit einem Messer herausbekommt.
Ihre volle süße Entfaltung zeigen die Zwetschgen, wenn sie am spitzen Stielansatz schon einen Hauch schrumpelig werden. Blauviolett haben sie ein goldgelbes Fruchtfleisch voller Vitamin A, B und C, dazu noch Kalium, Kalzium, Magnesium und Zink. Diese Früchte kann man im Supermarkt kaufen. Besonders gut sind sie auf den Märkten, wo sie meist gerade frisch geerntet von den Landwirten angeliefert werden.
Eine Entdeckung am Rande: Auf der Internetplattform Mundraub gibt es eine Landkarte für alle, die gerne aus Nachbars Garten naschen. Wilde Bäume und Sträucher sind verzeichnet, die öffentlich zugänglich sind. Pflücken und ernten erlaubt! Äpfel, Birnen, Esskastanien, Holunder, Schlehen, Zwetschgen, Walnüsse, Kräuter – alles da. Ein Blick auf die Seite lohnt sich! Es gibt noch mehr zu entdecken …
Unsere Zwetschgen hole ich auf dem Münchner Bauernmarkt, der um die Ecke stattfindet. Nach dem Kauf stürme ich nach Hause, um einen Datschi zu backen. Das ist denkbar einfach! Für ein Kilo Zwetschgen nehme ich gute 200 gr Mehl in einer großen Schüssel. Einen halben Würfel frische Hefe mit einem Teelöffel Zucker vermischen. Von 100 ml lauwarmer Milch etwas abnehmen und mit der Hefe verbinden.
Diese Mischung gieße ich in einer Vertiefung in der Mitte des Mehls und vermenge sie mit ein bisschen Mehr vom Rand. Diese Art Vorteig lasse ich eine Viertelstunde gehen. Danach gebe ich die restliche Milch, ca. 25 gr Zucker, 25 gr weiche Butter und eine Prise Salz zum Teig. Ordentlich kneten, bis der Teig sich gut und geschmeidig vom Rand der Schüssel löst. Dann auf ein Blech mit Backpapier geben oder in eine gefettete Form.
Nochmal etwa 45 Minuten gehen lassen. In der Zwischenzeit die Zwetschgen waschen, entkernen und vierteln. Wenn der Teig aufgegangen ist, auf den Boden reichlich geriebene Mandeln streuen. Das schmeckt und verhindert, dass der Teig durchweicht. Nun belegen. Noch ein Tipp: Manchmal geht es sich mit dem Obst nicht ganz aus. Lücken fülle ich notfalls mit Apfelschnitzen auf, das passt prima!
Ist das Kunstwerk fertig, aber noch nicht im Ofen, streue ich Zucker und Zimt nach Belieben drüber und setze ein paar Butterflöckchen auf die Zwetschgen. Dann ab in den auf 200 Grad vorgeheizten Backofen - für etwa eine halbe Stunde. Ich beobachte meinen Kuchen, denn manchmal braucht er etwas länger, ab und zu kürzer. Verbrannte Ränder schmecken genau so wenig wie unfertiger Matschteig – also „trau, schau, wem“.
Es duftet köstlich. Der Datschi ist fertig. Datschi kommt von „datschen“, „dätschen“ – also „hineindrücken“, was man mit den Zwetschgen ja macht. Ich habe noch eine andere Assoziation. In München werden unsereinem für ein Stück Datschi in der Größe von 10 x 5 cm 3,90 Euro abverlangt. Man könnte auch sagen: hineingedrückt. Da stemme ich mal lieber das Obst selbst in den Teig. Das Ersparte können wir in die Miete stecken.
Von der Kolumne zum Buch:
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