Das Wort - Iris Wolff
AHAOK
Iris Wolff über Schmerz und Hoffnung
"Ich weiß nicht, was wird"
Die Schriftstellerin Iris Wolff nimmt die guten Tage an. Und legt das Künftige in größere Hände
Iris WolffNora Klein
Aktualisiert am 14.10.2024
3Min
Am guten Tage sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Diesen hat Gott geschaffen wie jenen, damit der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist. Prediger 7,14

In Michael Köhlmeiers Roman "Madalyn" denkt der Icherzähler, ein österreichischer ­Schriftsteller, darüber nach, ob er sich in das Leben seiner ­jungen Nachbarin einmischen soll. Sie hat sich verliebt, hat Ärger mit ihren Eltern und bittet ihn um Hilfe. Er will eigentlich nicht, denn er verschreibt sich lieber den Möglichkeitsräumen seiner Bücher, als ein Handelnder zu sein.

Ich habe mich darin wiedererkannt. Ich lebe in Geschichten, kann mir die Gefährtinnen und Gefährten aussuchen, die mich über Jahre im Schreiben begleiten, beschäftige mich über Wochen mit einer Fragestellung, gehe in die Tiefe oder schiebe Themen beiseite. Man wendet sich dem Leben zu, wenn man schreibt, aber in gewissem Sinn wendet man sich auch ab – zumindest von dem eigenen.

Es gibt gute Tage, volle, leichte, fließende Stunden. Es gibt schlechte Tage, in denen sich alles verdunkelt; durch ­Ereignisse oder Gedanken, die den Raum mit einem Mal eng werden lassen. Neben dem Auf und Ab des ­eigenen Lebens offenbart ein Blick in die Zeitung ­andere ­Dunkelheiten. Nicht nur muss das eigene Glück, das ­Hoffen und ­Scheitern angenommen werden, alles steht da in einer Welt, die sich einmal wieder, so scheint es, auf einen Kipppunkt zubewegt.

Worauf habe ich Einfluss und was muss ich loslassen? Angesichts der schieren Übermacht an Katastrophen, Kriegen und Ungerechtigkeiten hilft letztlich nur: sich dem zuwenden, was unmittelbar vor den eigenen Augen geschieht. Das klingt vielleicht danach, ist aber das Gegenteil von Eskapismus. Denn nur auf das, was vor mir liegt, was ich mit meiner Hand berühren kann, habe ich Einfluss und kann gegebenenfalls etwas daran ändern. Das wirkt der Hoffnungslosigkeit, dem Gefühl der Machtlosigkeit entgegen.

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Seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung ("Vertreibung aus dem Paradies"), in die Möglichkeiten der Eigenverantwortung als Mensch (doch leider/effektiv nur in den geistigen Stillstand und die "göttliche Sicherung"), bedeutet Mensch immer ALLE - Matthäus 21,18-22 macht das besonders deutlich!!!

Wenn die Philosophie der Bibel richtig erklärt werden dürfte, so daß die reine Vernunft und die reine Uneigennützigkeit mit dem Wir an erster Stelle gesetzt wäre, für das wirklich-wahrhaftige und zweifelsfrei-eindeutig fusionierende Streben nach Gemeinschaft in geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstsein und Gemeinschaftseigentum "wie im Himmel all so auf Erden", entgegen der bewusstseinsbetäubenden Illusionen von/zu materialistischer "Absicherung", den wettbewerbsbedingten Konfusionen und der systemrationalen Pflege instinktiver Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und egozentriertem "Individualbewusstsein", dem Glauben an "gesundes" Konkurrenzdenken, dann ...!?

Den Sprüchen des Predigers Salomo große Beachtung zu geben, ist für "individualbewusste" Menschen nicht zu empfehlen - Für mich sind die gut gemeintes aber zu belächelndes Larifari.