Sterbebegleitung
Das langsame Erlöschen der Mutter
Die letzte Zeit mit der Mutter: manchmal banal, oft schrecklich, dann wieder schön
Ein Teller mit kleinen Stücken einer Melone: Mit der Mutter schaut sie auf dem iPhone die Tagesschau, dazu gib es frischen Obstsalat
Mit der Mutter schaut sie auf dem iPhone die Tagesschau, dazu gib es frischen Obstsalat
Evelyn Dragan
Tim Wegner
Privat
Aktualisiert am 20.11.2024
20Min

Was haben mein Bruder und ich an die ­Eltern hingeredet, dass sie aus der abgelegenen Siedlung in die nächste Großstadt ziehen, möglichst nah zu meinem Bruder! Ein Umzug in Ruhe, damit sie nicht irgendwann holterdiepolter und fremdbestimmt aus ihrer Wohnung getragen werden. Sie wollten nicht. Nun ist die Mutter 97, der Vater 91. Der Bruder fasst es so zusammen: "Die Eltern torkeln planlos, aber selbstbestimmt durch ihren Niedergang. Es ist schwer auszuhalten, aber wir müssen die Entwicklung wohl auf uns zukommen lassen."

Dann geht es holterdiepolter: Die Mutter hatte vermutlich einen Schlaganfall, jetzt kann sie nur noch im Rollstuhl durch die Wohnung bewegt werden; kurz darauf, in der Nacht zum ersten Advent, stürzt der Vater im Bad, fällt auf den Kopf und stirbt an einer Hirnblutung.

Und nun? Der Pflegedienst kann höchstens dreimal am Tag zur Mutter kommen, zu wenig für Pflegegrad 4. Der bestens vernetzten Schwägerin gelingt es, einen Platz in einem Pflegeheim zu bekommen, sieben Minuten zu Fuß von meinem Bruder und seiner Familie entfernt.

Dann kommen die Sanitäter und tragen die Mutter aus dem Haus

Die letzte Woche der Mutter in ihrem Zuhause ist ­wunderschön. Tatsächlich! Mein Mann und ich sind bei ihr, bekochen sie, machen Kerzen an, schließlich ist Advent. Haben der Bruder und ich Termine bei ­Pfarrerin und Bestatterin, trinkt mein Mann mit der Mutter ­Kaffee – "komm, Gerlinde*, noch ein Schlückchen!" Dazu reicht er Baumkuchen: "Ich glaub, da geht noch ein Stückchen, oder?" Dann kichert die Mutter. Die beiden waren nie so recht warm geworden miteinander, aber jetzt, da sie so bedürftig ist, ist der Kontakt ganz einfach.

Dann kommen die Sanitäter und tragen die Mutter aus dem Haus. Wir haben Tränen in den Augen. Im Heim fällt sie in der ersten Nacht aus dem Bett und aufs Gesicht. Die Pflege hat kein Bettgitter hochgezogen, dafür brauche man einen Richterbeschluss. Bei Gefahr im Verzug aber nicht, lese ich später. Die Mutter steht die Beerdigung ihres Mannes mit blauem Fleck auf der Stirn durch.

Vormittags wird sie nun immer in den Rollstuhl ­gesetzt und in den Aufenthaltsraum gefahren, wo sie, so hören wir erfreut, andere alte Frauen anspricht und grüßt. Mehrmals die Woche kommt ihr Sohn zu Besuch, auch Schwiegertochter und Enkel schauen vorbei, einmal die Woche komme ich von weiter her. Ich guck mit ihr auf dem iPhone die Tagesschau vom Vortag, serviere dazu ­frischen Obstsalat. Manchmal begrüßt sie mich mit einem: "Das Chrischdinele!" Das hat sie bestimmt zuletzt gesagt, als ich sechs war.

Tim Wegner

Christine Holch

Chefreporterin Christine Holch mag knifflige Themen und sperrige Menschen. Sie hat für ihre Arbeit diverse Preise bekommen, etwa für die Recherche in der Psychiatrie den DGPPN-Preis für Wissenschaftsjournalismus, für einen Text über zwei Frauen mit schlimmsten Missbrauchserfahrungen wurde sie geehrt vom Journalistinnenbund und vom Weißen Ring; und sie war nominiert, zum Beispiel für den Theodor-Wolff-Preis mit dem Text über ihren Nazi-Opa und seine Zwangsarbeiterin. Ganz früher hat sie Germanistik und Philosophie studiert, Theater auf der Straße gespielt, in Hessen und Thüringen bei der Regionalzeitung HNA volontiert und bei der taz in Bremen und Hamburg gearbeitet.
Privat

Evelyn Dragan

Evelyn Dragan, Foto­grafin, verbrauchte mehrere Schokohasen, bis sie mit dem Foto zufrieden war. Es war eine sehr schokoladige ­Woche für ihren Haushalt.

Zwei Monate ist sie im Heim, da gibt es einen ­Corona-Ausbruch, Februar 2022. Wir werden zwei ­Wochen lang ausgesperrt. Der Mutter ein Handy zu geben, dass man sie anrufen kann – sinnlos. Sie sagt nichts und hält Telefone verkehrt herum. Ein iPad, so dass sie uns bei einem Anruf sehen könnte? Das Heim hat kein WLAN. Wir schreiben einen langen Brief – mit allem, was jedes Familienmitglied gerade erlebt. Ein Pfleger liest ihn vor.

Ich bin dann die erste Besucherin. Wie es ihr geht? "Ich muss es halt ertragen", sagt sie mürrisch. Aber sie freut sich über Tiervideos – wie ein Eichhörnchen mit dem Kamm gestriegelt oder ein Wildschweinferkel an der ­Leine geführt wird.

Und sie kommt raus, mit einem Rolli-Transport­service zur Konfirmation der jüngsten Enkelin. Ihr letzter ­Ausflug, wie sich rückblickend herausstellt. Ein schöner Maitag, gegessen wird auf der Apfelbaumwiese einer Ausflugswirtschaft. Still sitzt sie im Rollstuhl mit an der Tafel zwischen all den plappernden anderen. Jede Stunde fragt der Bruder: "Soll ich dich zurückbringen?" Ein ums andere Mal sagt sie: "Noch nicht."

Die Zimmernachbarin hat Wahnvorstellungen

Die Mutter ist nicht allein im Zimmer. Nahe der Tür liegt Frau Bressler*, eine dürre Frau, die trotz ihrer Beweglichkeit nicht mehr aus dem Bett geholt wird. "Wer ist da?", ruft sie mit ihrer lauten Stimme. Man stellt sich ihr vor. "Ich will was zu trinken", sagt sie dann. Oder: "Ziehen Sie mir mal die Socken aus." Sie scheint gewohnt, Anweisungen zu geben. "Bestimmt hatte sie mal eine Metzgerei", sagt mein Mann.

Frau Bressler leidet unter Wahnvorstellungen. Oft hat sie dringlich noch was zu regeln, das man kaum versteht. Wenn dann die Stationsleiterin ebenfalls dringlich auf sie einredet – "Jetzt rede ich! Wollen Sie Tee oder Kaffee? ­Hallo! Hören Sie mir zu!" –, dann wird das nichts.

Ich hab ein bisschen Angst vor der alten Frau. Die aufgerissenen Augen, die dürren Arme, die in den Raum ­greifen. Schließlich stelle ich mich aber doch neben ihr Bett, als sie gerade erzählt von einem Gebirgspass, von Lastwagen dort, von Gefahren, vor denen sie ­warnen muss. Lügen will ich nicht, dann fällt mir ein, was gewisslich stimmt: "Da haben Sie aber eine Last zu tragen." Sie schaut mich groß an und lässt mich nun meine Mutter begrüßen.

Über eigene Gefühle zu sprechen war nicht vorgesehen für Kriegskinder

Die Stationsleiterin spricht den Bruder an: Sie würden Gerlinde gern für immer im Bett lassen. Es sei für die Mutter oft eine rechte Tortur, mit dem Lifter in den Multifunk­tionsrollstuhl gehoben zu werden. Aber, wendet der ­Bruder ein, mit dem Rollstuhl könne man der Mutter Miniausflüge in den Garten des Heims ermöglichen. Sie einigen sich darauf, dass die Mutter nur jeden zweiten Tag in den Rollstuhl kommt.

Im heißen Sommer fahre ich die Mutter im Rollstuhl unter einen Baum im Garten, gebe ihr Wassermelonenstückchen auf der Gabel. Als ich sie zum Abschied umarme, ist mir, wie wenn sie mir über den Kopf striche. Oh Wunder. Der Bruder und ich sind der Ansicht, dass die Eltern uns im Laden gekauft haben müssen. Händchen­haltend haben wir sie nie gesehen. Weinend auch nicht. Der Faschismus wird seine Spuren hinterlassen haben. Über eigene Gefühle zu sprechen, das war nicht vorge­sehen für Kriegskinder und Kriegsjugendliche.

Kurz darauf wird die Mutter gar nicht mehr aus dem Bett geholt. Personalmangel, heißt es, wegen Urlaubszeit plus Corona. Als ich komme, liegt sie flach im Bett, starrt an die Decke, der Rollladen ist unten, niemand hat der ­extrem Kurzsichtigen die Brille aufgesetzt, niemand das Gebiss eingesetzt. Es habe sie gewürgt, als man das versucht habe, wird mir gesagt. Ohne Zähne ist sie kaum zu verstehen; vor allem kann sie keine ­Melonenstückchen mehr essen. "Wie geht es dir?", frage ich. "Schlecht", ­mümmelt sie hervor. "Soll ich das Kopfteil hochstellen, damit du was siehst?" "Ja." Sie schluchzt.

"Es tut mir so leid, dass es dir schlecht geht.

Mir laufen die Tränen übers Gesicht. "Es tut mir so leid, dass es dir schlecht geht." Darf man das – aus Mitgefühl ­weinen, vor den Betroffenen? Ich finde: ja. Die Mutter hat mir selbst erzählt, wie furchtbar es war, als ihr Vater schwer an Krebs erkrankt war und man nie darüber gesprochen hat und nie zeigen durfte, wie einem zumute war. Damals, 1962, sagten die Ärzte nur den Angehörigen die Wahrheit. ­Hatte ihr Vater schlimme Schmerzen, ging er in sein ­Zimmer, dann hörte man ihn hinter der Tür stöhnen. Später aß man zusammen Abendbrot und redete über irgendwas.

Eine Verwandte, die bei einem ambulanten ­Pflegedienst arbeitet, sagt, dass man die ­Menschen möglichst jeden Tag aus dem Bett ­holen solle, natürlich ohne Gewalt. Hier im Heim scheint zu gelten: rein ins Bett und liegen lassen. Als ich der Mutter kurze Bach-Videos mit der Geigerin Hilary Hahn zeige, wirkt sie geradezu geflasht – überwältigt von so viel Anregung und Welt.

Sie liegt wächsern im Bett und stöhnt ab und zu leise

Dann rutscht sie in eine Krise. Eines Nachts zieht sie die Familienfotos von der Wand neben ihrem Bett. Sie isst nicht mehr von sich aus, sondern muss löffelweise gefüttert werden. Die Pflege fragt den Bruder, ob er einem "leichten Beruhigungsmittel" zustimme. Er stimmt zu, ich auch, "leicht" klingt harmlos.

Der Bruder schreibt: "Es ist schwer. Gerlinde liegt wächsern im Bett und stöhnt ab und zu leise." Das rechte Knie hat sie rangezogen, es scheint auf einmal steif geworden zu sein. Die jüngste Enkelin soll die Oma nur noch in Begleitung besuchen, damit sie der Anblick nicht überfordert.

Die Stationsleiterin meint bald, die Mutter sei "in ­ihrem jetzigen Zustand ganz gut angekommen". Das Im-Bett-­Liegen tue ihr gut. Der Bruder fragt die Mutter: "Wie gehts dir?" Die Mutter antwortet: "Schlecht." "Hast du Schmerzen?" "Nein." "Soll ich Musik anmachen?" "Ja." Danach keine Antworten mehr.

Sie soll auf keine Fall küsntlich ernährt werden!

Draußen ist es heiß, drinnen auch. Das Pflegeheim ist nicht klimatisiert. Frau Bressler aus dem anderen Bett röhrt unzufrieden, wann es Kaffee gebe, wann Mittagessen, wie viel Uhr es sei. Schon lang ist in Baden-­Württemberg vorgeschrieben, dass Pflegeheime nur noch Einzelzimmer haben sollen (oder koppelbare Einzelzimmer für Paare) – aber die Liste der erlaubten Ausnahmen ist auch lang.

Ich muss sicherstellen, dass die Mutter nicht mehr ins Krankenhaus verschubt wird, sie hasste Krankenhäuser. Und sie soll auf keinen Fall künstlich ernährt werden mit einer Sonde durch die Bauchdecke, wenn sie nicht mehr isst. Sondern dann in Ruhe weniger werden und sterben dürfen. Sie ist jetzt 98. Die Hausärztin findet das gut und schreibt es auf, als Konkretisierung der vorhandenen ­Patientenverfügung, für ihre Akte und fürs Heim.

Ich habe einen Schokoladenosterhasen gekauft, schiebe ihr winzige Stückchen zwischen die Lippen, frage nach jedem, ob sie noch mehr möchte. Sie nickt jedes Mal

Der Bruder morst: "Zu akzeptieren, dass Gerlinde dahinschwindet, ist das eine. Darauf zu achten, dass es ihr dabei gut geht, ist das andere." Ich grüble, wie man der Mutter noch ein Leben ermöglichen könnte. Vielleicht gibt es Physiotherapie auch für Bettlägerige? Sie ist immer gern zur Gymnastik vom DRK gegangen.

"Nein", sagt die Stationsleiterin, "mit Physiotherapie würden Sie Ihrer Mutter keinen Gefallen tun." Sie lasse sich doch eh nur am Kopf und am Oberkörper anfassen, bei Berührung an den Beinen zucke sie zusammen, sage "au", verkrampfe sich. Dann hebt die Stationsleiterin die Bettdecke hoch und deutet auf die mit angezogenen Knien auf der Seite liegende Mutter: "Sehen Sie, Embryonalhaltung!" Sie sagt das, wie wenn die Mutter in kürzester Zeit tot wäre. Subtext: Mal wieder eine Angehörige, die nicht akzeptieren kann, dass ein Leben zu Ende geht.

Hören Sie hier den Podcast mit Maike Wetzel über den Unfalltod ihres Mannes

Da hat die Mutter noch acht Monate vor sich.

Der Bruder schreibt mir: "Du konfrontierst die Pflegekräfte mit Recherchen, statt ihrer Erfahrung zu vertrauen, sie gehen in eine eingeübte Verteidigungshaltung gegenüber aktionistischen Angehörigen . . ." Na toll, danke für die Analyse.

Die Mutter sagt nur einmal kurz "au"

Ich ruf eine Physiotherapeutin an. Na klar, sie brauche nur ein Rezept der Hausärztin. Na klar, sagt die Hausärztin, sie schreibe ein Rezept aus. Mein Traum wäre ja, das Bett mit der Mutter drin in den Aufzug zu schieben und unten dann durch die breite Eingangstür raus auf den belebten Platz. Ja, meint die Hausärztin, im Hospiz würden die Leute im Bett herumgefahren. Aber das traue ich mich dann doch nicht.

Als die Physiotherapeutin kommt, sagt ihr die Pflege schon auf dem Flur, die Mutter ­brauche keine Physiotherapie. Sie geht trotzdem ins Zimmer. Einmal schaue ich ihr bei ihrer Arbeit zu. Sie holt die unter der Bett­decke verstaute Hand der Mutter hervor und führt sie zum Kopf, damit sie sich mit den Fingern durch die Haare fahren kann. Sie hebt das Bein, nach Ankündigung, und streckt es vorsichtig. Die Mutter macht alles mit und sagt nur einmal kurz "au". Ob sie wiederkommen dürfe, fragt die Physiotherapeutin am Ende. "Ja", sagt die Mutter.

Der Lebensraum der Mutter ist aufs Bett zusammengeschrumpft. Wer regungslos liegt (und sich nicht mehr selbst drehen kann, wie Gesunde das auch im Schlaf tun), spürt sich nicht mehr, lese ich. Man verliert dann jede ­Orientierung.

Das "leichte" Beruhigungsmittel ist keineswegs leicht

Also bastle ich ein kleines Programm für meine Besuche: Gesicht mit einer guten Creme betupfen und wie ­eine Kosmetikerin einklopfen. Das gefällt ihr. Die Hände salben und jeden Finger einzeln massieren, ebenso die ­Zehen. Arme und Beine heben und senken. Ich bringe Kräuter mit – die fasst sie gerne an, schnuppert daran, erkennt aber selbst Pfefferminze nicht mehr. Dann lege ich ihr einen Handschmeichler aus Olivenholz in Kreuzform in die Hand, weil sie mit dem Daumen unentwegt am Zeigefinger schabt, vielleicht um sich zu spüren. Den mag sie.

Sie sagt fast nichts mehr. Und sie leidet unter einem würgenden Hustenreiz. Nun googel ich doch mal dieses "leichte Beruhigungsmittel" und finde Erstaunliches heraus: Es ist überhaupt nicht "leicht", schon gar nicht bei einer Greisin. Es ist für Menschen mit Schizophrenie gedacht. Und in Einzelfällen für Demenzkranke mit selbstgefährdender Aggression – und auch da nur für maximal sechs Wochen, nicht auf Dauer. Seit Jahrzehnten stellen Studien immer wieder neu fest, dass in Pflegeheimen viel zu viele Psychopharmaka verabreicht werden, dass die Menschen chemisch ruhiggestellt werden.

Wir dürfen für unsere Mutter entscheiden, wir haben die Vollmacht. Aber womöglich kann die Mutter auch noch selbst entscheiden? Schließlich gilt: keine Behandlung ohne Zustimmung; und man kann die Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen. Ich versuchs.

"Gerlinde, ich muss was besprechen mit dir." Bei solch einer Ankündigung spitzt ja wohl jeder die Ohren. "Die geben dir hier Tabletten zur Beruhigung, also Psycho­pharmaka." Sie schaut entsetzt. Sie hat Medikamente immer abgelehnt. Ich erkläre ihr, dass man die absetzen kann, dass es aber zu Entzugserscheinungen kommen kann, etwa Kopfschmerzen. Da sagt sie, die heute noch kein Wort zu mir gesagt hat, mühsam, aber vernehmbar einen ganzen Satz: "Ich will es versuchen."

Die Mutter will keine Psychopillen

Also Telefonat mit der Hausärztin. Die sagt, sie verschreibe eh keine Beruhigungsmittel, das Heim besorge sich die Rezepte immer bei einem Psychiater. "Dass jemand unruhig ist, ist für mich keine Indikation für ein Psychopharmakon." Sie werde die Menge halbieren.

Beim nächsten Besuch laufe ich einer wütenden Pflegerin in die Arme: Wieso die Mutter nur noch die Hälfte bekommt? Das Medikament entspanne sie und verhindere, dass sie sich angstvoll an den Pflegekräften festhalte, wenn die sie drehen. Eigentlich ist sie eine nette Pflegerin, mit Herz und Witz bei der Sache. Ich denke: Hätte man der Mutter nicht einen Arm zum Festhalten anbieten, sowieso ihr vorher genau sagen können, was man jetzt tun wird? Sie sieht doch so schlecht.

Und wie geht es der Mutter mit der halben Dosis? Sie hat auf einmal nicht mehr diesen Würgehusten. Womöglich war der eine Nebenwirkung des Medikaments. Und sie ist auf einmal geradezu eine Plaudertasche. "Das war schön, die Musik", sagt sie zu den mitgebrachten Stücken.

Sie wird so viel gestreichelt wie in ihrem ganzen Leben nicht

Es ist eine gute Zeit. Endlich komme ich der Mutter ­nahe, wenn auch erst am Lebensende. Wir hatten uns nie besonders nahegestanden. Es blieb der Mutter, seit der ­Heirat in den 50ern ausschließlich Hausfrau, immer fremd, was mich alles interessiert.

In ihrem letzten Lebensjahr wird die Mutter so viel gestreichelt wie wahrscheinlich in ihrem ganzen bisherigen Leben nicht. Und sie lässt es zu. Meistens. Ich bin auch übergriffig. Ich umarme die Liegende von oben und merke erst nach mehreren Malen, dass sie das nicht mag. Dann macht sie ein Geräusch wie ein niesendes Kaninchen. Die jüngste Enkelin, 14, umarmt sie trotzdem auf diese ­Weise. Sie hat auch schon ihren Opa überwältigt, ihm blieb nichts, als gerührt zu gucken, es gibt ein Foto davon.

Es ist schön, aber auch anstrengend. Manchmal gucke ich alle paar Minuten auf die Uhr an der Wand. Renne nach nicht mal einer Stunde aus dem Pflegeheim und gehe auf dem Weg zum Hauptbahnhof ausführlich shoppen.

November, ich bring der Pflege Mandarinen mit. Die Gemeinde der Eltern lädt zum Totensonntagsgottesdienst. Man gedenkt der Menschen, die in den letzten zwölf ­Monaten gestorben sind. Die Kirche ist fast voll. Drei Konfirmandinnen zünden für jeden verlesenen Namen eine Kerze an. Davon erzähle ich der Mutter, sie schluchzt auf.

"Ist das angenehm?", frage ich, als ich der Mutter mit der Bürste über den Kopf kurve. "Ja"

Erstmals segne ich sie zum Abschied. Irgendwie ­würde ich sie gern der liebevollen Obhut eines anderen über­geben. Ich gucke noch mal kurz auf mein Handy, wo ich den "Aaronitischen Segen" aus dem Internet gefischt habe, dann lege ich ihr die Hand auf den Arm und sage: "Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen." Und dann noch mal, weil ich zwischendurch spicken musste – "Angesicht leuchten" und "Angesicht erheben", wie soll ich mir das nur merken. Vor dem Gehen knipse ich noch die Weihnachtslichterkette an.

Der Bruder morse aus dem Pflegeheim: "Ich lass das Weihnachtsoratorium laufen. Was sagt Gerlinde? ‚Ach, der Bach hat so tolle Sachen geschrieben.‘ Dann hat sie geweint. Was dröhnt Frau Bressler? ‚Das ist langweilig!‘"

Sie erkennt ihre Tochter nicht mehr

Die Mutter hasste es, fotografiert zu werden. "Scheußlich, tu das weg", sagte sie zu wirklich allen Fotos, die mein Vater gemacht hatte. Aber nun: Die Physiotherapeutin hat einen guten Tag genutzt, die Mutter zum Sitzen auf der Bettkante gebracht und dann gefragt, ob sie vielleicht für die Tochter ein Handyfoto machen dürfe. Darf sie. Da sitzt die Mutter nun, zusammengerutscht, an der Schulter gehalten von der Therapeutin, guckt mich an wie eine aus dem Koma Erwachte. Ich muss lachen und freue mich, der Bruder hingegen sendet ein "Oje!" zurück.

Es ist Januar, gut ein Jahr ist die Mutter nun im Heim, und erstmals erkennt sie mich nicht. Ich bin beleidigt und lasse eine Woche meinen Besuch ausfallen, nach dem ­Motto: Merkt sie ja eh nicht. Das ist gemein und Quatsch obendrein. Sie wird zumindest merken, dass es diese Person gut mit ihr meint. Ab jetzt stelle ich mich ihr immer vor: Ich bin die Christine, deine Tochter.

Beim nächsten Mal habe ich zwei Kopfmassagebürsten mit dabei, eine gebe ich der netten Pflegerin für wen auch immer. Ihr fällt gleich eine alte Dame ein. "Ist das angenehm?", frage ich, als ich der Mutter mit der Bürste über den Kopf kurve. "Ja."

Nur Süßes geht noch

Sie magert ab. Wenn ich ihren Arm halte, habe ich Knochen in viel Haut in der Hand. Sie bekommt nur noch Breiiges, und das wird angedickt, damit sie sich nicht verschluckt. Sie wird noch fünf weitere Monate leben.

Nur Süßes geht immer. Die Großnichte schickt aus der Manufaktur, in der sie gerade arbeitet, drei Gläschen mit Karamell, das erste hat die Aufschrift "Aufregende Karamellcreme". Halbe Teelöffel nimmt sie an.

Allmählich leeren wir die Wohnung. Der Bruder holt gerade eine Streichholzschachtel aus der Vitrine, darin ­eine Kinderhaarlocke und seine Milchzähnchen. "Mit Blut dran", sagt er angegruselt. Der jahrzehntealte Skipullover des Vaters geht an die jüngste Enkelin, die auf Oversized steht. Das blau-weiße Zwiebelmusterservice findet später auf dem Flohmarkt Interesse bei Menschen aus der Türkei und aus Südamerika. Die Waschmaschine schleppt der Bruder mit dem ältesten Sohn zu einer geflüchteten Frau.

Immer noch Miele, wie die erste Waschmaschine 1968, ein Höhepunkt des Familienlebens. Die Mutter schrieb ­damals an eine Tante, die Geld beigesteuert hatte, man ­werde nun viel reinlicher, sie müsse nimmer Wäsche ­sparen. Ihr Mann jammere schon, er werde überhaupt nicht mehr warm in seinen Unterhosen, weil sie ihm die immer wegnehme und frische hinlege. Ich hatte die Nachricht in der Schule verbreitet, mein Bruder wollte sogar Waschmaschinenbesichtigungen mit fremden Kindern veranstalten.

"Guck mal, die kennst du!"

Vermutlich ist die Mutter längst in Pflegegrad 5, der höchsten Stufe. Im Heim haben sie einen Fragebogen ausgefüllt, ein deprimierendes Dokument. Die Mutter kann danach gar nichts mehr: Sie kann sich nicht drehen, sich nicht an wesentliche Ereignisse erinnern, elementare Bedürfnisse nur selten noch mitteilen, selbst Nahestehende erkenne sie oft nicht. Ich zeige ihr Fotos von ihren Eltern: "Guck mal, die kennst du!" Sie schüttelt den Kopf.

Ich fange an, Menschen, die jemanden verloren haben, zu fragen, was sie zuletzt mit der Person erlebt haben und wie sie gestorben ist. Bislang haben alle gern erzählt. Es geht, man kann darüber sprechen!

Die Mutter soll für ihre letzte Zeit all ihre Sinne ­beisammen haben, ich möchte, dass das psychiatrische Medikament nun vollends abgesetzt wird. Ich nehme ­meinen Mut zusammen und spreche in der Spätschicht den stellvertretenden Stationsleiter an; wir sind nicht immer einer Meinung, aber er ist zugänglich und wehrt Vorschläge nicht reflexartig ab. Das Absetzen wäre in Ordnung für ihn, nur hätte er gern eine Alternative für ­mögliche Unruhezustände. "Aber ein bisschen Unruhe gehört zum Leben schon dazu", sage ich.

Alarm, der Rettungswagen ist unterwegs

Ich morse dem Bruder aus dem Pflegeheim: "Wir ­haben heute mit der ‚sündigen Karamellcreme‘ angefangen. Gerade hören wir Bach, und Frau Bressler schnarcht dazu. Auf dem Tisch liegt was vom Finanzamt." Seine Antwort: "Schönes Stimmungsbild."

Alarm! Der stellvertretende Stationsleiter ruft an, vor Schreck wäre ich auf der Autobahn fast in einen Lkw gefahren: Ein Rettungswagen sei unterwegs, um die Mutter ins Krankenhaus zu fahren. Verdacht auf ­Lungenentzündung. Nein! Das will sie nicht, so steht es auch in der Patientenverfügung. Ich bitte, flehe, drohe . . . Er sagt: "Wenn die Ärztin das so sagt, mache ich das so." Welche Ärztin? Ach, die Hausärztin der Mutter ist in ­Urlaub, das ist jetzt die Vertretung. Raus auf den Parkplatz, Praxis anrufen. Bitten, flehen, drohen. Endlich: kein Rettungswagen.

Es war alles schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte. Die Mutter hatte gehustet, leicht erhöhte Temperatur. Vorsorglich beantragte die Pflege in der Arztpraxis ein Rezept für einen Fiebersenker. Die Vertretungsärztin, die unsere Mutter nicht kennt, fand: könnte eine Lungenentzündung sein. Das Praxisteam guckte zwar in die Akte, sah aber keine Patientenverfügung; unter dem Reiter "Verfügungen" guckten sie nicht.

Das Heim findet, die Mutter habe sich jetzt "auf den Weg gemacht"

So knapp war das! Und das, obwohl die Krankenkassen seit Jahren kritisch feststellen, dass viele Menschen kurz vor ihrem Tod vom Pflegeheim sinnloserweise noch ins Krankenhaus gebracht werden, wo sie dann einsam sterben.

Der Bruder schreibt: "Gerlinde sagt in ihrem Leben ­vermutlich nichts mehr. Aber immerhin hat sie ihren Kopf zu mir gedreht. Sie hustet nicht mehr."
Das Heim findet, sie habe sich jetzt "auf den Weg gemacht". Da hat sie immer noch zwei Monate.

Sie ist nicht wach zu kriegen beim nächsten Besuch. "Du bist nicht allein", sage ich, was gelogen ist, sie ist allein. "Ich denk jeden Tag an dich", sage ich, was stimmt. Da schlägt sie die Augen auf und wirkt bewegt in ihrer ganzen Starrheit. Ich bedanke mich bei ihr. Zum Beispiel dafür, dass sie immer ein Zuhause bereitgehalten hat, wo es jederzeit mindestens Grießklößchensuppe gab. Dann spiele ich ihr Waldvogelzwitschern vor und halte ihre kraftlose Hand.

Sie nimmt jetzt täglich vielleicht noch eine Menge zu sich, die in ein Espressotässchen passt. Ich habe einen Schokoladenosterhasen gekauft, schiebe ihr winzige Stückchen zwischen die Lippen, frage nach jedem, ob sie noch mehr möchte. Sie nickt jedes Mal.

Paar Tage drauf morst der Bruder: "Hab weitere Oster­hasenstückchen verfüttert. Unser Ziel ist: Wegputzen bis Ostermontag." Ostermontag schickt er ein Foto vom ­Hasenrumpf. "So weit sind wir gekommen. Planziel nicht erreicht. Da müssen wir noch dran arbeiten." Fünf Tage drauf muss er den nächsten Hasen kaufen.

Die letzte Musik

Ich wünsche mir, dass sie weniger allein ist, entdecke einen ambulanten Hospizdienst, da soll es eine Musik­pädagogin für alte Menschen geben und auch Besuche von Ehrenamtlichen. Gibt es. Großartig! Wir erzählen der ­Musikgeragogin, welche Musik unsere Mutter mochte: "Killing me softly", der Hit 1973 von Roberta Flack, Bach natürlich, "Let it be" von den Beatles. Die Pädagogin kommt mit einer Tischharfe, spielt aber auch Musik vom Band. Bei "Killing me softly" habe die Mutter wehmütig geseufzt.

Der Bruder kann für eine Woche nicht kommen. Beim vorletzten Besuch schaute die Mutter durch ihn hindurch, schreibt er, "genoss es aber, von mir gestreichelt und wegen meiner Abstiegssorgen beim VfB Stuttgart zugelabert zu werden". Beim letzten Besuch hielt sie die Augen geschlossen, war aber seinem Eindruck nach wach und wurde von der 14-jährigen Enkelin mehrfach umarmt. Dann ist er weg.

Dafür bin ich da. Donnerstag, gut eine Woche vor ­Pfingsten. Die Mutter liegt verkrampft im Bett. Mag erstmals nicht Handgelenke und Arme bewegt bekommen. Lässt sich nur einen halben Quadratzentimeter Osterhase zwischen die Lippen schieben. Ich morse dem Bruder: "Ich glaube, sie verabschiedet sich gerade in großen Schritten. Aber okay, das hab ich schon manches Mal gedacht."

Ich mache mir Sorgen, die Mutter ist so verändert

Ich fahre nach Hause und außerplanmäßig am ­nächsten Tag gleich wieder hin. Ich kann sie doch nicht das ganze Wochenende allein lassen. Als ich ihr am Samstag Creme aufs Gesicht tupfe, weil die Haut schuppt, verzieht sie wie unter schlimmem Schmerz den Mund. Ich bin entsetzt. "Entschuldigung, Entschuldigung", flüstere ich ihr ins Ohr. Ich mache mir Sorgen, die Mutter ist so verändert. Aber die Pflege meint: Alles ruhig, alles gut.

Am Sonntag bin ich noch mal bei ihr. Nur zwei Millimeter Schoko sind möglich. Einer Eingebung folgend sage ich: "Jetzt bist du fast hundert Jahr alt geworden, du hast so viele liebe Menschen verloren." Dann sage ich ihr die Namen all ihrer Toten auf – beim ersten, dem 1943 in der Ukraine durch Bauchschuss gestorbenen Verlobten, seufzt sie. Dann die Eltern, der Bruder, die Schwiegereltern, all ihre Freundinnen, der Neffe, der Schwager, der Mann . . . Sie hört genau zu.

Am Montag kommt vormittags die Musikgeragogin und spielt "Let it be", nachmittags die Ehrenamtliche. Am Dienstagvormittag ruft mich eine der Koordinatorinnen vom Hospizdienst an. Beim Besuch der Ehrenamtlichen am Montagnachmittag habe Gerlinde mit den Fingern an der Bettdecke "genestelt". Das hat sie noch nie gemacht, sage ich erschrocken, Nesteln gilt als Zeichen für die ­allerletzte Lebensphase. Die Ehrenamtliche habe dann Melodien gesummt, das habe die Mutter beruhigt. Wobei sie ungern von "Unruhe" sprechen, so die Koordinatorin weiter, denn eigentlich seien die Menschen dann eben ­innerlich mit was beschäftigt. Dann sagt sie noch etwas für meinen Seelenfrieden Wichtiges: "Auch wenn heute niemand bei Ihrer Mutter ist, unserer Erfahrung nach ­wirken Besuche weiter."

Am Dienstagnachmittag ist sie gestorben.

Es ist schwierig herauszufinden, wie es zu Ende ging. Die Stationsleiterin geht ans Telefon, sagt aber nicht mal "mein Beileid", sondern nur: "Bei mir sind Sie ganz falsch!" Am nächsten Tag versuche ich es zitternd nochmals, bekomme endlich den stellvertretenden Stationsleiter dran. Er war bis 14 Uhr da, er habe schon gemerkt, dass es jetzt wohl zu Ende gehe. Morgens habe er "eine beruhigende Waschung gemacht, sie mit Lotion eingerieben, in Wuchsrichtung der Haare", die Mutter habe auf ihn "wirklich ausgeglichen gewirkt". Um 17 Uhr habe der nachfolgende Pfleger die Mutter noch mal gedreht, um Wundliegen zu verhindern. Beim nächsten Reinschauen um etwa 17.30 Uhr war die Mutter nicht mehr am Leben.

Wir vertragen jetzt keine Hektik; die tote Mutter liegt in der Kühlung

Der Bruder und ich lassen uns Zeit. Der Körper der toten Mutter liegt so lang in der Kühlung, für 94 Euro am Tag. Egal. Wir vertragen jetzt keine Hektik. Der Bruder geht auf eine lang geplante mehrtägige Wanderung. Dem Heim bringen wir vier Kilo Erdbeeren vorbei.

Das ambulante Hospiz ruft an, eine mir unbekannte Koordinatorin. Wie es mir gehe? Ich sage: Es ist okay, dass die Mutter gestorben ist, nicht okay war das mit dem Heim – mit den Psychopharmaka und dem Im-Bett-liegen-Lassen –, und dass ich vorhabe, irgendwann mit der Heimleitung darüber zu sprechen. Da wünscht sie mir, dass ich damit meinen Frieden mache.

Aber warum soll ich damit meinen Frieden machen? Weinend vor Empörung erzähle ich davon meinem Mann. Wenn alle ihren Frieden damit machen, wird nie was ­besser, zetere ich. Er nimmt mich in die Arme.

Es ist Juni, auf dem Waldfriedhof schmettert der Buchfink, als wir mit dem Sarg den Weg entlangschreiten. Hinter mir kichert meine jüngste Nichte haltlos, weil ihre große Schwester auf ihren hochhackigen Schuhen kippelt. Am Grab gibt es eine Schale mit Rosenköpfen. Die bollern dumpf auf den Sarg, wenn man sie von oben wirft. Blöd, denke ich, nächstes Mal Blütenblätter. Ach nee, bloß kein nächstes Mal.

Und dann sitzen wir zum Leichenschmaus in einem Obstgarten unter Apfelbäumen an einer langen Tafel. Da, wo ein Jahr zuvor unsere Mutter bei der ­Konfirmation der Enkelin mit dabei war und bis zum Abend nicht ins Heim zurückgebracht werden wollte. Sie hat uns erstaunt, ­erzähle ich der Verwandtschaft. Sie, die sich immer ­Sorgen über alles machte und die man nicht direkt als fröhliche Person beschrieben hätte, blieb dann doch so gern am ­Leben. Bis sie wirklich nicht mehr konnte. Dabei hatte ich noch fünf Schokohasen auf Vorrat gekauft.

* Name von der Redaktion geändert

Eine erste Version dieses Textes erschien am 26.03.2024.

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Sehr geehrte Frau Holch,

wenn mich etwas sehr berührt, geht es noch lange mit mir um, und das trifft auf ihren Artikel aus der aktuellen "chrismon" zu. Meinen herzlichen Dank für ihre so offenen und persönlichen Worte aus der Sterbebegleitung, die Sie geleistet haben. Jede/r von uns, die wir beim langsamen Abbau unserer geliebten Menschen mehr oder minder hilflos zusehen müssen, hat seine oder ihre eigenen kleinen Dinge, die damit einhergehen, aber ich werde vermutlich nie wieder einen Schokohasen zerlegen oder Melone kleinschneiden, ohne an Sie und ihre Mutter zu denken. Mein herzliches Beileid und großes Kompliment zugleich. Vor allem aber nochmals:

Danke!

Ihre Kathrin Boancker

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Sehr geehrte Damen und Herren,
per Zufall habe ich den o.a. Artikel in Ihrem Magazin gelesen und ich möchte Ihnen hierdurch mitteilen, wie sehr er mich bewegt hat: Meine Frau und ich gehören zur alten Generation und da meine Frau seit geraumer Zeit und zwei Operationen eine schwere Krankheit zu überwinden versucht kann ich die Gefühle der Kinder, die in dem Artikel geschildert werden sehr gut verstehen. Ich werde an diese mit viel Empathie und Einfühlvermögen geschriebenen Zeilen noch lange denken und danke Ihnen für die Veröffentlichung dieses so menschlichen Artikels !
Karl von Friesen

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Guten Tag aus Rotenburg/F.
Ich (65 J.) möchte Ihnen nur sagen, dass mir die Geschichte "Das langsame Erlöschen der Mutter" unglaublich gut gefallen und sehr bewegt hat.
Ich bin Krankenschwester (i. R.) und habe immer noch ein Herz für betagte und demente Personen.
Ich gehe regelmäßig ins Altenheim und verbringe da Zeit mit meiner mittlerweile 83 Jahre alten Freundin, die ich vor 35 Jahren im Kirchenchor kennengelernt habe. Sie hat keine Familie.
Das Pflegepersonal ist überfordert und deshalb leidet die Hygiene meiner Freundin doch sehr. Sie ist noch mobil und lässt sich ungern vorschreiben wann geduscht bzw ein Hosenwechsel stattzufinden hat. Doch auf mich hört sie und vertraut mir. Deshalb bin ich oft bei ihr.
Ja, so hat jeder seins.
Ich fand es auch gut, dass die ruhigstellenden Medikamente beleuchtet und die Einnahme hinterfragt wurde.
Herzliche Grüße aus Lispenhausen, dem größten Ortsteil von Rotenburg an der Fulda.
Jutta Möller

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Guten Tag,

"Das langsame Erlöschen der Mutter" hat mich sehr berührt; ich habe Ähnliches erlebt und mir sind beim Lesen die Tränen gekommen.

Zu der Trauer über die Verzweiflung meiner Mutter (sie hat sich in dem Heim nicht wohl gefühlt, es war aber das einzige Pflegeheim, in dem ich ein Zimmer für sie gefunden habe und ich habe intensiv gesucht!), kamen die Zustände in dem Pflegeheim, die mich viel Kraft gekostet haben. Es ist Kleidung verschwunden, Schuhe, persönliche Dinge - ohne Erklärung. Meine Mutter hat mehrmals den ganzen Tag auf den Arzt gewartet, mit dem sie gern sprechen wollte, aber er kam nicht. Ich hätte mir einen freundlicheren Umgang mit mehr Hilfe für sie gewünscht! Wenn ich ihr Obst mitgebracht habe, war es, wenn sie vom Abendbrot kam, nicht mehr da; natürlich hat sie das mitbekommen und war enttäuscht.
Ich habe mit anderen Heimen Kontakt aufgenommen, um sie verlegen zu lassen, habe aber nur Absagen erhalten.
Sie hatte zunehmend Demenz; in der letzten Zeit wusste sie nicht mehr, wer ich bin.

Ich danke Frau Dragan sehr für diesen Bericht darüber, was sie erlebt und wie sie es empfunden hat! Es war gut, dass sie sich mit ihrem Bruder in die Betreuung teilen konnte; ich war allein.

Alles Gute!

Kathrin Zobel

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Liebe chrismon-Redaktion,

hier ein paar spontane Zeilen nach dem Lesen Ihres Heftes:

Betroffen und berührt
Letzte Lebensjahre zu chrismon 04.2024

Dieser einfühlsame Bericht hat mich stark betroffen wegen vergleichbarem Erleben des langsam verebbenden Lebens meiner psychisch erkrankten Ehefrau M. in einer Landesklinik - und am Ende des Lesens war ich zu Tränen gerührt. Es tröstet ungemein, von anderen ähnlichen Krankenbetreuungen zu erfahren. Der chrismon-Redaktion gebührt ein großer Dank für solche gehaltvollen Berichte! Ihr Magazin ist notwendig und lesenswert und hilfreich!
Manfred Spata von Bonn, per Mail

Machen Sie weiter so! Viele Grüße
Manfred Spata

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Guten Tag Frau Holch,
danke für den Artikel. Ja, wir sprechen viel zu wenig über das Ableben und so verpassen Angehörige wichtige Zeit für liebevolle Zuwendung. Das Hineinkommen ins Leben ist thematisiert in allen Facetten. Über das Hinausgehen wissen wir zu wenig, sprechen wir zu wenig u grenzen es von unserem Leben ab. Im Nachhinein wissen Angehörige dann, was sie besser gemacht oder gelassen hätten u fühlen sich nicht selten schuldig.
Also, sprechen wir miteinander, lassen wir teilhaben, nehmen wir auch jüngere Generationen mit.
Herzlichen
Gruß
Karin Diefenhardt

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Liebe Frau Holch,
herzlichen Dank für Ihren Bericht vom langsamen Erlöschen Ihrer Mutter.
Er hat mich sehr bewegt.
Sie haben Recht, es sollte viel mehr darüber gesprochen werden.
Leider gibt es immer noch eine große Scheu vor dem Thema " Sterben."
Ich arbeite seit Jahren als Seelsorgerin (ehrenamtlich) im Kh auf der Radiologie.
Da ist der Tod sehr präsent. Und ich erlebe dort auch,dass viele der Betroffenen durchaus ansprechbar sind,was das Ende,ihr Ende betrifft.
Das Bild vom gruseligen Tod gilt es zu verändern.
Er ist mild und sanft. Und er kennt sich aus!
Ich sage immer, ohne ihn finden wir hier nicht raus,- er kennt den Weg zu einem guten Ziel und wir brauchen ihn!
So finde ich meistens einen guten Zugang zu den Patienten, wenn es offensichtlich ist, dass ihr Leben nur noch sehr begrenzt ist. Es ist eine leichtere Sicht auf unser Ende da, auch Humor ist oft noch möglich, und das hilft ungemein.
Beim Sterben und beim Leben!
Herzliche Grüße
Marion Piest

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Sehr geehrte Frau Keller, sehr geehrte Frau Holch,

der Artikel „ Ihr letzter Schokohase „ macht mich unfassbar wütend.
Schade, Sie haben das Pflegeheim nicht benannt – ich hoffe aber , Sie haben
die Pflegeleitung angezeigt, den Träger des Heimes informiert, die Heimaufsicht von den desaströsen Methoden in Kenntnis gesetzt und sich mit der Stadt/Gemeinde/Kreis sowie allen Medien und allen Alten Selbsthilfegruppen in Verbindung gesetzt .
Unsere Art mit alten Menschen zu verfahren ist skandalös. Ich habe die Lobeshymnen auf das Pflegepersonal – u.a. während der Covid Pandemie –
nie nachvollziehen können. Die Pflegeeinrichtungen für alte Menschen sind – mit wenigen Ausnahmen - gewinnorientiert und das Pflegepersonal ist – fast immer - schlecht ausgebildet.
Die Art und Weise wie während der Pandemie mit alten Menschen umgegangen wurde, war skandalös. Aber es spricht keiner darüber – zynisch gesagt – die meisten Alten aus der Covid-Zeit sind ja auch tot – und wehren konnten sie sich ja auch nicht!

Ich bin 81 Jahre alt und hoffe, meine Tochter wird alles, aber auch alles dafür tun, dass ich selbstbestimmt sterben kann und zwar bevor ich
In eine Pflegeeinrichtung komme. Ich hoffe, mir wird es vergönnt sein, mein Leben – wie es auch jedem meiner Hunde vergönnt war –
schmerzfrei mit entsprechenden Medikamenten zu beenden.

Mit freundlichen Grüßen
l.Blunck

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Liebes Chrismon-Team,

gerade habe ich Ihren Beitrag gelesen - wenn ich es nicht besser wüsste, wäre ich davon überzeugt gewesen, dass es sich um die Zeit und die Erfahrungen mit meiner Mutter im Pflegeheim handelt , ausser dass es sich in meinem Fall um zwei Brüder handelt. Meine Mutter ist im Juli 2023 mit 86 Jahren verstorben.

Danke für den leider sehr realistischen Beitrag. Es trägt immer wieder ein bißchen dazu bei, diese schwierige Zeit im Nachhinein zu verarbeiten.

Herzliche Grüße aus Darmstadt
Trautlinde Krisztian

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Guten Tag! Was für ein berührender Bericht der Tochter über die letzten Lebensmonate der Mutter im Pflegeheim! Es hat mich zu Tränen gerührt, so liebevoll, ehrlich und engagiert lässt sie uns teilhaben an Freude und Leid in dieser letzten Lebensphase . Herzlichen Dank dafür und freundliche Grüße
Konstanze Burger

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Liebes chrismon-Team,

ich liebe eure Zeitung und freue mich jedesmal, wenn sie plötzlich als Beilage in der WZ liegt. Eure Beiträge berühren mich, regen mich zum Nachdenken und Weitererzählen an. Armut, Hunger und Obdachlosigkeit sind meine Themen, deshalb engagiere ich mich auch bei der Tafel in meiner Heimatstadt. Eure Artikel dazu sind so nah, respektvoll und warmherzig, dass ich sie immer mehrmals lesen muss.
Diesen Monat ist es ein anderes Thema, das ihr extra für mich geschrieben haben müsst:
„Das langsame Erlöschen meiner Mutter“. Da sind direkt die Tränen geflossen. Wie wird es wohl mit meiner Mutter weitergehen, die ich letzten Herbst ins Heim geben musste? Zum Glück habe auch ich ein Geschwister an meiner Seite und eine Familie im Hintergrund, aber traurig ist das alles trotzdem. Neben dem Schmerz, einen geliebten Menschen „abschieben“ zu müssen kommt der Gedanke, ob man wohl mal genauso fremdbestimmt und leidend gehen wird. Gibt es dann überhaupt noch Pflegeplätze oder bricht das ganze System zusammen? Und was gibt es dann? Mein Mann und ich haben drei Kinder und ganz im Stillen hofft man natürlich, dass sie sich irgendwann kümmern. Aber was, wenn nicht? Was machen die vielen Menschen, die keine Kinder und im Alter immer weniger soziale Kontakte haben? Wer kümmert sich um die? Das fängt ja bei mir schon an mit Fragen zum Handy oder bei schweren Arbeiten im Haus und Garten und hört da noch lange nicht auf. Wer z.B. quält sich durch diesen Bürokratie-Dschungel, wenn ich das nicht mehr kann?
So viele Fragen!
Vielen Dank für diesen überaus persönlichen Beitrag an Christine Holch. Ich nehme ganz viele Ideen für meine nächsten Besuche im Heim mit.

Freundliche Grüße
Nicole Kirscht

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Liebe ChrismonJournalistinnen,
vor 10 Jahren erlebte ich eine fast identische Leidensgeschichte mit meiner Mutter.
Die Wahrnehmung und Schilderung des Werdegangs einer Endstufe des Lebens vom Eigenständigen ins Fremdbestimmte mit allen Dramen ist sehr einfühlsam ,herzzerreissend und bewegend beschrieben.
Heim-der i-Punkt einens langen Lebens. Eine traumatische Erfahrung.
Marianne Meinert.

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Christine Holch großen Dank für den wunderschönen Text. Vieles war mir aus der Seele gesprochen. Wertvolle Tipps waren für mich die Erfahrungen im Pflegeheim und welche Rechte Patienten und Angehörige haben.
Gratulation an die Autorin.
Ingrid W.

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TRAUER

So tief die Trauer, so brutal der Verlust, aber das Leben bedeutet Verantwortung. Wer sie nicht annimmt, der könnte bereits lebend gestorben sein. Und dann ist da noch die unbarmherzige Zeit als künftige Aufgabe. Wie kann das schwarze Kleid der tiefen Trauer zum bunten Rock der baldigen Hoffnung werden?

Eine Katastrophe führt zu Gedanken ohne einen erkennbaren Ausweg. Denn Hiob ist am Start zur Vernichtung jeder Hoffnung. Wer kennt ihn nicht, den Strudel der Verzweiflung, der jede Zukunft verschlingt. Es ist kein Wettlauf, aber ein endloses gedankliches Durcheinander um das Unglück und seine Folgen. Die Gedanken beginnen sich zu drehen, sie überstürzen sich und jede Ordnung ist dahin. Es gibt für sie keinen Ausweg. Sie beginnen mit immer höherer Geschwindigkeit zu kreiseln. Der Strudel verschlingt sie und führt zur Explosion der Gefühle, zum Schrei, zum Weinkrampf, zur Erschöpfung und dann gnädig in den Schlaf. Kaum ist die schläfrige Besinnungslosigkeit überwunden, beginnt der Verzweiflungskreisel erneut, schirmt ab von den lebenden Realitäten und der Strudel saugt erneut die Zukunft zur leeren Hülle. Die Flucht daraus scheitert an der Kraft, den Nebel über der Zukunft zu lichten. Eine Befreiung aus dem traurigen Zwang gelingt nur durch die Zeit, durch den Verstand und eine Änderung der Richtung. Damit sollte bald, möglichst sofort, begonnen werden. Nicht mit dem Weg des Vergessens, wohl aber mit dem Pfad der Verantwortung gegenüber sich selbst und den Abhängigen. Welche Aufgaben rufen, für was und wen habe ich die Verantwortung? Was muss ich in den nächsten Stunden, Morgen und so bald wie möglich tun? Was kann mir niemand abnehmen? Mit der Planung der Zukunft beginnen. Wenn möglich eine Gesellschaftsreise mit Freunden. Auf keinen Fall alleine, denn Einsamkeit lässt jede Trauer übermächtig werden. Die Trauer ist dennoch eine ständige Begleiterin und vertieft jedes Verlassensein. Sie wird weder edler durch eine besondere Anerkennung noch schöner durch die Zeit. Nur die Erinnerung bestimmt ihren Wert. Eine Reise lindert vorübergehend das Leid und zeigt neue Ufer. Früh genug wird nach der Heimkehr wieder die gewohnte Umgebung ihre Gewalt zeigen. Jeder Kleiderbügel mit Kleid oder Anzug ist unerbittlich. Jeder neue Morgen zeigt auch die Sonne und erfordert Lösungen für Aufgaben. Der Text zeigt mir, dass ich nicht alleine bin. Es tun sich neue Inseln der Gelassenheit auf. Sie werden größer und die gedanklichen Reisen bekommen einen weiteren Radius. Sich nach angemessener Zeit (1 Jahr?) nicht neuen Kontakten verschließen. Denn man kann nichts verraten, was man leider nicht mehr hat, aber viel gewinnen, was verloren geglaubt war. Nur wenn die Hoffnung stirbt und der Tod nah ist, wird jede Hoffnung endlich. Dann wird sie zum NICHTS, das man nicht denken kann.

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Liebe Frau Holch,

Vielen Dank für Ihre berührende Reportage über die letzten Monate mit Ihrer Mutter.

Der Text war wie eine wunderschöne Serenade mit persönlichen Akkorden und einem spannenden Rhythmus.

Vielen Dank für Ihre Glücksmomente und die traurigen Episoden, die sehr viel in mir zum Klingen gebracht hat. Über mein eigenes Ende und das meiner Vorfahren.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Wälde

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Sehr geehrtes Redaktionsteam,

die Geschichte "Das langsame Erlöschen der Mutter" im letzten Chrismon hat mich sehr berührt.

Es gab so viele Parallelen zu meinen Erfahrungen mit meiner Mutter. Man hätte fast vermuten können, dass unsere Mütter in dem gleichen Pflegeheim gelandet waren. Obwohl meine Mutter schon 2008 verstarb, sind mir auch heute noch die Erinnerungen an diese Zeit präsent. Auch der Umgang des Personals in diesem Heim war eine äußerst fraglich Erfahrung. So etwas wie Empathie war im alltäglichen Ablauf nicht wirklich zu sehen. Schon damals sprach man von reduzierter Personaldecke, Überarbeitung und alles, was auch heute noch auf der Agenda steht. Trotzdem, so finde ich, darf das Menschliche nicht verloren gehen. Immerhin haben diese Menschen, die dort sozusagen auf ihr Ende warten, auch einmal mit beiden Füßen im Leben gestanden. Unsere Senioren sind der Grund, dass es uns eigentlich so gut geht. Sie sind der Ursprung unseres Daseins. Das wird einfach vergessen.
Die Hoffnung bleibt, dass sich in der Pflege in der nächsten Zeit etwas verändert und dieser Beruf wieder an Attraktivität gewinnt und wir uns, wenn es dann so weit ist, beruhigt in diese Heime begeben können.

Mit lieben Grüßen

Heidi Loeper

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Liebe Redaktion,
vielen herzlichen Dank für diesen Artikel, ich war zu Tränen gerührt. Meine Mutter ist 95 und lebt noch zu Hause ,natürlich mache ich mir Gedsnken über die Zukunft lebe aber momentan die Gegenwart.
Durch den Artikel habe ich auch viel gelernt ,auch in praktischer Hinsicht, ich hoffe ich muss nie darauf zurückgreifen, aber ich bin vielleicht etwas besser gewappnet als zuvor. Ich werde den Artikel aufbewahren. Vielen Dank für die Ehrlichkeit der Autorin auch gegenüber ihren Schwächen.
Das Leben das noch vorhanden ist lebenswert zu gestalten das wird meine Devise sein

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Danke Frau Holch, dass sie mich, uns, auf diesen letzten so persönlichen Weg mitgenommen haben.

Ich habe so sehr geweint, wie schon lange nicht mehr. Weil ich mich so sehr davor fürchte wenn es bei uns so weit ist. Wir Kinder haben ein sehr enges Verhältnis zu unseren Eltern, sie sind jetzt 70/75 und wir können uns ein Leben ohne sie gar nicht vorstellen.

Deshalb bin ich sehr dankbar dass sie so detailliert, ehrlich und liebevoll diese letzten Monate beschrieben haben.

Ich teile Ihre Meinung dass es gut wäre wenn es mehr solcher Geschichten gäbe, nicht nur dass man viel voneinander lernen könnte, der Tod würde auch normaler werden.

Darum, danke für Ihre Offenheit, die mir sehr geholfen hat, mich dem Thema wenigstens ein bisschen anzunähern.

Mit freundlichen Grüßen

Belinda Dallmayr

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Der Artikel ist zwar schon vor einiger Zeit erschienen, aber ich reagiere erst jetzt darauf, da ich ihn im Bekanntenkreis herumgereicht habe. Es ging um die Fürsorge der Redakteurin und ihres Bruders für die hochbetagte Mutter. Bis auf die Musiktherapie haben wir alles genauso gemacht und haben dieses Feedback auch aus unserem (Boomer-)Bekanntenkreis bekommen. Bei uns allen kam die Erinnerung an fast traumatische Erlebnisse der Kurzzeitpflege und sonstigen Pflege hoch und hat uns das Wasser in die Augen getrieben. Man muss seine Erfahrungen unbedingt weitergeben um vielleicht das Ein oder Andere bei Anderen positiver gestalten zu können. Uns Kinderlosen ist bei dem Gedanken ans Eintreten eines eigenen Pflegefalles schlecht geworden! Viele Grüße von Marianne Schrader