Armut
Ein Löffel Wärme
In Ludwigshafen heißt die Suppenküche einer evangelischen Gemeinde schon seit Jahrzehnten Menschen willkommen, die wenig Geld haben
Ein Löffel Wärme
Die Menschen warten auf die Suppe
Katrin Binner
Tim Wegner
Privat
20.03.2023
11Min

Helgas Zähne sind kaputt, Suppe läuft ihr aus dem Mund und rinnt das Kinn herab. Ihre Freundin Marion sitzt ihr gegenüber und gestikuliert mit einem Krepptuch. Doch Helga isst weiter, bis Marion sich über den Tisch beugt, um ihrer Freundin den Mund abzuwischen. Helga lacht. Die beiden Frauen essen fast jeden Tag zusammen zu Mittag. Eine Suppenküchenfreundschaft.

Auch an diesem Freitag haben sie sich mit einer Gemüsesuppe an einen Tisch in der Ecke des Berta-Steinbrenner-Saales gesetzt. Helga ist 82 Jahre alt, Marion 20 Jahre jünger. Wie immer von montags bis freitags ist die Suppe, die Marion und Helga im Gemeindehaus der Apostelkirche in Ludwigshafen löffeln, umsonst. Jeder ist willkommen bei der Jona-Gemeinde in der Rohrlachstraße, eine Scheibe Brot oder ein Brötchen gibt es dazu.


Helga ist Stammgast in der Suppenküche

Ein Gespräch mit Marion und Helga bekommt nicht so recht eine Richtung. Das liegt am lauten Gemurmel, das den Saal erfüllt. Viele Plätze sind belegt. Aber auch daran, dass sich die Erinnerungen der beiden Frauen ­immer wieder an Stichworten ver­haken, die sie sich gegenseitig zuwerfen. Sehr oft ist "­früher" das Wort, das die Gedanken­sprünge auslöst. Seit wann sie in die Suppenküche kommen? ­Marion glaubt, es müssten zehn Jahre sein. "Ein Bekannter ist auch ­immer hierher­gekommen, nach der Dialyse im Kranken­haus." ­Marion erzählt, sie mussten ihrem gemeinsamen Freund etwas ver­sprechen, ehe er starb: "Passt aufeinander auf und bleibt zusammen!" ­

Marion, die vorm Essen kurz gebetet hat, sagt: "Ich will den Menschen zeigen, dass es Liebe und Geborgenheit gibt." Helga lacht, dann schüttelt sie den Kopf. Sie findet, dass der ­Zusammenhalt fehlt. Und wann gab es den? "Früher." Das erinnert Marion daran, wie schlimm es für sie war, als eine Nachbarin starb. Es stellt sich heraus, dass es Jahrzehnte her ist, aber nun schießen ihr die Tränen in die ­Augen. Sie hat Angst, dass Helga eines Tages auch nicht mehr da sein könnte. "Du weißt doch, wie ich an dir häng." Helga schimpft kurz: "Steigere dich doch nicht immer so hinein!"

Jemand legt Kleiderspenden auf den Tisch hinter Marion, das reißt sie aus den ­traurigen Gedanken. Sie springt auf, schnappt sich ­einen grauen Mantel und bringt ihn zu ­einer Frau am Nachbartisch. Vielleicht passt er ja? Aber er ist zu eng. Erst als sich niemand ­findet, der ihn haben will, behält Marion ihn, könnte was für ihren Sohn sein. Er ist 35 und wohnt noch bei ihr, erklärt sie. Draußen scheint die Sonne, es ist ungewöhnlich mild für Mitte Januar. Erst am Sonntag soll es kalt werden. Ob der Mantel dann warm genug ist? "Sonst trägt er ihn im Frühjahr", meint Marion. Bevor die beiden Frauen gehen, legt Marion rosa Bettschuhe auf den Tisch, von dem sie den Mantel genommen hat. Selbst gestrickt. Vielleicht frieren andere Menschen im Bett?

Ludwigshafen ist eine Großstadt in Rheinland-Pfalz, mehr als 170 000 Menschen leben hier. Obwohl mit BASF ein Chemiekonzern seinen Sitz in der Stadt hat, gibt es viel ­Armut. Pro Kopf bleiben Menschen in Ludwigshafen gut 20 000 Euro im Jahr. Der bundesweite Schnitt liegt laut einer Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung bei 23 700 Euro. Die Arbeitslosenquote in Ludwigshafen beträgt 6,1 Prozent, bundesweit 5,4 Prozent. Die Kluft zwischen vermögenden Menschen und denen, die kaum genug zum Leben ­haben, wächst – in Ludwigshafen wie überall.

Vera Klaunzer arbeitet seit zwei Jahren als Gemeindepädagogin in der Jona-Gemeinde, die Suppenküche gehört zu ihren Aufgaben. Sie ist nicht jeden Tag im Saal mit dabei, es gibt ein eingespieltes Team aus Hausmeister und Ehren­amtlichen, die sich kümmern, damit alles läuft. Klaunzer, lockiges Haar, fester Blick, erzählt, dass die Energiekosten noch kein großes Thema sind unter den Menschen, die in die Rohrlachstraße kommen. "Vielleicht kommt der Schreck erst mit den Abrechnungen in diesem Jahr?" Die Öffnungszeiten haben sie verlängert, von 10 bis 15 Uhr, montags bis freitags, damit sich Menschen, die Energie sparen müssen, hier aufwärmen können.

Suppe und Löffel gibt es reichlich

Der Angriff Russlands auf die Ukraine, die gestiegenen Kosten für Strom und Wärme – für ­Klaunzer sind das nur die letzten Glieder ­einer ganzen Kette an Krisen. Davor war Corona. Während der Pandemie trat sie ihre Stelle an. Die Suppenküche hatten sie nach draußen an die frische Luft verlegt, in den Innenhof, aber geschlossen war sie nie. Wer auf der Rohrlachstraße unterwegs war, konnte in den Hof blicken. "Das hat viele abgehalten, zu uns zu kommen oder länger zu bleiben, sie wollten nicht gesehen werden, wie sie hier die Suppe annehmen", sagt Vera Klaunzer. Über Corona reden sie in Ludwigshafen häufiger als über den Krieg in der Ukraine. Die Pandemie hat noch mehr Menschen in die Krise und in die Armut gestürzt.

Die Suppenküche ist längst wieder zurückgekehrt in den Berta-Steinbrenner-Saal, die backsteinernen Mauern schützen vor Blicken. Viele der Menschen, die hier essen, kennt Klaunzer. Sie spricht kurz mit einer Frau, die in Outdoorjacke und mit Fahrradhelm in den Saal gekommen ist, hastig isst und schnell wieder geht. Schämt sie sich, will sie nicht reden über ihre Situation? Vera Klaunzer hat eine andere Vermutung. "Sie möchte hier mit niemandem sprechen, denn die Geschichten, die sie hört, würden sie runterziehen. ­Wieder andere kommen zum Reden her, weil es ­ihnen guttut zu wissen: Denen geht es genauso schlecht wie mir."

Klaunzer stammt aus Tirol, war katholisch. Wirklich gläubig wurde sie erst später in der Schweiz, wo sie studierte. Heute ist sie evangelisch. Kurz vor Weihnachten dachte sie länger über Marias Lobgesang nach, erzählt sie, und über diesen einen Satz. "Er stößt die Mächtigen vom Thron und erhebt die Schwachen." Die Kluft zwischen wachsenden Vermögen und Armut macht sie ratlos. Fürs Erste muss ihr die Gewissheit reichen, dass ein Glaube ohne Taten, ohne Mitgefühl und Hilfe für Schwächere nicht viel wert ist.

"Manche kommen zum Reden, weil es ihnen guttut zu wissen: Den anderen geht es so schlecht wie mir."

Vera Klaunzer

Es geht auf 15 Uhr zu und ist ruhig geworden im Gemeindesaal. An einem Tisch sitzen zwei Frauen, sie spielen Mau-Mau. Sie sehen gepflegt aus, könnten so auch in einem ­schicken Café sitzen. Mitte vierzig ­mögen sie sein. Namen, Alter – das sind Infor­mationen, mit denen die Menschen hier sparsam umgehen. Die eine der beiden, Zopf, Brille, ergreift das Wort und mischt dabei die Karten. Intensiv­pflegerin war sie. "Ich habe gut verdient, aber ich konnte meinen Beruf irgendwann nicht mehr ausüben, schon vor der Corona-­Zeit. Es war zu viel." Sie teilt die Karten aus, sieben für jeden. "Ich habe zuerst Krankengeld bekommen. Mit dem Arbeits­losengeld war es schon hart an der Grenze. Und nun mit der Erwerbsminderungsrente muss ich aufstocken mit der Grundsicherung. Früher hatte ich doppelt so viel Geld wie jetzt."

Und trotzdem, sagt sie, war finanziell alles noch machbar. Aber dann kamen die Infla­tion und der Krieg in der Ukraine. Sie bezieht Fernwärme für ihre Wohnung, aber zum Teil werde die mit Gas erzeugt, das hat der Versorger ihr geschrieben. "Es heißt immer, die Ukraine ist schuld, weil da Krieg herrscht, aber die Ukraine ist doch ein kleines Land." Sie wirkt ratlos. "Ich habe Glück, dass Wasser und Wärme von der Grundsicherung übernommen werden." Aber am Mittwoch war sie im Supermarkt. Ein halbes Pfund Butter – drei Euro noch was! "Es ist gut, dass wir alle zwei Wochen zur Tafel gehen können." Ihre Freundin schaltet sich ein: "Beim Edeka gibt es reduzierte Boxen. Und beim Globus gibt es Tüten für fünf Euro mit Inhalt für zehn ­Euro." Ein Mann am Nachbartisch ruft: "Und bei der Matthäuskirche bekommt man für einen Euro auch Lebensmittel." – "Heute halb fünf", ergänzt die Intensivpflegerin.

Dmitriy Suroviy ist aus der Ukraine geflüchtet

Über die Suppe sind die beiden Freundinnen froh, auch über das Stück Kuchen hinterher und den Kaffee. Die Frauen kennen sich von der Tafel, kamen irgendwann in der Schlange ins Gespräch. Manchmal gehen sie zusammen schwimmen. Wenn sie sich länger nicht sehen, schreiben sie sich Nachrichten. Zur Suppenküche kommen sie erst seit dem Jahreswechsel. "Der Hausmeister hat uns erklärt, dass jeder willkommen ist. Und eine Frau an der Ausgabe hat mir erzählt, dass sie auch manchmal hier isst, wenn sie nach dem Einkauf in der Stadt zu kaputt ist, um selbst zu kochen. Es ist egal, ob jemand Arbeit hat oder nicht", sagt die Intensivpflegerin. Man hört, dass ihr dieser Satz geholfen hat, wieder­zukommen.

Eine Weile dreht sich das Gespräch um die Frage, wie lange es die Suppenküche wohl schon gebe. Seit den Neunzigern, schaltet sich erneut der Mann vom Nachbartisch ein. Und hat recht damit, bald hat die Suppenküche 30-jähriges Jubiläum. Es gibt so viel Reichtum in Deutschland, warum müssen nun sogar wieder mehr Menschen hierherkommen, um Geld zu sparen? "Für uns gibt es den Reichtum nicht", sagt die Intensivpflegerin. Der Mann am Nebentisch erzählt: "Ich habe 38 Jahre am Stück gearbeitet, und jetzt guck mal, wo ich sitze!"

"Mau", sagt die Frau mit dem ­Zopf. Der Mann redet nun immer weiter, stellt infrage, wie sich ein Virus aus China über die ganze Welt verbreiten kann. "Von einer einzigen Frau auf einem Markt, lächerlich!" Die Intensivpflegerin nickt und sagt: "Irgendwer muss ja schuld sein. Ist die Gruppe noch so klein, einer muss das A – Punkt, Punkt, Punkt sein." Die Intensivpflegerin verliert die nächs­ten drei Spiele in Folge. "Wunderbar!", sagt sie und verabschiedet sich.

Am nächsten Montag ist es kühl geworden, Regenschauer ziehen über Ludwigshafen hinweg. Es ist zehn Uhr, noch ist wenig los, und Kerstin Bartels erteilt einen Crashkurs in Wirklichkeit. Vor der Pfarrerin sitzen drei junge Frauen, sie machen ein ­Praktikum. Die Pfarrerin berichtet, in die Suppen­küche ­kommen zum Teil auch Menschen, die Lebens­mittel aus der Tafel nicht zubereiten können. Sie wissen nicht, wie man kocht. Oder haben es verlernt. "Es kann schnell sein, dass ich als Mensch auf Hilfe angewiesen bin", sagt ­Bartels und zählt auf: Krankheit, Jobverlust, Probleme mit der Familie, Drogen, Alkohol. "Ich finde es gut, wenn ihr mit der Haltung hier seid, dass das jedem passieren kann." Dann berichtet die Pfarrerin noch, was sich verändert hat in den vergangenen Jahren: Früher war zu Monatsbeginn weniger los in der Suppenküche, aber zum Monatsende hin, wenn das Geld knapp wurde, kamen mehr Menschen. "Diese Wellenbewegung gibt es immer noch, aber auf höherem Niveau, es kommen den ganzen Monat über mehr ­Menschen, auch schon, wenn der Monat ­gerade angefangen hat." Und die Energiekrise? In der Suppenküche ist das weniger ein Thema, ­findet die Pfarrerin, aber die Mitarbeiterinnen in der benachbarten Sozialstation haben ihr erzählt, dass es Pflegebedürftige gebe, die zu Hause in der Kälte liegen aus Angst, nicht ­genug Geld für eine Nachzahlung zu haben.

Nach der Suppe gibt es Gebäck Kaffee für Helga

Wenn es auf halb zwölf zugeht, bildet sich eine Schlange im Saal, ruhig, diszipliniert. Die Suppe kommt in Wärmebehältern, gekocht in einem evangelischen Altenheim. Alles ist vorbereitet, Teller und Löffel liegen bereit. Einer der ­Helfer sagt, an jedem Hotelbuffet gehe es weniger gesittet zu. Deshalb hilft er, "weil die Menschen hier dankbar sind". Das hört man von allen Ehrenamtlichen, die aus umliegenden Kirchen­gemeinden kommen. Die meisten sind Rent­nerinnen. Ein Helfer aber ist jünger, er spült in der ­Küche die Schüsseln vor, ehe sie in die Spül­maschine kommen, die ihr Programm ­binnen ­Minuten ab­spult. ­Dmitriy ­Suroviy, geflüchtet vor dem Krieg aus der Ukraine. Er sagt, dass er nicht genug Deutsch spreche, um sich zu unterhalten. Dann erzählt er doch. Dass er Goldschmied war in Kiew, mit ­eigenen Angestellten. Nun ist er mit seiner Familie in Ludwigshafen, ­besucht einen Deutschkurs. Von der ­Lehrerin ­erfuhr er, dass man in der Suppenküche ­helfen könne. ­Warum macht er es? "Deutsche Menschen helfen uns, ich ­helfe deutschen Menschen", sagt Dmitriy und trägt frisch gespülte Kaffeetassen rüber in den Saal.

Lesen Sie hier, warum die Armut wächst, obwohl die Vermögen wachsen

Dort, am Ausgabetisch, steht Hans Joachim Schnepf. Der Hausmeister. Alle sagen Achim zu ihm. Oder eben Hausmeister. Ein stämmiger Mann mit lauter Stimme, die seine Herkunft verrät. Er kommt aus Sachsen-Anhalt, zwei Wochen vor dem Fall der Mauer kam er nach Ludwigshafen. Sollte es mal brenzlig werden in der Suppenküche, weil jemand ­aggressiv wird, wäre Achim da. Aber das passiert ­selten. Er kennt die meis­ten Schicksale der Menschen, die heute hier Linsensuppe essen. Der Mann, der gleich hier vorn saß? "Lebt auf der Straße." Und der Mann da hinten, der gerade gehen will? "Der war mal Doktor, ein richtiger Arzt, aber dann hat ihn das Leben aus der Kurve geworfen."

Gemeindepädagogin Klaunzer und Hausmeister Schnepf

Achim weiß, was Schicksal ist, er arbeitete auf dem Bau, sein rechter Arm war kaputt, zu 80 Prozent nicht mehr zu gebrauchen. Er hatte schon die Unterlagen, um Rente zu beantragen. Aber das kam nicht infrage. Er suchte nach Therapeuten, wurde wieder fit, arbeitet heute Vollzeit. Die Stunden zählt er nicht. Apostelkirche, Matthäuskirche, Melanch­thonkirche – Achim ist für alle zuständig, und irgendwas gibt es immer zu tun. Denkt er manchmal: Warum arbeite ich so hart, und die Leute, die hier essen, tun es nicht? "Nein! Die allermeisten Menschen, die herkommen, packen es seelisch oder körperlich nicht mehr. Die sind rausgefallen aus dem System, und ich – ich bin ihre Begleitperson, so würde ich das sagen." Es gibt Gäste in der Suppenküche, die ­erzählen, dass der Hausmeister ihnen ein Möbelstück mit dem Anhänger gebracht hat. Einfach so.

Der Saal ist leer, als eine Frau mit Mundschutz hereinkommt. Auf dem Tisch stehen noch drei Portionen Suppe, abgefüllt in alte Eispackungen aus Plastik. ­Achim fragt, ob sie Suppe mit nach Hause nehmen möchte. Die Frau nickt. "Pass auf, dass sie dir nicht ausläuft", sagt Achim und drückt den Deckel noch mal fest zu. Hinten in der Küche ist noch Brot, davon holt er etwas. Die Frau bedankt sich in gebrochenem Deutsch. Achim blickt ihr nach. Dabei rechnet er im Kopf, weil er gleich in dem Altenpflegeheim anrufen muss, das die Suppe für die Jona-Gemeinde kocht. Am Freitag hatte er 36 Liter bestellt, und es ist nur wenig übrig ­geblieben.

"Morgen", sagt Achim, "machen wir noch mal 36 Liter. Aber zum Wochenende hin, da wird’s wohl mehr werden müssen."

Spendeninfo

Die Suppenküche ist komplett durch Spenden finanziert und freut sich über Ihre Unterstützung.

Kontoinhaber: Prot. Verwaltungs­zweckverband Speyer-­Ludwigshafen-­Germersheim, Bank für Kirche und ­Diakonie eG – KD-Bank
IBAN: DE95 3506 0190 6831 2060 29
BIC: GENODED1DKD
Verwendungszweck: "KiBez.LU Suppenküche"

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.
Permalink

Hat Armut was mit Schuld und mangelnder Intelligenz  zu tun? Häufig, aber nicht immer. Denn es gibt auch die intellektuelle Dummheit und die inuitive "Bauerschläue", die mit emotioneller Verhaltensintelligenz Erfolge und Reichtum feiert. Wenn jemand auch deshalb häufig unterlegen ist, weil er der geistigen Überlegenheit Anderer nicht gewachsen war, ist er dann arm und schuldig? Wer ist für die Eigenschaften verantwortlich, mit denen er geboren wird? Etwa seine Eltern und alle Ahnen? Oder banal die Natur, die Schöpfung? Wer so denkt, kommt nicht weiter. Wo sind die Philosophen, die Juristen, die Eliten, die Gesellschaftswissenschaftler, die Religionen und alle Wertebewahrer, die eine nachvollziehbare  Gerechtigkeit propagieren, die das natürliche Unrecht der Natur und Geburt verhindert? Armut als Folge von Unterlegenheit. Dieses fundamentale Unrecht ist leider kein Thema. Denen, die in LU in der Tafelschlange stehen, helfen aber diese Überlegungen nicht. Der tägliche Hunger ist mächtiger als jedes theoretische Recht

Permalink

Sehr geehrte Frau Ott,
Ihrer einleitenden Betrachtung „Gutes Essen für alle“ muss ich Folgendes hinzufügen:
Gutes Essen muss nicht teuer sein. Das sage ich als Ernährungswissenschaftlerin und Hausfrau. Man muss nicht eine besondere Quiche aus einem schicken Biomarkt kaufen, sondern kann glücklicherweise auch mit Lebensmitteln vom Discounter, den Sie ganz offensichtlich verabscheuen, abwechslungsreich und gesund kochen. Die meisten Menschen, die ich kenne, auch gut verdienende, kaufen gerne beim Discounter ein. Ihr Artikel vermittelt den Eindruck, dass man sich schämen muss, das „Billighack“ dort zu kaufen. Auch ich habe dieses Hackfleisch schon gekauft und bin wahrlich nicht bemitleidenswert, wie alle anderen Konsumenten dieses Produkts. Wichtig ist eigentlich nur, dass man überhaupt selber kocht. Und ist es denn so schlimm, wenn man auf Sonderangebote schaut und danach seinen Speiseplan ausrichtet?
Ich komme aus einer kinderreichen Familie, wo immer gespart werden musste. Meine Eltern konnten nie zum Metzger, Bäcker, etc. Aber wir sind dennoch gesund ernährt worden. Es müssen eben nicht immer Delikatessen sein. Ein Menschenrecht auf gutes Essen ist daher Unsinn. Unter gutem Essen versteht sowieso jeder etwas anderes.
Viele Leute müssen zur Zeit sehr rechnen, umso dankbarer kann man doch sein, dass es auch günstige Anbieter gibt, von deren Hackfleisch man sich auch nicht vergiftet!

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte Schmiedl

Permalink

Eine Schande für Deutschland, das es so viele Essensküchen gibt.
Eine Schande, das viele, die dort hinkommen, nicht kochen können.
Und eine besonders große Schande, kein Gott oder Jesus kommt,
um noch einmal 1000 Brote zu backen, das war nur einmal.....