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Dann habe ich mir die RTL-„Passion“ doch angesehen. Schon klar, ich gehöre nicht zur Zielgruppe. Umso mehr habe ich mich bemüht, keinem theologischen Snobismus in mir Raum zu geben. Aber das war nicht leicht. So sieht es also aus, so hört es sich an, wenn die Urgeschichte des Christentums in die Monokultur des Konsums verpflanzt wird: Schlager in Einkaufszentren und auf Marktplätzen, falsche Gefühle und hohle Gesten, schlechtes Schauspiel, leerlaufende Eventitis. Dazu ein älterer Showmaster als Evangelist und Marktschreier. Das soll die zeitgemäße Alternative zum kirchlichen Christentum sein: Der Kitsch wird euch frei machen? Ich konnte gar nicht so schnell vorspulen, wie mich die Peinlichkeitsattacken packten.
Um so lieber erinnere ich mich an einen vorösterlichen Gottesdienst, den ich am Palmsonntag erlebt habe. Ich war bei der Neueinweihung einer Kirche, die schwer an ihrer Geschichte trägt. Ihre Umgestaltung kann man wirklich sensationell nennen. Früher war die St. Nikolaus-Kirche der Stiftung Alsterdorf in Hamburg ein dunkler Raum. Finster war das Gemälde, das die Altarwand ausfüllte. Gemalt hatte es während der NS-Diktatur der leitende Pastor, der später verantwortlich war für den Abtransport vieler behinderter und psychisch kranker Menschen in den „Euthanasie“-Mord. Ein belastetes, diskriminierendes Bild. In einer spektakulären Aktion wurde es herausgesägt und hinter die Kirche in einen neu angelegten Lern- und Gedenkort verbracht. An seine Stelle ist eine große, leicht mattierte Glas-Fläche getreten. Licht und Klarheit erfüllen nun den Kirchenraum. Zugleich kann man draußen die Zeugnisse des Grauens sehen.
Für mich war diese Einweihung ein österliches Ereignis, das auch Nicht-Alsterdorfer inspirieren kann: Wir sind nicht gefangen in unseren Schuld-und-Tod-Geschichten; unser Glaube kann uns die Kraft geben, sie ehrlich zu betrachten und offen über sie zu sprechen; er hilft uns aber auch, neu anzufangen und andere Wege zu gehen – Wege in die Klarheit und ins Licht.
Um sich dessen zu vergewissern, empfiehlt es sich - finde ich - eher, einen Ostergottesdienst zu besuchen, als RTL zu schauen.
P.S.: In einem brandneuen Format von Chrismon – einem Webinar – unterhalte ich mich am 28. April von 12h bis 12.45h mit der Chefredakteurin Ursula Ott und der Unternehmerin, Autorin und Politikerin Diana Kinnert über Einsamkeit.
RTL als Gottesdienst!
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Sehr geehrter Herr Claussen!
Sie haben getroffen, aber nicht das Ziel. Denn RTL wird sich nicht getroffen fühlen, weil die dortige Passion ein pures Alibi ist, dass vom Mammon bezahlt wird. Dort wird von Jedem, auch wenn "Jeder" das bestreiten wird, jeder Religionsanspruch zur Show. Um der Quote Willen zur verbogenen Unaufrichtigkeit. So wird die Passion zum "Beutezug", um auch noch den letzten Einfältigen einzufangen. Fehlt nur noch, dass demnächst auf Sky als Event ein Fussballspiel zwischen Pfarrern und Priestern angeboten wird. Als Schiedsrichter ein gehörnter Schauspieler. Die Kirchen bekommen einen Gewinnanteil, deklariert als TV-Kirchensteuer. Religion als Show-Event. Die RTL-Passion in Gesellschaft mit oder gar als Quoten-Konkurrenz zum Dschungel-Camp. Hollywood auf dem Altar zu Belustigung. Noch weiter zu denken führt endgültig zur Überheblichkeit.
Ja, alles ziemlich
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Ja, alles ziemlich schrecklich! Aber der Dumpfsinn entlarvt sich auch selbst. Das gibt Hoffnung.
EVOLUTION?
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Herr Claussen, wir sollten erkennen, das es falsch ist zu erwarten, dass es immer so (Zivilisation, Religionen, Menschenrechte) und immer besser weitergehen muss. Schon die Natur und der Verlust an Rohstoffen weisen unmissverständlich auf eine Veränderung der Paradigmen hin. Das Klima und bald (50 Jahre sind ein zeitliches Nichts!) 10 Milliarden sind ein Widerspruch in sich. Das Leben ist eine persönliche Vernichtung. Mal kürzer, mal länger. Die Zivisation hat für die Gesellschaft die gleiche Funktion. Was kommt, weis niemand. Zum Glück.
demnächst DSDS als Passion?
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Die PASSION im TV-Kanal des unteridischen Niveaus! Mit den "Geissens" als Chor bei Deutschland sucht den Superstar. Aber wir wollen ja um jeden Preis der Welt tolerant sein.
Gerade las ich das Interview
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Gerade las ich das Interview des Intendanten des Heidelberger Frühlings, eines wunderbaren Musikfestivals. Thorsten Schmidt sagte: "Wir müssen den Mut haben, unser Publikum zu fordern." Das sollte auch in der Kirche gelten.