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Stadtkirche Ludwigslust, Sonntag, 10 Uhr Von außen sieht diese Kirche aus wie ein griechischer Tempel. Und wer durch den Säulengang ins Innere tritt, wird vom Himmel erschlagen. Die 350 Quadratmeter Altarraum sind mit einem Geschwader jubelnder Engel ausgemalt, die zwischen sich türmenden Wolken auf die Ankunft von Jesus Christus warten: O Heiland, reiß die Himmel auf! Nicht nur im Advent, jederzeit erinnert das Deckengemälde an dieses Lied, das baldige Erlösung aus dem Jammertal verheißt.
Philipp Maußhardt
Ähnlich fasziniert muss schon der Mecklenburger Großherzog davor gestanden haben, der die Schlosskirche 1770 erbauen ließ. Wenn die aushängende Liste der hier dienenden Pastoren richtig zählt, ist Pastor Albrecht Lotz der 67. seit dem ersten Hofprediger von 1770: ein groß gewachsener Mann mit Übersicht und praktischem Sinn. Beim ersten Lied führt er eine ältere Besucherin zu einer beheizten Kirchenbank.
Zu dieser barmherzigen Geste passt gar nicht, was die Lesung für die gut 30 Gottesdienstbesucher an diesem Sonntag bereithält. Jesaja 63, 19: "Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen, sodass die Berge vor dir erzitterten." Nicht nur Berge, auch Völker sollen zittern, schreibt Jesaja und hofft auf Rache und Vergeltung für Israels Leid. "Das stößt uns heute ab", sagt der Pastor, "Gott ist kein Rächer, sondern ein Gott der Vergebung und der Barmherzigkeit."
"Hier hat jemand seine Handschuhe liegen lassen"
Der Predigttext beschreibt das apokalyptische Begleitdrama, wenn dermaleinst der Menschensohn auf einer Wolke daherkommt (Lukas 21,25–33). Geschickt predigt sich Lotz durch das Dickicht von christlicher Hoffnung und Furcht vor zerstörerischen Kräften. Gut, dass er der Versuchung widersteht, den Klimawandel einzubauen und das Versöhnliche betont: "Seht auf und erhebt eure Häupter." Der Aufforderung kommt man gerne nach. Das monumentale Wolkengebilde hinterm Pastor lässt kein Abschweifen vom Wesentlichen zu. In der Apsiskuppel bündeln sich die Lichtstrahlen zur hebräischen Schrift: "Jahwe", was in etwa heißt: "Ich bin der, der ich bin."
Schade, dass der Gottesdienst nach einer knappen Stunde schon vorbei ist. Auf der beheizten Kirchenbank hielte man es länger aus. Auch Pastor Lotz bleibt aufmerksam bis zuletzt: "Hier hat jemand seine Handschuhe liegen lassen", ruft er, als sich die Gemeinde schon zum Ausgang aufmacht. Der Besitzer findet sich schnell. Dem Himmel sei Dank.
Es gibt sie noch, die nicht
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Es gibt sie noch, die nicht uentwegt das nahe Fegefeuer mit der Klimakeule beschwören.