Ein alter italienischer Priester, der viele an COVID-19 Erkrankte begleitet, steckt sich an und stirbt als Risikopatient. Ein Jurist schließt sich dem Widerstand an – aus Abscheu vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung und der Kirchenpolitik – und wird dafür hingerichtet. Junge koptische Männer in Ägypten werden von Islamisten verschleppt und ermordet. Was diesen Menschen gemeinsam ist? Sie alle sind für ihre Überzeugung oder wegen ihres Glaubens gestorben. Man nennt sie "Märtyrer". Doch was ist damit gemeint?
Johann Hinrich Claussen
Märtyrer heißt übersetzt "Zeuge". Die Bibel nennt so die Augenzeugen der Auferstehung Jesu Christi. Die Frauen und Männer, denen der Gekreuzigte nach Ostern erschienen ist, bezeugen dieses Wunder in vielen Sprachen vor Menschen aus aller Welt. Sie sollen einen neuen Glauben verkündigen.
Keineswegs ist anfangs damit ein Gebot verbunden, dafür freiwillig in den Tod zu gehen, wie es ihr Messias getan hat. Doch mit ihrem Bekenntnis lösen diese Christen auch Widerstand aus, werden verfolgt, einige sogar getötet. Ihre Zeugenschaft ist mehr als eine Sache von Worten. Sie erfasst ihr ganzes Leben – ja, führt zu dessen gewaltsamen Ende.
Märtyrer aus Ruhmsucht
Die junge Christenheit im Römischen Reich wurde mehrfach verfolgt. Viele Gläubige widerriefen ihre Zugehörigkeit zu Christus und kamen mit dem Leben davon. Andere blieben standhaft, wurden hingerichtet oder wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen, darunter viele Frauen.
Ein neuer Kult entwickelte sich: die Verehrung der heiligen Märtyrerinnen und Märtyrer. Das konnte auch zu Übertreibungen führen. Einige Fanatiker wollten die eigene Hinrichtung erzwingen, aus frommer Ruhmsucht und um im Jenseits besonders belohnt zu werden. Dagegen versuchte die Kirche anzugehen: Niemand muss für den Glauben sterben, Christen sollen das Martyrium auf sich nehmen, wenn es unvermeidlich ist, aber sie dürfen es nicht anstreben. Wer für seinen Glauben stirbt, soll dies aus Liebe zu Gott und den Nächsten erleiden, aber nicht, weil er oder sie das Leben nicht zu schätzen weiß.
Unbarmherzig gegen "Ketzer"
Auf die ersten Märtyrer der Antike sollten noch viele weitere folgen. Ein großer Teil wurde nicht mehr von andersgläubigen Mächten verfolgt. Denn eine der bittersten Paradoxien der Kirchengeschichte besteht darin, dass aus einer verfolgten Minderheitskirche eine verfolgende Staatskirche wurde. So ging die mittelalterliche Kirche unbarmherzig gegen "Ketzer" vor und die Papstkirche bekämpfte mit massivster Gewalt die Anhänger der Reformation. In deutlich geringerem Maße, aber eben auch, ließen die Obrigkeiten des Mehrheitsprotestantismus Abweichler leiden.
Es ist ein Segen, dass die modernen Prinzipien der Glaubensfreiheit und der Toleranz das Martyrium unnötig gemacht haben. Für seinen Glauben soll niemand sterben, jeder darf ihn frei bezeugen. So hätte die Geschichte enden können. Dann kam das 20. Jahrhundert. Totalitäre Ideologien wie Nationalsozialismus und Kommunismus stellten erneut die Gläubigen vor die Alternative, ihrer Wahrheit treu zu bleiben, sie zu verbiegen oder sich von ihr abzuwenden. Wenige waren bereit, den Tod auf sich zu nehmen, um ein Zeugnis abzulegen. Viele ihrer Namen und Geschichten wurden inzwischen aufgeschrieben. Regelmäßig wird zumindest an die Bekanntesten erinnert.
Mit dem Frieden schwand im bundesrepublikanischen Protestantismus das Bewusstsein für die Bedeutung des Martyriums, bis es plötzlich allen wieder vor Augen stand: Islamisten töten in Terrorattacken und Bürgerkriegen andere Muslime, Christen und Juden, um damit ihren Glauben zu bezeugen und einen Lohn im Himmel zu empfangen.
Der christliche Märtyrer tötet nicht
Im christlichen Sinne ist ein Märtyrer das Gegenteil eines Gewalttäters. Sein Zeugnis besteht darin, dass er für seinen Glauben nicht tötet, sondern Gewalt erleidet – nicht, weil er sein Leben verabscheut, sondern weil er Jesus Christus, dem ersten Märtyrer, nachfolgt. Sein Ende ist einsam. Wenn andere Christen sich an ihn erinnern, können sie daraus Kraft und Orientierung für ihren eigenen Glaubensweg gewinnen – ohne hoffentlich selbst Gewalt erleiden zu müssen.
Märtyrersterben
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Heft 06.2020 macht sich Herr Claussen Gedanken über die Frage "Soll man für seinen Glauben sterben?"
Er sagt "Nein, soll man nicht, nur wenn es unvermeidlich ist....."
Nun, gäbe es da im Prinzip nicht auch die Möglichkeit, dass Gott, der Barmherzige und Allmächtige, etwas
unternimmt, um dem Menschen den Märtyrertod zu ersparen?
Ich finde es erstaunlich, dass in den dargelegten Gedanken keine Verwunderung darüber zum Ausdruck
kommt, warum dieser Gott der Liebe, wie er oft genannt wird, es zulässt, dass Menschen wegen
ihres Glaubens an ihn getötet werden. Das begann schon mit der Steinigung von Stephanus und
setzte sich fort u.a. mit der Enthauptung von Paulus, der wie kein anderer der Anweisung Jesu gefolgt ist,
den christlichen Glauben zu verbreiten.
Warum wird beim Thema Märtyrer die Frage außer Acht gelassen, warum läßt es Gott zu, dass Menschen im Gauben an Ihn den
Märtyrertod erleiden. Fehlt der Kirche eine plausible Erklärung?
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Bewahrung vor Märtyrertod
Der Weg der Erlösung besteht nicht darin, dass Menschen in Watte gepackt werden, sondern durch die Erkenntnis ihres wahren Wesens (nämlich, dass sie ewig sind) aus innerer Kraft alles Übel überwinden. Wir Menschen müssen lernen furchtlos zu werden, da es in Wahrheit nichts zu fürchten gibt.
Natürlich lernt man das nicht innerhalb EINES Erdenlebens. Darüber, dass es auch für den Christen mehrere Erdenleben gibt (obwohl immer noch weitgehend geleugnet) können Sie sich mittels meiner Arbeit "Genetik - Reinkarnation - Kirche" - https://www.academia.edu/37936734/Genetik_Reinkarnation_Kirche - informieren.
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