Foto: Gerald von Foris
Es wäre ein Skandal, wenn Juden gesetzlich zum Bruch ihrer Tradition gezwungen würden

Wer wusste bei uns bis vor kurzem etwas über das Thema Beschneidung? Vielleicht hatte man mal von guten Bekannten gehört, dass der Urologe ihm geraten habe, sich beschneiden zu lassen. Aber dass dies für Juden und Muslime ein ganz wichtiges Thema ist – wer wusste das? Und wer meinte, dass dies eine Körperverletzung sein könnte? Ich bin sicher: Es waren nicht viele.

Jetzt aber ist die Empörung groß: Wie können Eltern ihr Kind dieser schmerzhaften Prozedur unterziehen lassen? So fragen nicht wenige. Nach Meinungsumfragen sind zwischen 50 und 75 Prozent der Bevölkerung bei uns dafür, dass (auch) religiös motivierte Beschneidungen ver­boten werden sollten. Damit wäre Deutschland, ausgerechnet Deutschland, nach meinen Recherchen das einzige Land in der Welt, in dem Juden ihrer religiösen Pflicht nicht nachkommen dürften. Und das bei einer Prozedur, die in den USA, zum Beispiel 2005, bei 56 Prozent der männlichen Neugeborenen vor der Entlassung aus der Klinik aus medizinischen Gründen durchgeführt wurde und die die Weltgesundheitsorganisation als Prävention gegen eine Aidsausbreitung empfiehlt.

Die erste Pflicht des Vaters gegenüber seinem Sohn

Ich nahm neulich an einer Veranstaltung teil, die ein besseres Verständnis des Judentums zum Ziel hatte. Es waren Menschen zugegen, die sich dem Jüdischen ­gegenüber aufgeschlossen zeigten. Aus­­gerechnet dort begegneten mir viele Gesprächspartner, die kein Verständnis dafür hatten, dass ich in deutlicher Form das Urteil des Kölner Landgerichts kritisierte, das von einer Strafwürdigkeit der Beschneidung ausgeht. 

Dabei stellte ich allerdings fest, dass kaum jemand bei uns eine Ahnung hat, welche Bedeutung die Beschneidung, möglichst bis zum achten Tag nach der Geburt, in der jüdischen Religion hat. Es ist die erste Pflicht, die ein Vater gegenüber seinem Sohn hat, danach folgen die Pflichten, ihn die Thora zu lehren, ihm eine Frau zu geben und ihn ein Handwerk lernen zu lassen.

Diesen Pflichten kommen Juden seit Jahrtausenden nach, und nicht wenige ­haben ihretwegen den Tod auf sich ge­nommen. Selbst in Zeiten, in denen ein Jude anhand der Beschneidung als Jude identifiziert und mit dem Tode bestraft werden konnte – dazu zählt auch die Zeit des Holocaust –, verzichteten die jüdischen Väter nicht darauf, ihre Söhne beschneiden zu lassen. Solch hohe Bedeutung hat die Beschneidung, mit der der Neugebo­rene in den Bund Gottes mit dem Volk ­Israel, jenes unauflösliche Treueverhältnis, aufgenommen wird (vgl. 1. Mose 17,10). Sollten ausgerechnet wir Deutsche es Juden schwierig oder gar unmöglich machen, in unserem Land zu leben und ihre Religion auszuüben?

Zur seelischen Unversehrheit des Kindes gehört auch die Traditionstreue des Vaters

Die Urteilsbegründung des Kölner Landgerichts leuchtet mir nicht ein. Sie geht nur von der körperlichen Unver­sehrtheit aus, die nicht angetastet werden dürfe. Aber was ist mit der seelischen Unversehrtheit? Wiegt sie weniger? Ich meine damit die gesetzlich erzwungene Versagung eines Lebensrituals. Ich meine damit, dass einem jüdischen Sohn eine für seine religiöse Identität wichtige Tradition vorenthalten wird. Was bedeutet es für ­seine seelische Unversehrtheit, wenn er feststellen muss, dass sein Vater einer zentralen religiösen Pflicht nicht nachge­kommen ist und ihn dadurch seiner religiösen Heimat beraubt?

Gut, dass der Deutsche Bundestag, allen demoskopischen Ergebnissen zum Trotz, beschlossen hat, die Beschneidung aus ­religiösen Gründen in Deutschland zu le­galisieren. Alles andere wäre ein Skandal gewesen.

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Religiöse Bedeutung und der Schutz des Kindes schliessen sich doch nicht aus, das richterliche Urteil aber war religiös intolerant, doch zum Schutz des Kindes, und insofern zeigt es, dass das Wohl des Kindes höher steht als eine rituelle, religiöse Praxis ! Bei aller Toleranz , die vor allem möglich ist, wenn wir Menschen miteinander in Frieden leben können, fehlt es manchmal doch an Verständnis für so manche Praxis. Wenn erst durch ein Verbot alle Menschen aufmerksam werden, und viele von ihnen es sogar befürworten, dann zeigt es doch, dass die Toleranz längst brüchig geworden, und vielmehr dem Desinteresse im allgemeinen Stress gewichen war. . Ist es dann nicht besser, sich den Herausforderungen mit Vernunft und friedlicher Absicht, jetzt, zu stellen ? Der Antisemitismus als solcher dürfte dabei keine wesentlichere Rolle gespielt haben, als die des Hinweises auf eine alte, schwellende und nun neu provozierte und im Kinde aufgebrochene Wunde, an der alle leiden, Deutsche wie Juden, und könnte hier als Anlass gesehen werden, sich endlich des Themas gemeinsam anzunehmen ! Was ohnehin auf kultureller Ebene längst geschieht, scheint den interreligiösen Dialog noch nicht wirklich erreicht zu haben. Möglicherweise ist dabei die Hemmschwelle, die Toleranz, die gegenseitige Rücksicht, zu groß, " Wenn ich dabei schreibe, als sei ich der Wahrheit meiner Aussagen sicher, so geschieht dies nur um der bequemeren Form des Ausdrucks willen, nicht als Ausdruck eines unbegründeten Selbstvertrauens, bzw. des Vertrauens auf die Unfehlbarkeit meiner simplen gedanklichen Auffassung von Verhältnissen, die in Wahrheit ungemein verwickelt sind. " Dieses wunderbare Zitat entstammt einem Text von Einstein.

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Leider machen sie drei Fehler in ihrer Argumentation.
1. Viele der medizinischen Gründe durch die die von ihnen genannten 56% der Amerikaner beschnitten werden, sind entweder widerlegt, oder aber nicht eindeutig belegt. Viele der Studien zu diesen Thema widersprechen sich.
2. Der Satz, dass die WHO Beschneidung „[...] als Prävention gegen eine Aidsausbreitung empfiehlt." ist in dieser Form falsch! Die WHO empfiehlt Beschneidungen "[...] vorzunehmen in Schwellenländern, die unzureichende hygienische Einrichtungen haben – und dabei nicht etwa Kinder zu beschneiden, sondern Jugendliche und Erwachsene, die den Eingriff verstehen und einwilligen können."*
3. Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen der seelischen und der körperlichen Unversehrtheit im Zusammenhang mit der Beschneidung. Am besten zu zeigen an ihrer Frage: „Was bedeutet es für seine seelische Unversehrtheit, wenn er feststellen muss, dass sein Vater einer zentralen religiösen Pflicht nicht nachgekommen ist und ihn dadurch seiner religiösen Heimat beraubt?“ Die Antwort: Es weiß keiner. Niemand kann sagen wie sich so etwas auf die Seele des Kindes auswirkt. Es kann sein das es daran kaputt geht. Es kann aber auch sein, dass es daran erstarkt, weil es eben nicht so ist wie die Anderen. Vielleicht erlangt das Kind dadurch auch mehr Selbstbewusstsein. Wer weiß? Was aber ganz sicher nicht der Fall ist, ist das die entfernte Vorhaut wieder nachwächst. Die körperliche Versehrtheit ist also sicher, die Seelische nicht.
Abgesehen davon: Vielleicht wird das Kind durch die Beschneidung mehr seelisch verletzt als ohne? Vielleicht führt also gerade die Beschneidung zu einer seelischen Versehrtheit und nicht ihr unterlassen.

Es bleibt also nur noch ihr Argument, dass die Beschneidung ein essentieller Teil der jüdischen Religion ist. Hier kann ich nicht mitreden, da ich mich nicht so intensiv mit dem jüdischen Glauben beschäftigt habe. Aber ich finde gerade dieses Argument sollte in der jüdischen Glaubensgemeinschaft zu einer internen Diskussion führen, ob es die Beschneidung in seiner jetzigen Form wirklich praktiziert werden muss. Oder ob es sich nicht um eine Tradition handelt, die man auch auf andere Art und weise durchführen kann. Diese Debatte sollte aber von Juden selbst geführt werden und nicht von Außensehenden. Aber sie sollte geführt werden und nicht von vornherein als verrückt erklärt werden. Je nach dem wie das Ergebnis dieser Debatte aussieht lässt sich weiter diskutieren.

PS: Ich bin grundsätzlich gegen die Beschneidung ohne medizinischen Grund, kann aber den Kompromiss des deutschen Ethikrates akzeptieren, sollte die jüdische Gemeinschaft aus religiösen Gründen - nach eine Debatte - nicht auf die Beschneidung verzichten können.

*Quelle: http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/maenner/news/tid-26514/beschneidung-ist-koerperverletzung-ohne-medizinische-indikation-keine-beschneidung-schutz-vor-aids-und-peniskrebs_aid_781347.html

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ist nicht der leiseste Beweis. "..gesetzlich zum Bruch der Traditionen gezwungen...." Dahinter steht die Hoffnung, dass Religion das Primat über das Gesetz habe. Verfassungsrechtlich unmöglich! Der kleinste gemeinsame Nenner ist das Grundgesetz und damit auch der Schutz der Persönlichkeit. Wie lange war es Tradition, in der Schule die Kinder zu "züchtigen". Obiges Argument unterstellt, dass jegliches Traditionelle Vorrang habe.

Pflicht des Vaters gegenüber seinem Sohn?
Nietzsche meinte einmal dass die Pflichten die Rechte der anderen an uns seien. Wieso hat ein Säugling das Recht beschnitten zu werden?

Seelische Unversehrtheit?
Wenn es sich um psychische Unversehrtheit handeln sollte, dann ließe sich das wissenschaftlich ermitteln. Wenn es aber religiös gemeint ist das Seelische, dann ist es Methaphysik, die regelmäßig nicht demokratiefähig ist, da subjektiv - nicht falsifizierbar.

Welch intellektuellen Abgründe tun sich hier auf! Solchen Leuten, wie dem Autor, ist es zuzuschreiben, dass dem Christentum heutzutage der Geruch von Dummheit anhängt. Dies schrieb ebsw.

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Leider finde ich Ihren Artikel in vielen Punkten kritikwürdig. Sie weisen darauf hin, dass gerade Deutschland wegen des Holocaust sich nicht gegen die Beschneidung aussprechen sollte. Man könnte genau andersherum argumentieren, dass gerade deshalb in Deutschland auf die Unversehrtheit des Lebens geachtet werden sollte.
Wenn ein junger Mann feststellt, dass die Beschneidung zu seiner Identität gehört, dann kann er ja dies zu jeder Zeit vollziehen. Sie schreiben von den Pflichten, die ein Vater seinem Sohn gegenüber hat. Es ist sehr zu hoffen, dass Pflicht 3 und 4 heute nicht mehr besteht. Auch bei den Juden sollte die Selbstbestimmung im 21. Jahrhundert so weit reichen, dass jeder junge Mann und jede junge Frau sich einen Partner aussuchen kann und unter Umständen kein Handwerk, sondern einen anderen Beruf lernen kann. Wenn sich in diesen Punkten hoffentlich etwas geändert hat, warum kann sich dann nicht auch bei der Beschneidung etwas ändern? Die seelische Unversehrtheit, die angeblich gefährdet ist, deutet eher darauf hin, dass in der jüdischen Religion immer noch großer Druck auf die einzelnen Familien ausgeübt wird. Durch die Beschneidung wird also Nachkommenschaft für die Religion rekrutiert.
Durch die Entfernung der Vorhaut tritt der Jude in ein Bündnisverhältnis mit seinem Gott ein. Was ist das für ein Gott, mit dem nur Männer so etwas abschließen können, Frauen bleibt dies offensichtlich verwert? Schon im AT wird aber darauf hingewiesen, dass diesem Gott die „Beschneidung der Herzen“ wichtiger ist als ein äußerer ritueller Vollzug. Diese Vorstellung von einem besonderen Verhältnis wird auch in Matth 3, 9 kritisiert. Im Übrigen sollten wir das Gerede von einem Bündnis mit Gott im 21. Jahrhundert einfach aufhören und darauf vertrauen, dass Gott mit jedem Menschen auf dieser Welt einen besonderen Bund schließt. Dass die Beschneidung kein Wesensmerkmal für Religion ist, darauf haben vor 2000 Jahren schon zwei Juden hingewiesen. Sie wurde im Christentum deshalb abgeschafft. Es wäre redlich, wenn Sie als Christ auch darauf hinweisen würden.
Es ist schwer verständlich, warum gerade Religionen sich in der Pflege alter, oft nicht mehr verständlicher Rituale besonders hervortun. Diese Kritik trifft auch besonders die kath. Kirche, die offensichtlich dabei versäumt, sich um die Belange der Menschen im 21. Jahrhundert zu kümmern, sonst würden nicht so viele davonlaufen.
Kein Jude muss Deutschland verlassen. Sie haben als Deutsche die gleichen Rechte wie wir. Aber auch sie sollten zur Kenntnis nehmen, dass das Rechtsempfinden einer Wandlung unterworfen ist und religiöse Praktiken einer Kritik unterzogen werden dürfen. Ihr Hinweis, man verstünde halt wieder einmal den Sinn eines religiösen Brauches nicht, ist eine wohlfeile Formulierung, aber bedeutet wohl nichts anderes, als dass man solche Praktiken hinzunehmen und deshalb das Maul zu halten, bzw. das Schreiben zu unterlassen habe. Ich bin der Meinung, man hilft den Juden gar nicht, wenn man sich unkritisch anbiedert.

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Sehr geehrter Herr Friedrich,

schade, auch in Ihrer Stellungnahme zum Thema Beschneidung kommen die, um die es eigentlich in der Debatte gehen sollte, nicht vor: minderjährige Kinder, insbesondere Neugeborene! Diese Schutzbedürftigen sollte jeder Debattenbeitrag in den Mittelpunkt stellen.

Die von Ihnen vorgebrachten Argumente hingegen gehen entweder gänzlich am Thema vorbei, oder sind ansonsten schlicht ‚daneben‘.
Schon die Überschrift Ihres Artikels suggeriert, dass ein allgemeines, für alle gültiges Beschneidungsverbot gefordert wird. Dies ist jedoch keineswegs der Fall. Es geht um die Beschneidung Minderjähriger und insbesondere um die von Säuglingen!

Tatsächlich gibt es nur in seltenen Fällen medizinische Gründe für eine Beschneidung – bei Säuglingen ist dies eigentlich nie der Fall. Von einer medizinischen Notwendigkeit kann also keine Rede sein (zur Lektüre zu empfehlen wäre hier der Debattenbeitrag von Chirurgieprofessor Maximilian Stehr im SPIEGEL (32/2012)). Die Risiken eines solchen Eingriffs jedoch (schon der Begriff sollte eigentlich einiges klarwerden lassen) sind durchaus ernst zu nehmen. Nicht um sonst lässt Mutter Natur jeden Jungen mit einer schützenden Vorhaut (um auch einmal beim Namen zu nennen um welches Körperteil es geht!) auf die Welt kommen – auch die Söhne beschnittener Männer.
Ihr Argument, eine Beschneidung helfe das Aidsrisiko zu mindern ist haarsträubend. Es gibt vermutlich tausende effektivere und damit sinnvollere Mittel dieses nicht zu unterschätzende Übel zu bekämpfen. Es sollte dagegen tunlichst vermieden werden, eine Beschneidung als ein geeignetes Mittel gegen eine Ansteckung dastehen zu lassen.

Sie weisen außerdem auf eine mögliche seelische Verletzung hin und bemängeln das Kölner Urteil gehe „nur“ (!) von körperlicher Unversehrtheit aus. Man fragt sich wessen seelische Verletzung Sie in Gefahr sehen. Die der Eltern? Dann gilt Punkt eins: Es geht um die neugeborenen Jungen! Deren Seele wird jedoch – zumal im Säuglingsalter! – kaum Anstoß nehmen, von einem solchen Eingriff verschont zu bleiben. Im Gegenteil, eine seelische Verletzung ist mit Sicherheit zu erwarten, wenn ein Junge im Kindsalter erfahren muss, dass die eigenen Eltern ihm den Schutz verweigern und ihn stattdessen einem unnötigen Leid preisgeben.
Für spätere Jahre gilt: sollte ein Heranwachsender oder junger Erwachsener von seinem sozialen Umfeld oder gar einer ganzen Glaubensgemeinschaft aufgrund des Vorhandenseins einer Vorhaut - einer körperlichen ‚Andersartigkeit‘ – gehänselt oder gar ausgeschlossen werden, ist dies der eigentliche Skandal!

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Anscheinend ist die Aufklärung spurlos am Autor vorbeigegangen. Religiöse Riten sind selbstverständlich erlaubt, sofern dadurch andere Rechte nicht beeinträchtigt werden, was hier ganz klar der Fall ist, da die Beschneidung vollkommen unstreitig eine Körperverletzung ist. Die seelische Gesundheit des Kindes wird insofern durch die Religion verletzt, als daß von Seiten der Juden und Muslime immer betont wird, ohne Beschneidung sei man kein richtiger Jude bzw. Moslem. Das ist in höchstem Maße diskriminierend. Wir haben hier intollerante Parallelgesellschaften, die sich der Integration verweigern (Homosexuelles Verhalten soll ja deren Glauben gemäß auch durch Steinigung geahndet werden). Die Haltung des Autors ist auch vollkommen unchristlich. Jesus hat gegen die Pharisäer gepredigt und die bedingungslose unreflektierte Befolgung überkommener religiöser Gebote strikt abgelehnt. Ich denke, er wäre heute auch gegen die Beschneidung, insbesondere auch weil viele Männer unter den Folgen massiv leiden, was aber in der jüdischen und islamischen Machokulturen normalerweise kein Mann zugibt. Insbesondere wird die Fähigkeit zur Masturbation (vulgo wichsen) stark eingeschränkt, aber für frömmelnde Leute ist das ja eh eine schwere Sünde, und nach strengem katholischen Glauben ist Sex ja nur zur Zeugung eines Kindes erlaubt, aber nicht zum Spaß. Die Beschneidung genügt bei traditioneller Durchführung nicht den medizinischen Standards. Es ist ein Skandal, daß die Beschneider dafür nicht im Gefängnis landen. Jeder, der sonst medizinische Dienstleistungen durchführen will, muß eine staatlich anerkannte Qualifikation nachweisen und die Durchführung wird überwacht. Für die Kinder ist das eine Qual, sie sind danach traumatisiert. Es gibt im WWW genug Videos, die zeigen wie schlimm das ist. Bei einer Vorführung im Ethikrat eines Videos einer jüdischen Beschneidung ist eine Frau zusammengebrochen. Und auch eine Beschneidung lege artis ist eine Darbietung, die einen umhauen kann, weil sie oft ohne Betäubung durchgeführt wird. Die Haltung der Kirchen und damit des Autors wundert mich aber nicht. Denen ging es immer nur darum, Macht über die Menschen ausüben zu können. Menschenrechte und persönliche Freiheit sind Errungenschaften eines langen Kampfes auch gegen die Macht der Kirchen. Ein Verbot der Beschneidung Minderjähriger würde diese Macht weiter einschränken. Jesus aber wollte keine Macht über die Menschen. Er hat ihnen die freie Entscheidung überlassen, ihm nachzufolgen. Zwang im Glauben ist zutiefst unchristlich, und genau deshalb sollten Zwangsbeschneidungen unmündiger Kinder in einem wirklich christlichen Land streng verboten sein.

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Habe ich was übersehen? Der Artikelautor lächelt zwar, doch verschweigt seinen Namen.

Mein Beitrag ist ein wo gelesener Slogan:
Böse afrikanische Frauenverstümmler - gute moslemische und jüdische Buben-Schnibbler.

Übrigens Traditionstreue des Vaters: Sprüche 3,12 „Wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat.“ Sollte der Kinderschutz für Moslems und Juden insgesamt aufgehoben werden?

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Das Ende aller Messianismen (von „Judentum“ bis „(Pseudo)Wissenschaft“):

Wann werde ich endlich in einer intelligenten Welt (IQ > 200) leben können ohne diesen jahrtausendealten messianisch-beschnittenen-traumatisierten Terror überall, d.h. ohne diesen jüdisch-christlich-muslimisch-kapitalistisch-kommunistisch-faschistisch-hypersozial-hypermedial-politisch-juristisch-pseudowissenschaftlichen Schwachsinn überall?

Und zum Angriff Israels ("Juden") auf den Iran ("Arier"):
Geht lieber Karotten und Bäume pflanzen, ihr verdammten Idioten überall, die mir tagtäglich meine Welt kaputt machen!

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Reaktion auf den Artikel in chrismon Septemberausgabe 2012 zum Thema Beschneidung

von Dr. Johannes Friedrich, Pfarrer in Bertholdsdorf, Landesbischof a.D., Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und Herausgeber des Magazins chrismon

Dr. Johannes Friedrich : Beschneidung: eine religiöse Pflicht
Kritischer Kommentar: Genitalverstümmelung: eine traditionelle Pflicht seit 5000 Jahren
Dr. Johannes Friedrich : Es wäre ein Skandal, wenn Juden gesetzlich zum Bruch ihrer Tradition gezwungen würden

Kritischer Kommentar: Es wäre ein Skandal, wenn die Oberhäupter der Muslime es nicht anerkannt hätten (und diese Entscheidung war nicht selbstverständlich), dass das Entfernen der Klitoris nicht mit den Traditionen des Koran vereinbar sind, auch wenn es erst dank der Menschenrechte durchgesetzt werden konnte.

Dr. Johannes Friedrich : Wer wusste bei uns bis vor kurzem etwas über das Thema Beschneidung? Vielleicht hatte man mal von guten Bekannten gehört, dass der Urologe ihm geraten habe, sich beschneiden zu lassen. Aber dass dies für Juden und Muslime ein ganz wichtiges Thema ist – wer wusste das? Und wer meinte, dass dies eine Körperverletzung sein könnte? Ich bin sicher: Es waren nicht viele.
Kritischer Kommentar: Ich bin sicher, dass diese Unwissenheit ein Skandal ist, dass man so lange trotz Klitorisverstümmelung bei Mädchen, niemals erkennen wollte, dass es auch bei Jungen eindeutig eine Körperverletzung darstellt. Diese Entfernung ist niemals wieder umkehrbar. Warum wissen so wenig Christen davon? Vielleicht, weil sie an keinen gemeinsamen Religionsunterricht teilnehmen, bei dem sie sich über ihre Traditionen und Rituale austauschen. Anstatt Vorurteile aufzubauen und sich in ihrer Glaubensgemeinschaft als die wahren Eingottgläubigen zu fühlen.
Dr. Johannes Friedrich : Jetzt aber ist die Empörung groß: Wie können Eltern ihr Kind dieser schmerzhaften Prozedur unterziehen lassen? So fragen nicht wenige. Nach Meinungsumfragen sind zwischen 50 und 75 Prozent der Bevölkerung bei uns dafür, dass (auch) religiös motivierte Beschneidungen ver¬boten werden sollten. Damit wäre Deutschland, ausgerechnet Deutschland, nach meinen Recherchen das einzige Land in der Welt, in dem Juden ihrer religiösen Pflicht nicht nachkommen dürften. Und das bei einer Prozedur, die in den USA, zum Beispiel 2005, bei 56 Prozent der männlichen Neugeborenen vor der Entlassung aus der Klinik aus medizinischen Gründen durchgeführt wurde und die die Weltgesundheitsorganisation als Prävention gegen eine Aidsausbreitung empfiehlt.
Kritischer Kommentar: Es sind Eltern, die es nie anders erleben konnten, weil auch sie seit 4000 Jahren nicht gefragt wurden bzw. ihre Tradition nicht hinterfragt wurde. Warum wurde dann, „ausgerechnet“ in Deutschland 1935 die Deutsche Regina Jonas, als erste Rabbinerin weltweit ordiniert? War es nicht ein Skandal, dass es fast 4000 Jahre gebraucht hat, bis man erkannt hat, dass auch Frauen Seelsorgerinnen sein können?
Oder warum hat es fast 500 Jahre lang gedauert, bis Elisabeth Haseloff (* 30. Juni 1914 in Rom; † 29. November 1974 in Hamburg) 1941 als Pfarrvikarin und erst nach einer neuen evangelischen Gesetzgebung 1958 als Pastorin im Sinne des evangelisch-lutherische Gesetzes tätig war.

Zitat von Regina Jonas:

„Fähigkeiten und Berufungen hat Gott in unserer Brust gesenkt und nicht nach dem Geschlecht gefragt. So hat jeder die Pflicht, ob Mann oder Frau, nach den Gaben, die Gott ihm schenkte, zu wirken.“
Es war anscheinend die Gabe der Männer, erst durch die Auswirkungen eines ersten und zweiten Weltkrieges anerkennen zu müssen, dass Frauen sehr wohl ihren „Mann“ stehen können bzw. dann ungefragt mussten.
Weil sich Männer ja trotz dem weltweit verbreiteten göttlichen Gebot „Du sollst nicht morden/ töten“ genau dies zu tun bereit waren.
Auch hat sich Gott bzw. Gottes Sohn immer dafür eingesetzt, dass niemanden Leid und Schmerz zugefügt werden darf.

Dr. Johannes Friedrich : Die erste Pflicht des Vaters gegenüber seinem Sohn
Ich nahm neulich an einer Veranstaltung teil, die ein besseres Verständnis des Judentums zum Ziel hatte. Es waren Menschen zugegen, die sich dem Jüdischen ¬gegenüber aufgeschlossen zeigten. Aus¬¬gerechnet dort begegneten mir viele Gesprächspartner, die kein Verständnis dafür hatten, dass ich in deutlicher Form das Urteil des Kölner Landgerichts kritisierte, das von einer Strafwürdigkeit der Beschneidung ausgeht.
Dabei stellte ich allerdings fest, dass kaum jemand bei uns eine Ahnung hat, welche Bedeutung die Beschneidung, möglichst bis zum achten Tag nach der Geburt, in der jüdischen Religion hat. Es ist die erste Pflicht, die ein Vater gegenüber seinem Sohn hat, danach folgen die Pflichten, ihn die Thora zu lehren, ihm eine Frau zu geben und ihn ein Handwerk lernen zu lassen.

Kritischer Kommentar: Für eine mitdenkende Frau, die diese erste Pflicht des Vaters gegenüber seines Sohnes nicht kannte, stellt sich heute die Frage, die Formulierung: „ihm eine Frau zu geben“ nach heutigen Erkenntnisse der Gleichberechtigung von Mann und Frau, zu überdenken!
Vor allem werden jetzt durch den Bruch der 4000-jährigen Tradition, dass nur Männer Rabbiner werden konnten, auch die Mädchen gelehrt in der Thora zu lesen.

Dr. Johannes Friedrich : Diesen Pflichten kommen Juden seit Jahrtausenden nach, und nicht wenige ¬haben ihretwegen den Tod auf sich ge¬nommen. Selbst in Zeiten, in denen ein Jude anhand der Beschneidung als Jude identifiziert und mit dem Tode bestraft werden konnte – dazu zählt auch die Zeit des Holocaust –, verzichteten die jüdischen Väter nicht darauf, ihre Söhne beschneiden zu lassen. Solch hohe Bedeutung hat die Beschneidung, mit der der Neugebo¬rene in den Bund Gottes mit dem Volk ¬Israel, jenes unauflösliche Treueverhältnis, aufgenommen wird (vgl. 1. Mose 17,10). Sollten ausgerechnet wir Deutsche es Juden schwierig oder gar unmöglich machen, in unserem Land zu leben und ihre Religion auszuüben?

Kritischer Kommentar: Ja, dass sollten alle Deutschen, somit auch die Deutschen mit jüdischem Glauben. Wer ist überhaupt mit „wir Deutsche“ gemeint? Man kann nicht eine Nation mit einer Glaubensrichtung gleichstellen, was die deutschen Nationalsozialisten taten und was gesetzestechnisch völlig unmöglich ist und damals war. Ebenso ist es unmöglich einen Eingottglauben in diesem Falle das Judentum mit einer Rasse gleichzustellen. Der jüdische Glaube wird durch Geburt, von einer vor der Geburt den jüdischen Glauben zugehörige Frau, übertragen. Darüber hinaus kann zu jeder Zeit ein Mensch zum jüdischen Glauben übertreten aber natürlich immer auch austreten. Man ist durch seine Religionsfreiheit sein Leben lang Jude und nicht für immer und ewig durch seine Geburt oder durch die Entfernung seiner Vorhaut, die sich als Schutz im Laufe der Evolution gebildet hat!
Es schmerzt mich in meiner Seele, dass Väter und vermutlich auch ihre Mütter bereit waren ihre Söhne zu beschneiden und sie dadurch in Todesgefahr brachten. Die ersten beschnittenen Juden waren Erwachsene, von denen historisch belegt, viele nach diesem Eingriff gestorben sind. Auch heute sterben in unterentwickelten Regionen Jungen an dieser von der Natur nicht vorgesehenen Penisverstümmelung. Auch finde ich es spannend zu wissen, dass jüdische Väter und Söhne bereit waren im ersten Weltkrieg für den Deutschen Kaiser zu sterben, als deutsche Soldaten. Als Frau verstehe ich nicht warum ein Mann aufgrund des Willens eines Gottes oder eines Kaisers oder eines Führers oder für ihre Nation, bereit sind zu sterben.

Dr. Johannes Friedrich : Zur seelischen Unversehrtheit des Kindes gehört auch die Traditionstreue des Vaters
Die Urteilsbegründung des Kölner Landgerichts leuchtet mir nicht ein. Sie geht nur von der körperlichen Unver¬sehrtheit aus, die nicht angetastet werden dürfe. Aber was ist mit der seelischen Unversehrtheit? Wiegt sie weniger? Ich meine damit die gesetzlich erzwungene Versagung eines Lebensrituals. Ich meine damit, dass einem jüdischen Sohn eine für seine religiöse Identität wichtige Tradition vorenthalten wird. Was bedeutet es für ¬seine seelische Unversehrtheit, wenn er feststellen muss, dass sein Vater einer zentralen religiösen Pflicht nicht nachge¬kommen ist und ihn dadurch seiner religiösen Heimat beraubt?
Gut, dass der Deutsche Bundestag, allen demoskopischen Ergebnissen zum Trotz, beschlossen hat, die Beschneidung aus ¬religiösen Gründen in Deutschland zu le¬galisieren. Alles andere wäre ein Skandal gewesen.

Kritischer Kommentar: Mir leuchtet nicht ein, dass in der Diskussion übersehen wird, dass jeder Mensch auch der Neugeborene, nicht nur ein Recht auf Unversehrtheit, sondern auch ein Recht auf Religionsfreiheit hat. Die Selbstbestimmung über die Religion entscheidet nicht die Religionsgemeinschaft, sondern der mündige Gläubige gegenüber sich und seinem Gewissen. Sonst wäre jede Firmung bzw. Kommunion eine Farce! Nur wenn ein aufgeklärter und wissender Mensch, die Liebe seines jüdischen, christlichen oder islamischen Gott für immer annehmen will, dann kann man vom wahren Glauben sprechen. Natürlich möchten alle Eltern eines monotheistischen Glaubens, dass sie ihre Kinder mit ihrem Glauben in ihrem Himmel bzw. Paradies wiedersehen. Wenn aber die Liebe auf Erden zwei nicht mit dem gleichen Glauben, den ihre Eltern ihnen durch die Geburt, Beschneidung bzw. Taufe gegeben haben, vereint, welcher Gott hat dann das Recht diese Liebe auf Erden oder im Himmel zu trennen.
„Wir Deutsche“? – Nein, „die ungläubigen deutschen Nationalsozialisten und ihre mündigen und unmündigen Anhänger“ haben das durch eine Gesetzgebung getan, die nur durch Gewalt aber niemals durch Logik, entstanden und durchgesetzt wurde.
Es sind rein gesellschaftspolitische Gründe, warum die deutsche Gesetzgebung, wenn überhaupt, die Beschneidung legalisieren lässt. Man hat Angst vor den Folgen, die blinde, unreflektierte Befürworter der Entfernung der schützenden Vorhaut als Reaktion zeigen könnten. Krieg und Menschenhass entsteht nicht durch Erkenntnisse, sondern, weil man sich weder bevormunden noch belehren noch versklaven lassen will. Aber die Frauen wurden Jahrtausende lang bevormundet und jetzt dürfen sie mitreden, weil „der Mann“ endlich ihre Mündigkeit anerkennen musste. Es wird Zeit, dass wir auch die Mündigkeit unserer nächsten Generation anerkennen. Dass heißt, ein Säugling oder Kind darf selbst über seinen Körper und seinen Glauben entscheiden, wenn die Gesetzgebung sich für das entsprechende Mindestalter aufgrund der Menschenrechte und Menschenwürde darüber einig wird. Darüber hinaus gibt es Kinderrechte, die auf keinen Fall vorsehen, dass Eltern über den Körper und die Seele ihres Kindes entscheiden dürfen. Es ist gut dass wir endlich Gesetze und Rechte haben, damit sich niemand mehr auf alte und sehr fragwürdige Traditionen beziehen kann. Sondern, das wir alle das Recht auf Bildung haben und wir deshalb auch Verantwortung für uns aber auch für alle anderen Menschen tragen. Ja wir sollten uns mehr auf unsere Bildung konzentrieren und diese erweitern und aktualisieren, damit wir als mündige Bürger nicht blind alte Traditionen befürworten, sonden an eine friedliche, gerechten und liebevolle Welt für alle Menschen mitgestalten.

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Zitat aus dem Artikel: "Gut, dass der Deutsche Bundestag, allen demoskopischen Ergebnissen zum Trotz, beschlossen hat, die Beschneidung aus religiösen Gründen in Deutschland zu legalisieren. Alles andere wäre ein Skandal gewesen." Puh, jetzt sind wir aber alle froh, an einem Skandal knapp vorbeigeschrammt zu sein. Doch schön der Reihe nach: ______________________________________ Da schließt also Jahwe mit seinem auserwählten Volk einen Bund. Handelt es sich bei diesem unumstößlichen Faktum vielleicht um einen Skandal? Keineswegs, das ist im Gegenteil ein schlauer Schachzug des einen und wahren Gottes. Er kriegt seinen Weihrauch, seine Anbetung und seine gebratenen Ochsen. Ein paar Probleme handelt er sich freilich damit ein. Das auserwählte Volk verletzt regelmäßig seine Vertragsverpflichtungen. Also muss Gott ständig mit Zuckerbrot und Peitsche darauf achten, dass seine Gläubigen wieder in die Spur zurückfinden. Diesen höchst amüsanten Gottesvertreib lässt er im Alten Testament dokumentieren. Und was hat sein auserwähltes Volk davon? Einfach alles! Wie sollten nomadisierende Stämme nur ohne Gott auskommen können? Denen würden ja die Schafe davonlaufen, bevor sie zur Schlachtbank geführt werden. ________________________ So ein prächtiger Bund braucht ein Zeichen. Also beschließt Gott, dass die Väter an den Genitalien aller männlichen Säuglinge herumzufummeln haben. Handelt es sich vielleicht dabei um einen Skandal? Weit gefehlt! Das ist eine Vorgabe des souveränen Gottes, also eine religiöse Pflicht. An der gibt es nichts herumzumäkeln. Wenn es hoch kommt, gibt man Jahwe den vorsichtigen Tipp, sich doch bei seinen Götterkonkurrenten ein paar Anregungen zu holen, was die Ritualgestaltung betrifft. Ein vollständiges Untertauchen in einem verdreckten heiligen Fluss ist im Angebot. Oder man verweist auf den trickreichsten aller Götter, den Christengott. Der begnügt sich mit dem Symbol eines Symbols und lässt unblutige Wasserspiele veranstalten. _______________________________ Erwachsene Menschen lassen sich also schon seit Jahrtausenden solche Götterbünde samt den daraus erwachsenen Pflichten gefallen. Handelt es sich bei dieser Gewohnheit um einen Skandal? Aber nicht doch! Das ist im Gegenteil Ausdruck höchster menschlicher Reife und genießt Schutz und Wertschätzung, selbst wenn man selber einem anderen oder gar keinem Gott anhängt. _______________________________ Soweit zur religiösen Seite des vermiedenen Skandals. Was ist auf weltlicher Seite los? Verdächtig ähnliches. Da sondern sich in den Gesellschaften Teile ab, die den Staat bilden und den anderen sagen, wo es lang geht. Per Gewaltmonopol sorgen sie dafür, dass die Bürger immer wieder in die Spur zurückfinden, die für sie vorgesehen ist. Handelt es sich dabei um einen Skandal? Ganz und gar nicht! Es ist ein wahrer Segen für die Menschheit, dass sie bewaffneten Aufpassern, nämlich der Polizei, unterworfen ist. Schließlich nimmt der Staat alle diese Mühen mit Wahlen, Gesetzen, Gerichten, Gefängnissen und Henkern nur auf sich, um den Bürgern ein schönes Leben zu ermöglichen. Ganz wie die Götter, die es doch auch nur immer herzlich gut mit den Menschen meinen, wenn sie ihnen bedeuten, was sie zu tun und zu lassen haben. _________________________________ Erwachsene Menschen lassen sich also schon seit Jahrtausenden solche Staaten samt den daraus erwachsenen Pflichten gefallen. Ist das ein Skandal? Ach was, spätestens seit diese Staaten demokratisch sind, ist es im Gegenteil Ausdruck höchster Tugend, staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. ___________________________________ Wo bleibt denn nun der Skandal, dem wir so glücklich knapp entkommen sind? Richtig! Es drohte ein Konflikt zwischen der religiösen Pflicht zur Beschneidung und einem befürchteten staatlichen Verbot, diese süße kleine Genitalverstümmelung Säuglingen überzubraten. Solche unschönen Szenen zwischen den zu verehrenden Autoritäten Gott und Staat wollen wir nicht sehen! Deshalb haben sich die hohen Herren ja darauf verständigt, dass hier das Messerlein ausnahmsweise zu Werke gehen darf. Und alle, denen der Gehorsam gegen Gott oder den Staat, am besten gegen beide, eine Herzensangelegenheit ist, können beruhigt aufatmen. Man darf Gehorsam in alle Richtungen zeigen. Jüdisches, moslemisches und christliches Leben sind auch weiterhin in Deutschland schwer willkommen. Und gehorsame Atheisten haben auch nichts zu befürchten. Welch Freude ringsum!

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Was ist Gottes Wille, seine Absicht mit jedem einzelnen Menschen? Welche Anforderungen - "Du sollst..." - lassen sich daraus ableiten?

Die Geschichte ist voller Missbrauchsbeispiele. Wir haben leidvoll gelernt: Nicht überall, wo Seelenheil draufsteht ist Seelenheil drin. Woher nehmen wir Kriterien, "die Geister zu scheiden"? Die Demoskopie mag Hinweise geben, aber die Prozentzahlen sagen nichts, da gebe ich Herrn Friedrich recht. Allerdings: die Tradition taugt ebenso wenig! Man muss also auf die Argumente sehen. Das zentrale Argument des Artikels habe ich im Betreff zusammengefasst - und mit einem Fragezeichen versehen. Wenn die Auseinandersetzung mit diesem Fragezeichen ein Skandal ist (weil nur ein Ergebnis der Auseinandersetzung kein Skandal wäre), dann zeigt sich Kirche als Gedankenpolizei.

Die Ahnung von der Bedeutung der Beschneidung sollte den ernsthaften Seelsorger nicht von ihrer Richtigkeit, sondern von der nötigen Sorgfalt bei ihrer Überwindung überzeugen, z.B. bei der Überführung des Verstümmelungsrituals in ein Symbolritual. Kapitulation ist der ganz falsche Weg. Es gibt genug innerjüdische Stimmen, die gehört, gestärkt und unterstützt werden können.

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Ich bin gegen die Beschneidung von kleinen Jungen. Diesem Kind wird der Glaube so unwiderruflich auf den Körper gezeichnet. Irgendwie wird es dann immer zu dieser Religion gehören. Aber was, wenn es dieser Religion später gar nicht mehr angehören möchte? Es könnte einer ganz anderen Religion angehören. Vielleicht wird es sogar Atheist? Die Eltern brandmarken dieses Kind, ohne zu wissen, ob es später auch noch zu dieser Religion gehören will, die solche Rituale verübt. Meine Aussage bezieht sich nicht nur auf die Beschneidung, sondern generell darauf, ob wir ein Kind in einen Glauben hineinerziehen können oder dürfen. Natürlich kann man harmlose Rituale feiern und dem Kind die Religion näherbringen, aber man sollte dem Kind keine religiösen Vorschriften machen oder es zum Beispiel zur Konfirmation drängen. Was die Zukunft bringt, ist ja zu dem Zeitpunkt unklar.

Eine Alternative bei der Beschneidung wäre doch, darauf zu warten, dass der Junge das Alter der religiösen Selbstbestimmung erlangt hat und dann selber entscheiden kann, ob er seinen Körper diesem Ritual des Glaubens aussetzen möchte. Ein Baby kann so etwas nicht entscheiden.

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Winfried Dressler schrieb am 13. September 2012 um 13:20: "Nicht überall, wo Seelenheil draufsteht ist Seelenheil drin." Diese richtige Feststellung sollte allerdings nicht die Frage und die zutreffende Antwort darauf ersetzen, wer den Nutzen und wer den Schaden hat vom Original-Seelenheil (darf ich Nutella-Seelenheil formulieren?). ___________________ Weiteres Zitat: "Es gibt genug innerjüdische Stimmen, die gehört, gestärkt und unterstützt werden können." Ich dachte, wer die Säuglingsbeschneidung für unnötige Babyquälerei hält, müsste diejenigen kritisieren (wollte natürlich sagen: sich sorgsam und einfühlsam seelsorgerisch denen nähern), die sie befürworten und nicht darauf verweisen, dass es selbstverständlich eine Menge Juden gibt, die diesen blutigen Unfug ebenfalls ablehnen. Dass trotz der innerjüdischen Einwände viele mitmachen, liegt daran, dass Gott durchaus aus der ägyptischen Knechtschaft in die Freiheit geführt hat. Vom moralischen Terror, den die liebe Verwandtschaft und Bekanntschaft veranstalten mag, hat der Herr wohlweislich nichts gesagt.

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Silja schrieb am 13. September 2012 um 16:20: "Die Eltern brandmarken dieses Kind, ohne zu wissen, ob es später auch noch zu dieser Religion gehören will, die solche Rituale verübt." Das ist keine Unbedachtheit, sondern genau die Absicht bei solchen Ritualen. Die bewussten Befürworter solcher Rituale wollen genau verhindern, dass diejenigen, an denen diese Rituale verübt werden (diese Ihre Formulierung vom verübten Ritual gefällt mir außerordentlich), später dem Laden den Rücken kehren. Das gilt für Taufe, Beschneidung, Konfirmation und Firmung gleichermaßen. Wer auf Freiwilligkeit setzt, braucht diesen Zauber nicht. Deswegen werden diese Veranstaltungen auch gerne zu Familienfesten ausgebaut, auf die sich schon genügend alte Kinder freuen, weil sie im Mittelpunkt stehen und Geschenke bekommen. Diese Freude wollen Eltern ihren Kindern nicht nehmen und machen deshalb mit. Und prompt heißt es von den glaubensmäßig motivierten Befürwortern, dass doch alles in größter Freiwilligkeit ablaufe und von Nötigung und Drängen gar keine Rede sein könne. So wird die systematische Verlogenheit auf diesem Gebiet aufrechterhalten.

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Tradition ist die eine, das Recht auf Unversehrtheit die andere Seite der Medaille. Im Artikel sind viele überzeugende Argumente genannt. Nur frage ich mich jetzt: Ab wann ist denn eine Tradition unbedingt schützenswert? Es könnten ja einige kommen und auf Traditionen und kulturelle Identität pochen. Etwa um die Genitalverstümmelung von Mädchen zu legalisieren. Oder wer genau darf das und weshalb (nicht)?

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Wie auch immer, es bedarf in dieser Debatte keiner Argumente. - 1. es geht ausschliesslich um das Kind, nicht um irgendein religiöses Ritual. Dieses, das Ritual, bleibt hier aussen vor, und obliegt den Betroffenen Religionen, es entsprechend zu modifizieren ! - 2. Wir Anderen, stehen hinter dem Kind, und denen, die eine Modifizierung des Rituals befürworten. Es gibt keine guten Argumente für die Beschneidung , daher sind auch die Argumente im Artikel so fadenscheinig und überaltert, weil es keinen wirklich guten Grund gibt, heute noch die Kinder dieser Prozedur zu unterziehen, so sagt es mir mein Feingefühl, meine Empathie, meine persönlichen Erfahrungen . Schon Paulus war dagegen, so alt also scheint diese Diskussion zu sein ! Wir müssen also nicht endlos weiter darüber reden, oder schreiben, sondern erkennen, dass es viele jüdische Mitbürger gibt, die diesem Thema in der Öffentlichkeit sicher sehr zwiespältig, und vielleicht auch hilflos gegenüber stehen . Es ist immer die selbe Frage : gemeinsam, oder allein sam... Gemeinsamkeit erfordert mehr als die ewige Wiederholung ewig gleicher Argumente in der Öffentlichkeit , sie erfordert Annäherung, gemeinsame Gespräche, in einzelnen Gemeinden, dort wo jüdische und christliche Gemeinden nahe nebeneinander leben und beten ? Und wo nicht sogleich Einvernehmen herrscht, dort geht es um Geduld. Heißt es nicht , dass auch Rom nicht an einem Tage erbaut wurde ? Statt Zwang, Forderungen, Verbote, lieber Toleranz und friedliche Angebote, in der Öffentlichkeit wie im Zusammenleben. Gabriell

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///Was einen sofort stutzig machen muss, ist die indirekte,
im Umkehrschluss erkennbare Behauptung, dass die vielen
christlichen, jüdischen und muslimischen Eltern, die ihr Kind
nicht taufen oder beschneiden lassen, weil es später selbst
und eigenverantwortlich darüber entscheiden soll, dass diese
Eltern sein Wohl zu fördern versäumen und ihm die Aussicht
auf wärmende Geborgenheit vorenthalten – was man ihnen
natürlich vorwerfen müsste. Aber das wäre ein Vorwurf, den
die liberal denkenden Eltern mit Recht als eine Unverschämtheit
zurückweisen würden. Und geradezu empören muss sie
die Anklage, die Dr. Johannes Friedrich, Landesbischof a.D.,
Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland
und Herausgeber des Magazins chrismon, gegen sie richtet:
dass sie sich der „Versagung eines Lebensrituals“ schuldig
machen, weil sie einem jüdischen Sohn „eine für seine religiöse
Identität wichtige Tradition vorenthalten“. Er nehme an
seiner „seelischen Unversehrtheit“ Schaden, „wenn er feststellen
muss, dass sein Vater einer zentralen religiösen Pflicht
nicht nachgekommen ist und ihn dadurch seiner religiösen
Heimat beraubt“.10 Gemeint ist, dass jüdische Eltern ihren
Sohn seelisch versehren (= misshandeln), wenn sie ihn körperlich
unversehrt heranwachsen und ihn selbstverantwortlich
über seine Vorhaut entscheiden lassen. Friedrich nennt es
einen „Skandal“, wenn es Rechtspflicht wäre, durch Verschonung
des Kindes dessen körperliche Unversehrtheit und autonome
Selbstbestimmung zu achten. Nein, ein Skandal ist das
Urteil, das er über Eltern fällt, die ihrem Kind diese Achtung
erweisen.
Ich hoffe, dass der Autor dies inzwischen, nach dem Studium
der Leserkommentare,11 selbst eingesehen hat. Die Kommentatoren
sind ausnahmslos gegen die rituelle Kinderbeschneidung.
Sie zeigen sich überaus befremdet von Friedrichs
Skandalthese und abgestoßen vom Eifer der meisten
Kirchenmänner, sich bei den Sprechern der Nachbarreligionen
anzubiedern, statt sich im Geist der Nächstenliebe mit
aller Kraft dafür einzusetzen, dass wehrlosen Kindern nicht
der besonders erogene Teil ihres Geschlechtsorgans geraubt
wird. Und man stellt in ethisch-menschlicher Hinsicht die
Dinge auf den Kopf, wenn man so tut, als ob den jüdischen
Eltern, die dem Gruppendruck widerstehen und sich schützend
vor ihren Jungen stellen, später Vorwürfe des Beschützten
drohen. Friedrich könnte diese Spekulation mit keinem
einzigen Fall belegen. Es gibt Tausende bekennende Juden,
die zeitlebens unbeschnitten bleiben, ohne sich doch ihrer
„religiösen Heimat beraubt“ zu fühlen. Wohl aber gibt es
viele junge Juden, die sich ihrer Vorhaut beraubt fühlen, sie
manchmal zu restituieren suchen, sich organisieren und für
die Abschaffung des Rituals kämpfen.///

(Rolf Dietrich Herzberg: "Die Beschneidung gesetzlich gestatten?" In: "Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik". 10/2012, S. 489 - http://www.zis-online.com/dat/artikel/2012_10_705.pdf )

sind ein fundamentaler Bruch des Grundgesetzes (es werden direkt Grundwerte ausgehebelt, wer so etwas bejaht, richteit sich fundamental gegen unseren Staat) und ansonsten übergriffige Pädophilie.

Gegen diesen religiös verbrämten Kindesmißbrauch verbunden mit schwerer Körperverletzung, der Grundwerte und Ewigkeitsklauseln des GG in Frage stellt sollte mit der vollen Härte des Gesetzes vorgegangen werden, wobei ich mir angesichts der ungeheuerlichen Schwere der Schuld (einem Kind vorsätzlich grundlos Geschlechtsteile zu amputieren ist keine menschliche Tat mehr, ich kann das nur noch als vollständig "vertiert" bezeichnen) eine Korrektur unserer Höchststrafe vorstellen kann.

Was irgendwelche Kulte und Religionen angeht: Wir leben im Land der Aufklärung - und hier gelebte Kulte und Religionen haben sich den Werten der Aufklärung unterzuordnen - oder zu unterbleiben. Ohne wenn und aber. Meine Kompromissbereitschaft an dieser Stele ist genau Null.

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Ich finde Reaktionen , wie, beispielsweise, die von Detlev Bosau, völlig übertrieben und bedenklich radikal . Ich lebe nicht gerne in einem Land, dessen Bürger sich zu so ähnlich radikalen Äußerungen und Forderungen hinreißen lassen ! Außerdem scheint mir diese Äußerung auch wenig reflektiert zu sein, dafür aber eher emotional HOCHGESCHAUKELT ! Warum, das weiß ich nicht, doch scheinen mir diese und ähnliche Meinungen mehr nach einem bestimmten Boykottschema abzulaufen, als dass sie echte persönliche und engagierte Stimmen darstellten. --------"Wer so etwas bejaht, richtet sich fundamental gegen unseren Staat ", nun , für mich klingen solche Worte schon sehr bedenklich radikal und fanatisch :" Deutschland , Deutschland, über alles ! ", höre ich es imaginär im Hintergrund dröhnen ! Hier geht es mitnichten um das Kind allein !!! Das finde ich bedenklich. Ich glaube nicht, dass die religiöse Praxis der Beschneidung gegen irgendwelche Menschenrechte verstößt , denn sie geschieht freiwillig, und ohne böswillige Absicht. Allein die Gegner der Beschneidung in den eigenen Reihen, und die Eltern , sprechen dagegen und für ihr Kind, und ihnen allein gehört die Unterstützung . Andere Stimmen, die mit Rechtsstaatlichkeit drohen, oder Verbote fordern, ohne direkt betroffen zu sein, ereifern sich aus einem völlig falschen Grund .

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Es  ist jetzt das dritte chrismon-Heft, das ich als WELT-Leser bekommen habe. Bisher fand ich die Berichte in Ihrem Magazin verständlich. Doch nun bin ich enttäuscht über Ihren Bericht zur Beschneidung.
In der WELT vom 29. August stand auch ein Artikel über die Beschneidung aus religiösen Gründen. In diesem Artikel weist Dr. Woffsohn auf viele Stellen im alten und neuen Testament hin, die sich mit der Beschneidung beschäftigen. Wenn ich seinen Aufsatz richtig verstanden habe, gibt es keinen Grund, weshalb Juden beschnitten werden müssen. Um Jude zu sein genügt es, eine jüdische Mutter zu haben. Dieser Hinweis fehlt in Ihrem Bericht vollkommen.
Außerdem, was hat Aids mit der Beschneidung aus religiösen Gründen zu tun?
 

Genitalverstümmelung ist zur Hauptsache ein Problem in Ländern, in denen die Männer Frauen unterdrücken, rücksichtslose Machos sind und sich selbst beweisen wollen, wie potent und männlich sie angeblich sind. Der Männlichkeitswahn wiederum ist ein Grund für das weltweite Bevölkerungswachstum, das insgesamt zur grössten Bedrohung der Menschheit geworden ist.

Unsere Initiative für weltweite Geburtenregelungen stärkt auch die Rechte der Frauen und Mädchen, wie das Recht auf körperliche und psychsiche Unversehrtheit, sowie das Recht auf freie Entscheidung über Nachkommenszeugung und Schwangerschaft.

Berichten Sie daher über die folgende Kampagne bei change.org für weltweite Geburtenregelungen und unterstützen Sie diese mit Ihrer Unterschrift und auch auf Ihrer Homepage: http://chn.ge/1bSmBDH

Mit freundlichen Grüßen
Achim Wolf

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Wenn es angeblich nur "Menschen" gibt, warum gibt es dann auch noch "Juden", "Deutsche", "Bayern-Fans", etc etc. etc.?