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Neulich traf ich Pit nach vielen Jahren wieder. Zufällig, an der Kasse im Baumarkt. Ich wusste gar nicht, dass wir in derselben Gegend leben. Wir erkannten einander sofort. Und da wir beide nicht in Eile waren, gingen wir einen Kaffee trinken. Als ich Pit kennenlernte, war er überzeugter Atheist und deklinierte den einen Satz des Philosophen Ludwig Feuerbach rauf und runter, wonach der Mensch Gott nach seinem Bilde geschaffen habe und nicht umgekehrt. Sobald Pit volljährig war, trat er aus der Kirche aus, wollte mit dem „Pfaffengeschwätz“ nichts mehr zu tun haben. Er studierte Architektur, engagierte sich für eine linke Splittergruppe und in der Friedensbewegung.
Wir trafen einander in Stuttgart, wo ich damals arbeitete, häufiger auf Festen, weil sich unsere Bekanntenkreise überschnitten. Und obwohl uns politisch wie religiös mehr trennte als vereinte, kamen wir gut miteinander aus. Manche mieden uns auf diesen Feten, weil wir, wie es einer meiner Kumpels formulierte, „nächte lang darüber stritten, wer Himmel und Erde erschaffen hat“. Als wir beide das Schwäbische hinter uns ließen, verloren wir einander aus den Augen.
„Na“, eröffnete Pit die Unterhaltung, „und jetzt arbeitest du also für die Firma Gott und Sohn, machst dieses Heft.“ Und er? Rentner, aber mit Leib und Seele Hobbywinzer mit einer kleinen Rebfläche vor den Toren von Mainz. Und immer noch „gottfrei“, wie er sich selbst früher bezeichnet hatte? „Klar, dass du das fragst. Eigentlich schon. Aber nachdem ich den Marxismus als Welt erklärung ad acta gelegt habe, fühle ich mich merkwürdig.“
Wir kamen auf Fukushima zu sprechen, auf Erdbeben und Flutwellen. Er runzelte die Stirn, senkte die Stimme und raunte mir zu: „Die gequälte Erde setzt sich zur Wehr, sie schlägt zurück!“ Also doch gläubig? „Nein, keine Spur!“ Warum redet er dann wie die Alten von der Erde als Wesen? Als wäre sie die geschundene Göttin – Gäa oder Demeter? Warum rückt er Erdbeben und Flutwellen in die Nähe „göttlicher Strafen“ vom Typ Sintflut?
Der Maßstab! Wie heißt der Maßstab? Sag es!
Er schweigt. Dann murmelt er: „Genau das frage ich mich auch. Ich suche eine Erklärung. Und dabei merke ich, dass ich ein religiöses Vokabular benutze, dass ich gar keine anderen Begriffe kenne.“ Noah und die Flut, der Turmbau von Babel, die Apokalypse. „Wie geht dir das, als frommem Bruder?“ Höre ich da Polemik? „Ein bisschen.“
Also gut: Ich glaube nicht an einen strafenden Gott. Ich halte es da mit dem evangelischen Theologen Friedrich Schleiermacher. Ich glaube an einen Gott, der wusste, was er tat, als er Menschen schuf. Er hat nicht zufällig fehlbaren Typen das Leben eingehaucht, die einen freien Willen haben, nach Erkenntnis streben und dabei alle möglichen Torheiten begehen. Und den größten Mist machen sie, wenn sie es gut meinen. Warum aber soll Gott sie dafür bestrafen, dass er sie so geschaffen hat?
Gefiel ihm nicht, dem alten Streitfreund, gefiel ihm gar nicht. „Dann können wir ja machen, was wir wollen!“ Nein, es gibt Maßstäbe und die Fähigkeit, aus Fehlern und Sünden zu lernen, auch aus denen, die wir begehen, weil wir eigentlich etwas Gutes tun wollen. „Und wie heißt der Maßstab? Hä? Der heißt doch: Etwas ist gut, wenn es Gott gefällt. So sagt ihr das doch! Also ist es schlecht, wenn es ihm nicht gefällt! Und dann droht die Strafe.“
Ich wollte nicht ins Predigen kommen. Aber er ließ mich nicht gehen: „Was ist der Maßstab? Sag es!“ Der Maßstab Jesu Christi heißt: Menschenliebe. Ich sah ihn denken, denken und endlich lächeln: „Das hört sich einfach an, ist aber, wie du wahrscheinlich auch weißt, extrem schwer. Gnade Gott!“ Da fiel ich dem alten Pit ins Wort: Das ist übrigens das Wichtigste, was er da gerade gesagt hat: Bei jedem Fehler, den wir gemacht haben und den wir erkennen, dürfen wir auf die Gnade Gottes hoffen, der seine Geschöpfe liebt. Schweigen. „Hört sich gut an – aber ob ich so was glauben kann? Ich glaub nicht. Aber schön, dich mal wieder getroffen zu haben.“ Tschüss, Pit, viel Spaß im Weinberg! „Und die Gnade eines guten Jahrgangs!“ Genau.
Nicht evangelisch
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Die Zeugungskraft bzw. die
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Immer wenn ich solche Artikel
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Gnadenreiche Fehlerbewältigung
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Leserbrief zu Folge. 129 ("Was ich notiert habe") von Arnd Brumm
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich staune immer wieder über die Wandlungsfähigkeit gerade der evangelischen Kirche und ihrer Vertreter. Seit Jahrhunderten hat die Kirche ihre Gläubigen mit der Angst vor dem höchsten Gericht bei der Stange gehalten. Himmel und Hölle. Der Mensch konnte entscheiden, ob er ein "guter Christ" sein oder als unverbesserlicher Sünder der "ewigen Verdammnis" ausgeliefert sein wollte. Wer - wie ich - in einem Kirchenchor mitsingt, kann davon - im wahrsten Sinne des Wortes - ein Lied singen.
Und nun - es gibt nur noch den liebenden Gott. Und der "alte Atheist", der schon immer Probleme damit hatte, dass es eine Instanz geben soll, die den Menschen dafür im Jenseits auch noch bestraft, dass er hier auf Erden - bedingt durch Anlage und Umwelt - ein verpfuschtes und "sündiges Leben" hatte, sieht plötzlich ganz alt aus.
Der Artikel von Herrn Brummer sind zwar gut geschrieben; verstecken aber mit ihrem verbindlichen Stil eine ganz schön dicke - unchristliche - Portion Überheblichkeit gegenüber Andersdenkenden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr.Olaf Hofmann
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Der Mann hat Recht.
Der Mann hat Recht.
Letztlich bleibt als Kernaussage nur noch die christliche Menschenfreundlichkeit als Alleinstellungsmerkmal. Auch ist die Angst vor dem Jenseits für alle Religionen eine unverzichtbare systemimmanente Voraussetzung. Ohne die Angst keine folgsamen Schäfchen. Für mich ist der Ausgangstext eine hilflose Verschwurbelung von Versatzstücken. Die Pit’s der Welt sind so nicht zu erreichen. Die Demontage der Kirche nimmt ihren Weg.
Neuerdings wird ja angeblich auch in der Kirche darüber diskutiert, ob man nicht das AT wegen den Gewalttätigkeiten in die Ablage versenken sollte. Kann man machen. Man kann man sich so der eigenen Basis entledigen. Man kann man so religiösen Suizid begehen. Gäbe es die Bedeutung des AT nicht mehr, gäbe es auch keine ernst zu nehmenden Prophezeiungen. Was bliebe dann noch übrig? Noch mehr Beliebigkeit? Selbst unser Gottverständnis und die Schöpfung wären abgelegt. Außerdem hat sich Jesus ja immer wieder auf das AT als Basis, Rechtfertigung und gültiges Geschichtsbuch berufen. Mit der Ablage des AT wäre dann ja auch Jesus seines Ursprungs oder doch zumindest seiner göttlichen Berechtigung beraubt. Nur weiter so. Der IS wartet nur darauf.
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Ich glaube nicht an einen strafenden Gott
Der französische Philosoph Louis Cattiaux (1904–1953), “Die Wiedergefundene Botschaft” (Herder, 2010, S.340), schreibt: «Alle Gelegenheiten zu hören und zu glauben, zu sehen und zu berühren, werden jedem gegeben worden sein, damit sich beim Jüngsten Gericht keine Beschwerde erhebe».
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