Jetzt ist das letzte Schlupfloch für Schwerstkranke, die sich das Leben nehmen wollen, dicht: Ärzte und Ärztinnen dürfen definitiv nicht bei einer Selbsttötung assistieren, etwa indem sie tödliche Medikamente besorgen. So steht es in der neuen Berufsordnung, die der Ärztetag gerade beschlossen hat.
Bleiben dann nur noch die Varianten Schweiz, Strick, Schusswaffe, Vergiftung mit irgendwelchen gehorteten Medikamenten? Oder auf Essen und Trinken verzichten, damit man nach rund zwei Wochen endlich an Austrocknung stirbt?
Wer lässt wen im Stich?
Jemandem beim Suizid zu helfen, ist den Deutschen eigentlich nicht verboten, solange die „Tatherrschaft“ beim Suizidenten selbst liegt. Doch die Ärzte und Ärztinnen geben sich Regeln, die strenger sind als das Strafgesetzbuch. Rein formal ist das in Ordnung. Nur, wie finden wir das moralisch? Werden da nicht schwerstleidende Patienten im Stich gelassen?
Stopp, halt! Vorher müssen wir noch was anderes klären: Gibt es tatsächlich Kranke, die derart gepeinigt sind, dass sie sich einen Suizid wünschen? Ja, sagen Palliativmediziner, es gibt körperliche Pein, die einem jeden Lebenswillen raubt. Beispielsweise permanentes Erbrechen oder ein Krebs, der einen aufzehrt wie etwa der Mundbodenkrebs. Aber, sagen die Fachleute meist im selben Atemzug, es gibt keine Kranken, denen man nicht anders helfen könnte als durch Assistenz beim Suizid. Wörtlich zum Beispiel der Arzt Thomas Sitte von der Deutschen Palliativstiftung: „Wir können jedem so helfen, dass er nicht mehr leiden muss.“
Für den seltenen Fall, dass alle anderen symptomlindernden Methoden nicht schnell genug helfen oder zu viele Nebenwirkungen haben, kennt Sitte noch eine hochwirksame Strategie: die palliative Sedierung. Das ist eine durch Medikamente herbeigeführte Bewusstseinsdämpfung, wenn nötig sogar ein Dämmerschlaf. Das Leben wird hier nicht verkürzt oder gar beendet, vielmehr lässt man der Krankheit ihren Lauf, dämpft aber die Wahrnehmung der Symptome.
Das Problem: Es gibt noch immer nicht flächendeckend solche Palliativangebote. Liebe Leute in Bundestag, Regierung, Krankenkassen und sonstigen Institutionen, die vor sich hin zaudern: Macht hinne! Sonst wird immer noch vehementer die aktive Sterbehilfe gefordert. Aus Angst und zu Recht.
Ganz so einfach ist es nicht
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