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33 000, 72 000 oder 191 000: so viele Mitglieder haben Gruppen unter dem Stichwort „Tiny House“ auf Facebook – ganz schön große Zahlen. Der bundesdeutsche „Tiny House Verband“, erst 2019 gegründet, verzeichnet auf seiner Webseite schon über 65 000 Mitglieder. Keine Frage: Tiny Häuser sind meeeeega in.
Ich finde: Die Grundidee ist gut, doch wo Campingwagen zu Luxus-Mini-Häuschen werden, geht es nur um das Aufpeppen eines eh schon überdimensionierten Lebensstils, und den Hype dazu in den Medien finde ich ziemlich verlogen.
Dann wird es spannend
Ganz anders sieht es aus, wenn ich ein Tiny House ins Verhältnis zu einem "normalen" Eigenheim, einer großen Eigentums- oder Mietwohnung setze. Wenn Menschen versuchen, mit weniger auszukommen – weniger Platz, weniger Energie, weniger Konsum – dann wird die Tiny-House-Bewegung wirklich spannend.
Im letzten Frühling hatte ich dank eines Leserbriefs von Deutschlands erstem offiziellen Tiny-House-Platz im Fichtelgebirge erfahren und darüber berichtet.
Mittlerweile hat sich die Gemeinschaft neu aufgestellt, eine GmbH gegründet und weitere Mitglieder gewonnen. Das alles hatte ich aus der Ferne verfolgt. Nun wollte ich mir das alles selbst ansehen und reiste im Herbst ins Fichtelgebirge.
Für unser Interview erzählte mir Julia Richthammer, warum sie sich für ein Leben im Tiny House entschieden hat, und was sich seither dadurch für sie geändert hat.
Regelmäßig gibt es eine Führung durch das Village. Bei unserer Führung im Herbst waren Gäste dabei, die gerade in einem der kleinen Hotel-Häuser auf dem Platz Urlaub machten und Menschen aus der Region: Sie überlegten, ob der Umzug in ein Tiny House etwas für sie wäre.
Auch die Kommune profitiert
In einem Interview mit dem Serviceportal Treffpunkt Kommune berichtet Mehlmeisels Bürgermeister Franz Tauber über den nicht ganz einfachen Weg von der Umwidmung des ehemaligen Campingplatzes zu einem echten Siedlungsgebiet für Tiny Häuser.
Als kleiner Ort mit 1400 Einwohnern habe Mehlmeisel mit einem Schlag Dutzende Bewohner*innen hinzugewonnen. Auf den gut 16 000 qm gibt es Platz für 40 kleine Häuser; in normalen Baugebieten, so der Bürgermeister, sei der Flächenbedarf üblicherweise mehr als doppelt so groß.
Sein Fazit: Die Gemeinde profitiere in vielfacher Hinsicht von dem Platz: die neuen Nachbarn zahlen Steuern, bringen sich im Dorfleben ein oder gründen kleine Startups. Und nicht zuletzt bekommt der Ort eine gute Werbung, durch die erste offziell genehmigte Tiny House Siedlung Deutschlands.
Kann ich bestätigen. Wir haben gleich einen Kurzurlaub in einem schönen Hotel am Fichtelsee angeschlossen. War sehr schön.