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Niemand kennt Frederick William Robertson (1846 bis 1853). Das ist schön, so muss ich ihn mit niemandem teilen. In meiner notorischen Menschenfreundlichkeit aber verschenke ich heute eine seiner besten Weisheiten. Sie hilft, zu einem angemessenen Umgang mit kommunikativer Aggression zu finden.
Wir meinen ja viel zu oft, singulär zu sein und in unvergleichlichen Zeiten zu leben – im Guten wie im Schlechten. So denken wir fälschlicherweise, dass die Verhetzung unserer Diskurse historisch einmalig wäre.
Doch Robertson hat Ähnliches schon vor gut 150 Jahren erlebt. Er gilt heute den wenigen Kennern als einer der bedeutendsten Prediger des 19. Jahrhunderts. Er war übrigens auch einer der ersten großen Alpinisten. Aber als nachdenklicher Einzelgänger und romantischer Religionsdenker mochte er sich keiner der damaligen kirchlichen Parteien in England anschließen und erfuhr folglich von allen Seiten Anfeindungen – vor allem wegen seiner freien Denkweise und seines Einsatzes für die Not leidenden Arbeiterfamilien. Besonders Männer, die sich selbst für besonders fromm hielten („Zionswächter“), und Frauen, die mit spitzen Ohren auf verdächtige Predigtsätze warteten („Kanzelkrähen“), attackierten ihn mit unchristlicher Intensität.
Um das zu überstehen, entwickelte Robertson eine Maxime, die auch heute noch sehr empfehlenswert ist:
„Auseinandersetzungen sind böse Dinge. Man betrügt sich und den anderen und meist beide. Du bewahrst die eigene Würde besser, wenn du dich nicht darauf einlässt. Der Charakter, der sich nicht durch sich selbst verteidigt, ist keiner Verteidigung wert.“
P.S.: „Islamismus bei Jugendlichen – was ist das und was kann man dagegen tun?“ – in meinem Podcast frage ich den Pädagogen Kurt Edler nach Antworten. Man kann dies über die Website von reflab.ch, Spotify oder Apple Podcasts hören.