Ein Paar fragt: Seit ein paar Jahren wohnen wir in einer anderen Stadt. Wenn wir in die alte Heimat reisen, übernachten wir bei Freunden, wir fühlen uns dort wohl. Darauf reagiert ein anderes Freundespaar mit eifersüchtiger Kontrolle, so dass wir einen Besuch schon mal verheimlicht haben. Wir möchten sie nicht verletzen und gleichzeitig unsere Entscheidungsfreiheit behalten. Wie sagen wir es ihnen?
Stefanie Schardien
Stefanie Schardien antwortet:
Ein bisschen wie früher zu Schulzeiten: Dreierkonstellationen bei Freundschaften waren oft kompliziert und konnten sich schmerzhaft entwickeln. Schnell fühlte sich einer von den anderen beiden ausgeschlossen oder vernachlässigt. Vor solcher Eifersucht sind, wie Sie beschreiben, auch Erwachsene leider nicht gefeit. Ihre Entscheidung für das eine Freundespaar wird von den anderen Freunden als Entscheidung gegen sie erlebt. Die begrenzte Ressource der gemeinsamen Zeit mit Ihnen erhöht den Leidensdruck. Hilfreich für alle wäre es, durch mehr Offenheit die Enttäuschungen zu reduzieren: Wenn Sie einmal aussprechen, dass Sie in der Regel bei den einen Freunden übernachten, brauchen sich die anderen keine Hoffnungen machen.
Umgekehrt können rechtzeitig geplante konkrete Treffen mit den anderen zeigen, dass Ihnen die Freundschaft am Herzen liegt. Das reicht nicht? Sind Sie mutig genug, dann klappen Sie das Visier hoch. Sprechen Sie über die wahrgenommene Enttäuschung, Ihre begrenzte Freizeit und Ihr zunehmend ungutes Gefühl.
Hoffentlich haben Ihre Freunde in ihrem erwachsenen Leben schon ein paar Eifersuchtserfahrungen gesammelt. Denn dann erinnern sie sich: Druck und Kontrolle werden die Freundschaft am Ende eher riskieren, als sie zu stärken. Wie beim Arzt: einmal den Pieks der Spritze aushalten oder länger andere Schmerzen.