Allein unterwegs im Chat mit Freunden
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Freundschaften managen
So geht's: Freundschaften online pflegen
Real Life statt Social Media wäre schon. Aber es gibt auch Lösungen dazwischen, zum Beispiel die: Alle liegen gemütlich im eigenen Bett und gucken gemeinsam einen Film
Privat
29.03.2025
4Min

Fast vier Minuten habe ich in der U-Bahn in mein Handy geredet. Im Augenwinkel sehe ich, wie die Haken hinter meiner Sprachnachricht auf Blau springen: Blau heißt, meine beste Freundin hat die Nachricht wahrgenommen. Hoffentlich ist sie jetzt nicht genervt, dass sie fast vier Minuten abhören muss, aber es wäre für mich anstrengender, in der U-Bahn einen langen Text zu tippen, was alles passiert ist an diesem Tag. Als ich den Chat mit ihr schließe, ploppen fünf neue Konversationen auf.

Freundschaften zu pflegen, erfordert Mühe, das war schon immer so. Nur kommt es mir auf dem Nachhause­weg so vor, als würden die Menschen, die mit Smartphones groß werden, besonders hilflos vor dieser ­Auf­gabe stehen. Privates und Berufliches auf einem Gerät, wie an meine rechte Hand festgeschweißt. Nie offline sein stresst mich. Und doch kann ich es nicht ­ändern. Momentan leben viele meiner Freunde wegen der Ausbildung in anderen Städten oder reisen um die Welt – auch drei sehr enge Freundinnen. Mit ­ihnen zu telefonieren, ist wegen der Zeit­verschiebung schwierig. Und alle haben zu unter­schiedlichen Zeiten ihre beruflichen und sonstigen Termine.

Lesetipp: Oft entstehen Freundschaften am Arbeitsplatz - was muss man beachten?

Ich habe Sehnsucht nach authentischer Kommunikation, ich bin das Chatten leid! Mein Gefühl deckt sich mit dem ­Ergebnis der Studie "Freundschaften im echten ­Leben: Real Life vs. Social Media" von der Stiftung für Zukunftsfragen: Bei den unter 35-Jährigen trifft sich nur noch jede ­dritte Person (32 Prozent) mindestens einmal in der Woche mit Freunden und Freundinnen, während es 2004 noch 56 Prozent gewesen sind. Meine Generation ist dabei, sich komplett selbst zu isolieren.

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