"Menschen, die sich einsam fühlen, sind empfänglicher für antidemokratische Einstellungen", heißt es in einer Studie der Berliner Denkfabrik Progressives Zentrum. Gerade rechtsextreme Organisationen wissen die Sogkraft sozialer Gruppen für sich zu nutzen und schaffen gezielt Angebote, die einsame Menschen ansprechen. Auch Donald Trump betont im US-Wahlkampf immer wieder "Wir sind eure Familie, wir sind für euch da".
Als Gegenrezept schreiben die Autor*innen der Studie: "Viele und gute Beziehungen zu anderen Menschen verringern europaweit die Wahrscheinlichkeit, ‚rechts‘ zu stehen". Die Autorin Ronja von Wurmb-Seibel hat sich dies zu Herzen genommen.
chrismon: Frau von Wurmb-Seibel, Ihr neues Buch heißt "Warum wir für ein gutes Leben Verbündete brauchen – und wie wir sie finden". Was meinen Sie mit "Verbündete"?
Ronja von Wurmb-Seibel: Verbündete sind Menschen, bei denen ich mich so zeigen kann, wie ich wirklich bin – das können Partner*innen sein, aber auch lose Bekannte oder Menschen, mit denen uns eine lange Freundschaft verbindet. Das Wort "Verbündete" beschreibt die Tiefe einer Beziehung, nicht ihre Form. Jemand kann verheiratet sein und einen großen Freundeskreis haben und sich trotzdem nicht verbunden fühlen. Genauso können wir allein leben und nur zwei bis drei Leute kennen, mit denen wir uns ganz stark verbunden fühlen. Entscheidend ist nicht, wie viele Menschen wir um uns haben, sondern wie wir uns in ihrer Anwesenheit fühlen.
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