Rechte von Minderheiten
Kann man sich seine Identität einfach aussuchen?
Unzählige Geschlechter, "verbotene" Wörter: Identitätspolitik erhitzt die Gemüter. Der Autor Karsten Schubert erklärt, warum die Änderungen gesellschaftlicher Normen zwar eine Zumutung sind, am Ende aber die Demokratie stärken
Foto einer jungen Frau, die mehrfach, farbig, in Regenbogenfarben belichtet wurde
Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?
Jonathan Knowles / Getty Images
Lena Uphoff
28.10.2024
9Min

chrismon: Was verstehen Sie unter Identitätspolitik?

Karsten Schubert: Identitätspolitik ist politischer Aktivismus von benachteiligten Gruppen, die gemeinsam gegen ihre Benachteiligung vorgehen. Das gemeinsame Vorgehen beruht auf einer gemeinsamen Erfahrung, diskriminiert zu werden. Ein Beispiel: Schwule Menschen wurden für ihr Schwulsein diskriminiert und haben aus dieser gemeinsamen Erfahrung heraus angefangen, politisch gegen diese Diskriminierung zu kämpfen. Sie fordern damit Gleichheit und Freiheit – die grundlegenden Werte unserer Demokratie – auch für sich ein und versuchen diese Forderungen politisch durchzusetzen. Das ist Identitätspolitik.

Was ist Ihrem Verständnis nach Demokratie?

In der Demokratie geht es um die Verwirklichung der Werte Gleichheit und Freiheit. Das ist das Grundversprechen von Demokratie, das aber bisher nicht für alle eingelöst ist. Viele Menschen sind durch Diskriminierungen ausgeschlossen von dieser Gleichheit und Freiheit. Deshalb ist die fortlaufende Verbesserung der Demokratie notwendig, ihre weitere Demokratisierung durch Identitätspolitik.

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Produktinfo

Karsten Schubert: "Lob der Identitätspolitik". C.H. Beck Verlag, München 2024. 223 S., 20 Euro.

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