Ruder-Trainer
"Wenn Ruderer die Landschaft angucken, lenkt das ab"
Der Rudertrainer Özkan Akemlek erzählt über sein Ehrenamt, die Faszination am Sport und unerwartete Hürden als Trainer-Neuling.
Özkan Akemlek, Trainer beim Frauen-Ruderverein Freiweg e. V. 1927 in Frankfurt am Main
Özkan Akemlek, Trainer beim Frauen-Ruderverein Freiweg e. V. 1927 in Frankfurt am Main
Zino Peterek
Tim Wegner
10.08.2024
3Min

Özkan Akemlek bringt Erwachsenen beim Frauen-Ruderverein Freiweg e.V. 1927 in Frankfurt am Main das Rudern bei. Er berichtet, wie er seine Leidenschaft dafür fand und welche Hürden er bei seinem Engagement nicht erwartet hatte.

Was machen Sie?

Abwechselnd mit anderen betreue ich das Technikrudern für Erwachsene. Breitensport, kein Leistungssport.

Wie läuft das ab?

Wir sind immer mindestens zwei Trainer. Idealerweise findet das Training im Doppelvierer statt. Vier Teilnehmer sitzen und rudern mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, ich sitze auf dem Platz des Steuermannes, schaue in Fahrtrichtung, korrigiere ihre Haltung und gebe Übungen vor. Die Einsteiger-Boote sind etwas breiter und liegen sicherer im Wasser als die Rennboote der fortgeschrittenen Ruderer und Ruderinnen.

Wie sind Sie dazu gekommen?

Meine Leidenschaft für das Rudern habe ich in Friedrichshafen am Bodensee entdeckt. Dort hatte ich auch schon mit dem Trainerschein begonnen, dann bin ich umgezogen. Bei einer Weiterbildung bin ich mit einem Ruderkameraden von meinem jetzigen Verein über Rennboote ins Gespräch gekommen. Die fahre ich auch gern. Sie sind schmaler und es kommt auf jede Kleinigkeit an, damit sie stabil im Wasser liegen. So habe ich meinen neuen Verein gefunden. Kaum hatte ich den Trainerschein, hatte ich auch schon eine ehrenamtliche Trainerstelle im Verein.

Warum machen Sie das?

Ich habe von Ehrenamtlern gelernt. Das möchte ich weitergeben und zu einer sportlichen Gesellschaft beitragen. Und ich genieße die Geselligkeit beim Rudern!

Welche Eigenschaften sollte man mitbringen?

Rudern können! Menschen gut einschätzen. Man braucht Geduld, sollte Ruhepol sein und exakte Anweisungen geben.

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Wie oft machen Sie das?

Zweimal pro Woche. Ob Sommer oder Winter: immer draußen! Dazu die eigenen Trainings.

Was ist manchmal anstrengend?

Wenn Ruderer oder Ruderinnen die Landschaft angucken. Das lenkt ab. Damit die Gruppe harmoniert, müssen alle konzentriert bleiben.

Was haben Sie sich anders vorgestellt?

Ich dachte: Ich mache den Schein und bin Trainer. Aber man muss noch ­wachsen. Ich hätte mich gern gleich ­effizienter gewünscht, man muss sehr präsent sein. Im neuen Verein hab ich auch das Vereinsleben, die Geselligkeit etwas vermisst. Aber ich habe einfach selbst die Initiative ergriffen und zu Treffen nach den Trainings geladen.

Ist mal was schiefgegangen?

Beinah, auch das hatte mit Erfahrung zu tun. Eigentlich muss man als Trainer das Wetter gut einschätzen: Es war ein Crashkurs für Einsteiger – und wir hatten das schlechteste Wetter in meiner ganzen Ruderkarriere. Es regnete, es hagelte mehrmals. Dann gewitterte es auch noch. Das ist auf dem Wasser wirklich gefährlich, wenn kein Steg in der Nähe ist. Zum Glück ist alles gutgegangen – und alle in der Gruppe sind dabeigeblieben!

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Was war ein schöner Moment?

Besonders schön war eine Nachtfahrt diesen Sommer. Wir haben am Dönerschiff wasserseitig angehalten. Aber am meisten freuen mich die Momente, wenn wir nach dem Training anlegen und ich in leuchtende Augen sehe.

Infobox

Özkan Akemlek, 43, Trainer beim Frauen-Ruderverein Freiweg e. V. 1927 in Frankfurt am Main