Freude über die Wichtelpäckchen, Kinder vor der Tagesstätte "Diamant" in Telenești
Iceflower
Spendentransport in die Republik Moldau
Wir können fast alles weiterverwenden
Im Februar stellten wir bei chrismon den Verein Iceflower e. V. vor: Viele Menschen spendeten. Nina Hammers und Marlu Verspohl berichten vom großen Erfolg ihrer Reise
Tim Wegner
27.06.2024
4Min

Nina und Malu, wir drei haben schon miteinander gesprochen – als wir bei chrismon euren Verein Iceflower vorgestellt und unsere Leser*innen um Spenden gebeten haben. Wie war die Resonanz?

Marlu Verspohl: Wir waren und sind immer noch vollkommen überwältigt. Niemals hätten wir mit solch einer Resonanz gerechnet. Das alles ist ja jetzt Monate her und immer noch bekommen wir Pakete mit einzelnen Sachspenden oder Nachrichten, wo wir nicht gebrauchte Medizintechnik oder Hilfsmittel abholen können.

Was genau kann ich mir darunter vorstellen?

Nina Hammers: Vielleicht hattest du mal einen Bänderriss und dann eine Fußorthese bekommen? Viele Leute haben so etwas noch irgendwo zu Hause rumliegen und wissen nicht, was sie damit machen sollen. In der Republik Moldau können sie diese Orthesen noch gut gebrauchen.

Hilfe für ein schwerbehindertes Geschwisterpaar, der Multifunktionsrollstuhl aus Lohbarbek bei Itzehoe

Welche Spende war besonders eindrücklich?

Nina: Ein Ehepaar rief uns neulich an – ein Familienmitglied war verstorben und nun wussten sie nicht, was sie mit dem fast neuwertigen Multifunktionsrollstuhl machen sollten. So etwas hier zu verkaufen ist kompliziert. Wir haben ihn in Lohbarbek bei Itzehoe abgeholt und mit nach Moldau genommen. Jetzt hilft er dort einem schwerbehinderten Geschwisterpaar. Das ist einfach unglaublich, was so ein Gerät im Leben von Menschen ändern kann, die sonst nur wenig Hilfe bekommen.

Marlu: Mich hat die Nachricht eines ambulanten Kinderhospizes aus Münster sehr berührt. Wenn ein Kind, teils jahrelang begleitet durch das Hospiz, stirbt, dann bleibt oft viel zurück: Sondennahrung, Windeln, Verbandszeug, Lagerungskissen, Infusionsständer etc. Mit dem Hospiz haben wir jetzt eine feste Partnerschaft vereinbart.

Ihr habt auch Geldspenden bekommen – was macht ihr damit?

Nina: Wir waren jetzt nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder in der Republik Moldau, zunächst wegen Corona, dann wegen des Ukraine-Krieges. Und ich war schon erschrocken, wie sehr die Preise gestiegen sind. Allein für die Durchfahrt unserer Laster in Ungarn mussten wir 1000 Euro an Mautgebühren bezahlen – obwohl wir kein gewerblicher Güterkraftverkehr sind, sondern Hilfsgüter transportieren. Österreich erlässt diese Gebühren auf Antrag, Ungarn nicht. In Summe haben sich die Kosten für den Transport von ca. 9000 Euro im Jahr 2019 auf rund 15.000 Euro jetzt im April fast verdoppelt. Da können wir jeden Euro gut gebrauchen ...

Lesetipp: Wie spende ich sinnvoll und wo hilft meine Spende wirklich?

Bekommt ihr selber auch Geld?

Marlu: Nein, natürlich nicht, wir arbeiten alle ehrenamtlich im Verein.

Wer hilft euch in Moldau?

Nina: Menschen, die uns schon seit vielen Jahren kennen. Mittlerweile längst eine Freundin ist Daniela Dandara. Ihr Mann, der leider sehr jung verstorben ist, hatte den Verein bereits vor 15 Jahren unterstützt. Nun hat uns seine 14-jährige Tochter bei den Verteilungen vor Ort begleitet und für uns gedolmetscht. Das ist ein sehr schönes Gefühl, dass jetzt schon die zweite Generation dabei ist.

Wie kommen die Geräte aus Hamburg nach Moldau?

Marlu: Wir haben ein festes Team vom THW. Und die fahren jeweils zu zweit einen 40-Tonner und einen Lkw mit Anhänger von Hamburg durch Österreich, Ungarn und Rumänien bis zur Grenze nach Moldau. Nina und ich fliegen zur Vorbereitung voraus und kommen unseren Fahrern dann von der Hauptstadt bis zur Grenze in Leuseni entgegen. Es gibt immer sehr viele Warteschleifen beim Zoll und bei der Grenzabfertigung. Aber wenn wir da durch sind, fahren wir täglich von der Hauptstadt aus in die kleineren Orte zum Verteilen.

Das Team vom THW: Kai-Uwe Peters, Andreas Träger, Sven Eichstaedt, Jens Eichstaedt (von links nach rechts)

Wohin genau?

Ein wichtiges Ziel dieses Jahr war die Stadt Ungheni. Der dortige Bürgermeister Vitalie Vrabie war früher Verteidigungsminister in der Regierung von Moldau. Wir haben unter anderem Ultraschallgeräte, Rollstühle, Rollatoren und eine komplette Zahnarztpraxis mit zwei Behandlungseinheiten hingebracht. Vitalie sucht übrigens eine Partnerstadt in Deutschland.

Wo wart ihr noch?

Im Altenheim in Telenesti. Dort wurden vor allem Verbrauchsmaterialien wie Windeln, Inkontinenzunterlagen, aber auch Dusch- und Toilettenstühle oder Rollatoren gebraucht, und das haben wir auch abgeliefert.

Könnt ihr noch ein paar Beispiele nennen, was Menschen euch spenden können?

Nina: Sehr gerne. Die Liste ist lang: orthopädische Hilfsmittel wie Gehhilfen und Orthesen, andere Sanitätsmittel wie Badewannensitze oder Duschhocker, auch Einmalartikel wie Windeln, Einlagen, Einmalhandschuhe ... Ganz besonders großartig sind für die Krankenhäuser und Landarztpraxen Dinge wie Untersuchungs- und Behandlungsliegen, OP-Tische, Zahn- und Augenarztstühle, gynäkologische Untersuchungsstühle, Pflegebetten, Mikroskope, Zentrifugen, Sterilisationsgeräte. Wir finden für fast alles eine sinnvolle Weiterverwendung.

Ihr seid ein sehr kleiner Verein, die Hauptarbeit leistet ihr beiden. Fühlt ihr euch manchmal überfordert?

Marlu: Wir haben schon noch eine ganze Reihe von Helferinnen und Helfern. Aber wir könnten gut Unterstützung gebrauchen, zum Beispiel für die Aktualisierung unserer Website oder bei der Beantwortung von Spendenangeboten. Wir wollen uns wirklich bei jedem und bei jeder bedanken, die uns etwas schicken.

Nina: Ein paar aktive Menschen mehr wären gut. Unser Lager für die nächste Tour füllt sich schon wieder.

Und wenn jetzt aufgrund dieses Textes jemand anruft, weil er gerade die Wohnung der Mutter auflöst und medizinische Hilfsmittel spenden will – was macht ihr dann?

Nina: Wenn es nicht zu weit weg ist: Dann mache ich einen Termin aus und fahre mit dem Anhänger dahin! Wir freuen uns wirklich über jede Rückmeldung.