Sie leuchten von innen, die Kompassquallen. Ein magisches Geflecht zarter Fäden im Schlepptau, schweben sie scheinbar ziellos hinter stoßfestem Glas. Pulsierend öffnen und schließen sich ihre goldbraunen Schirme im Gegenlicht des Aquariums wie gleißende Feuerpilze. An- und abschwellende Farbexplosionen, ein steter Wechsel aus Verglimmen und neuem Entflammen, wie eine nicht enden wollende Meditation über das Leben. "Schön, nicht", sagt Frau Pupkes.
Sylvia Pupkes, seit zehn Jahren fast täglich, manchmal mehrfach, besucht sie die Meerestiere. Für einen jener langen Tage im Aquarium des Berliner Zoos stärkt sich die 47-Jährige mit einer Tasse Filterkaffee, schwarz, wenig Zucker. Unter einem Sonnenschirm sitzt sie an der rückwärtigen Terrasse des Berliner Zoorestaurants, die den strategischen Vorteil allergrößter Nähe zu ihrem Sehnsuchtsort hat. Vor sich hat Frau Pupkes eine Blechdose gelegt mit der Aufschrift: "Rauchste, stirbste, rauchste nicht, stirbste trotzdem, also rauchste." Daraus fingert sie eine Zigarette, gefüllt mit dem preiswertesten "Netto"-Stopftabak, klappt in einer fließenden Bewegung ihr Zippo-Feuerzeug auf und reibt mit dem Daumen am Zündstein entlang. Ihre Lunge ist genauso wenig in Ordnung wie ihr Herz. "Sollte man natürlich nicht rauchen", sagt Frau Pupkes und steckt sich eine an.
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Im Aquarium des Berliner Zoos...
Was für eine tolle Geschichte: So großartig, dass ihr - der Titelheldin - die Fische so viel geben...
Ich hoffe, dass die Aquariumsfische immer ihre Freunde und Freundinnen bleiben... liebe Grüße an Frau Dorn
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