Tschad: Viele Flüchtlinge aus dem Sudan
Solidarität mit sudanesischen Schwestern und Brüdern
Der Tschad ist schon lange stark krisengebeutelt. Nach wie vor kommen viele sudanesische Geflüchtete an, die Menschen kämpfen um knappe Ressourcen. Welche Hilfe gebraucht wird, weiß Khatab Muhy von Ärzte ohne Grenzen.
In einem Camp für neu ankommende sudanesische Flüchtlinge in Adré, im Osten des Tschad
In einem Camp für neu ankommende sudanesische Flüchtlinge in Adré, im Osten des Tschad
Mohammad Ghannam/MSF
14.02.2024
3Min

Der Tschad liegt mitten in der klimatisch rauen Sahel­zone. In den vergangenen ­Jahren musste das Land immer ­wieder auf Flüchtlingskrisen reagieren und ist selbst seit vielen Jahrzehnten auf ­Hilfe angewiesen, besonders in der medizinischen Versorgung.

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Khatab Muhy

Khatab Muhy kommt aus dem Irak und arbeitet für die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Seit 2015 ist er für den Bereich Gesundheitsförderung und gesellschaftliches Engagement zuständig. Derzeit ist er im Tschad als Programmkoordinator im Einsatz.

In unseren Projekten versuchen wir deshalb, den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem wir das Programm gemeinsam mit der Bevölkerung konzipieren. In N'Djamena, der Hauptstadt des Landes, haben wir ein saisonales Ernährungsprogramm und ein regelmäßigeres Ernährungsprogramm in der Region Massakory, Provinz Hadjer-Lamis. Ein weiterer Schwerpunkt ist, die Widerstandsfähigkeit der tschadischen Bevölkerung gegenüber den Auswirkungen der Klimakrise zu stärken.

Knappes Grundwasser verschärft Wasserversorgung

Der Tschad ist immer wieder von regionalen sicherheitspolitischen Entwicklungen betroffen. Der Konflikt im Sudan ­führte zu einer massiven Fluchtbewegung. Das hat neben vielen Nachbarländern des Sudans primär auch den Tschad betroffen. Bis zum 31. Juli haben mehr als 348 306 Menschen aus dem Sudan im Tschad Schutz ­ge­funden, darunter 48 180 tschadische Rückkehrer.

Das Land gilt als eines der ärmsten Länder der Welt, die Menschen leiden bereits jetzt unter wiederkehrenden humanitären Krisen, vor allem unter chronischer Mangelernährung, Ernährungsunsicherheit und dem Ausbruch vermeidbarer Krankheiten. Diese Krisen werden durch den Klimawandel zusätzlich verschärft.

Am ­meis­ten ­leiden die Frauen und ­Kinder, besonders Schwangere. Sie bilden die größte Gruppe ­derer, die unsere Ärzteteams in der Region Sila untersuchten. Vor dem Beginn der Regenzeit Mitte Juni hatten die Helferinnen und Helfer noch Zugang zu Flüchtlingslagern in Grenznähe.

Verwundete aus West-Darfur werden im Krankenhaus von Adré von Ärzte ohne Grenzen behandelt

Klimakrise führt zu zusätzlicher Belastung im Land

In diesen östlichen Regionen, wo die meisten Menschen ­ankommen, werden die ohnehin schon knap­pen Res­sourcen noch knapper. Die Wasser­versorgung ist schwierig, das Grundwasser reicht kaum, die Transportsys­teme sind nicht gut ausgebaut. In Massakory in der Provinz Hadjer-Lamis beispielsweise ist der Zugang zu kostenlosem Wasser mangels funktionierender Infrastruktur eingeschränkt. In Deguesse, wo viele aus dem Sudan geflohene Menschen Zuflucht gefunden haben, nutzen die Menschen das Wasser aus dem Fluss zum Waschen und Kochen.

Die in den Grenzregionen lebenden Tschader haben keinen Zugang mehr zu den Märkten im Sudan, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Der ausbleibende Regen führt dazu, dass weniger Getreide geerntet werden kann. Auf der anderen Seite haben die Menschen, die aus dem Sudan kommen, ihre Lebensgrundlage verloren und können keine Lebensmittel auf den Märkten kaufen. Sie sind auf Lebensmittel angewiesen, die unregelmäßig verteilt werden. Die Lebensmittelknappheit bleibt ein großes Problem.

Dennoch ist die Hilfsbereitschaft enorm hoch. Der Tschad und Sudan sind sich kulturell sehr ähnlich, da die Menschen früher in dieser Region zusammenlebten. Deshalb gibt es auch eine Solidarität der Menschen im Tschad mit ihren sudanesischen "Brüdern und Schwestern", die auf der Flucht sind. Das beeindruckt mich sehr und ist ein Grund für mich, immer wieder in dieses Land zurückzukehren. Die Menschen versuchen, die Schwierigkeiten zu überwinden und trotz aller Widrigkeiten ihre Türen für die ankommenden Geflüchteten offen zu halten.

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