Was machen Sie?
Ich helfe Menschen in emotionalen Notlagen, bei einem Todesfall, einer Trennung oder in depressiven Phasen. Jeder kann kommen, auch unangemeldet und anonym. Ich höre zu. Dann suchen wir im Gespräch Wege nach vorn. Wir sprechen immer eine Stunde und vereinbaren einen Folgetermin. Das ist wichtig, denn auf einen Therapieplatz müssen die meisten oft monatelang warten.
Warum dieses Ehrenamt?
Ich bin Nachkriegskind. Mein Vater, ein amerikanischer Soldat, ist zurückgegangen. Damals war das ein Makel. Aber ich habe von allen viel Liebe erfahren. Dadurch habe ich zwei wichtige Dinge gemerkt: Dass man trotz "Unregelmäßigkeiten" akzeptiert werden kann, viele Menschen um uns herum haben zusammen geholfen. Und dass viele Kinder sich mir anvertraut haben, vielleicht, weil ich "anders" war und weil ich niemanden verurteilt habe. Das Gute, das mir zuteilwurde, möchte ich weitergeben.
Wie oft haben Sie Bereitschaft?
Zwei, drei Nachmittage im Monat. Einen Abend pro Monat trifft sich das Team und wir besprechen besondere Fälle mit einer Therapeutin.
Wenn ich merke, da ist gerade keine Lösung in Sicht. Mein Gegenüber ist in Verzweiflung gefangen und noch nicht in der Lage, etwas anzunehmen. Das ist dann wirklich eine Suche nach dem Lichtstrahl. Nach solchen Sitzungen brauche ich zu Hause Zeit für mich, um erst mal nachzudenken, Musik zu hören, einen Tee zu trinken.
Welche Eigenschaften sind nötig?
Berufliche Vorerfahrung. Ich komme aus der Jugendarbeit, hatte viel mit Drogensucht zu tun, habe aber zuletzt Supervisionen für Kollegen der Landeskirche gemacht. Man muss sich selbst so weit wie möglich erkunden und erkennen: Wo berührt mich die Geschichte, wie kann ich Perspektiven öffnen? Aber auch eine gesunde Distanz ist wichtig: Wenn Sie trauriger als Ihr Gegenüber rangehen, läuft etwas falsch.
Was war ein schönes Erlebnis?
Ein Ehepaar konnte wieder miteinander reden – das heißt: sich wieder zuhören!
Was hat Sie anfangs überrascht?
Ich war als Diakon unter anderem in der Jugendarbeit und in der Supervision tätig. Da musste ich mich daran gewöhnen, dass die Leute nun freiwillig und mit großen Nöten kommen.