Illustration eines Patienten, der Hass-Parolen verbreitet. Hier hilft: Paroli bieten
Wenn einem der Hass entgegenschlägt, hilft nur: Paroli bieten!
Kati Szilagyi
Hass bekämpfen
Paroli den Parolen
Physiotherapeutin Johanna S. kennt es gut, wenn Patienten dumme Sprüche klopfen. In letzter Zeit werden sie aber immer rassistischer. Wie kann sie darauf reagieren?
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Aktualisiert am 06.09.2024
2Min

Johanna S. aus Düsseldorf fragt:

Ich arbeite seit 30 Jahren als Physiotherapeutin, immer schon gab es Patienten, die blöde Sprüche rausgehauen haben. Ich sage mir dann meist: Sei still, konzentrier dich auf den verspannten Nacken. Seit ­einigen Monaten trauen sich die Menschen aber viel mehr als früher, rassistische Sprüche zu klopfen. Ich wollte es im Team ansprechen, aber mein Chef will nichts davon hören. Jeder Patient hat nur 20 Minuten, große Debatten sind unsinnig. Was soll ich tun? Ich will ja trotz allem am nächsten Tag noch in den Spiegel schauen können.

Stefanie Schardien antwortet:

Viele Menschen werden Ihnen jetzt sehr dankbar sein – Ihr Team womöglich eingeschlossen! Denn zum einen schwindet bei vielen die Hoffnung, bei höflichem Schweigen werde sich der Hass von selbst wieder geben. Und zum an­deren herrscht oft der Eindruck: Gegen diese Parolen komme ich nicht an.

Mittlerweile gibt es viele Ratgeber und Seminare dazu, wie man ­solche verbalen Giftzähne zieht. Für mich die Topregel: Reagieren ist immer besser, als stumm zu bleiben! Die menschenfreundliche, anständige Mehrheit muss wieder lauter werden. Es braucht nicht unbedingt lange Diskus­sionen. Klare Ansagen können reichen: "Das ist menschenfeindlich. Das teile ich nicht!" Oder Sie haben einige gut ­recherchierte Fakten parat oder können von eigenen Erfahrungen erzählen:

Wie Ihnen vielleicht Menschen mit Migrationshintergrund geholfen haben; Kriegs- und Flucht­erfahrungen Ihrer Großeltern oder die Erfolgsstory der zugewanderten Nachbarn. Das widerlegt Ihnen niemand. Und bei den derzeitigen Wartezeiten wird auch kaum jemand seinen guten Physio­platz bei ­Ihnen pikiert verlassen. Mein Physiotherapeut verabschiedet mich übrigens gern damit, dass ich durch die Behandlung noch den ganzen Tag an ihn denken würde. Wenn das mal keine Chance ist?

Eine erste Version dieses Textes erschien am 31. Januar 2024.

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