Kinderwunsch
"Du kannst meine Gebärmutter ­haben"
Der sehnlichste Wunsch von Lolita Carlerup war es, Kinder zu bekommen. Doch sie leidet an MRKH, hat keine Gebärmutter. So wurde sie trotzdem Mutter
Lolita Carlerup (rechts) bekam die Gebärmutter ihrer Schwester Linda Wästerlund transplantiert. Lolita wurde schwanger – ihr Sohn Cash ist gerade acht geworden
Lolita Carlerup (rechts) mit ihrer Schwester und ihrem Sohn Cash
Margareta Bloom Sandebäck
Bernd EberhartUwe Ebert
Privat
Aktualisiert am 08.07.2025
11Min

Mit 14 Jahren merken andere Mädchen ­Monat für Monat, dass sie eine Ge­bärmutter haben. Ein Organ in ihren ­Bäuchen, ein etwa faustgroßer Sack. Irgendwann hat er ein Eigenleben ­entwickelt, eine Präsenz, deren Schleimhaut wächst und schrumpft, die manchmal blutet und manchmal nervt.

Mit 14 Jahren erfährt Lolita Carlerup, dass sie keine Gebärmutter hat. Dass es in ihrem Bauch kein Organ gibt, das wächst und schrumpft und blutet. Sie erfährt, dass ihr etwas fehlt, was bisher gar nicht gefehlt hat. In Lolitas Bauch entsteht keine Präsenz, kein Sack, kein Eigenleben. Sie erzählt: "Ich hatte große Schmerzen im Bauch, darum hat mich meine Mutter nach Norrköping ins Krankenhaus gefahren. Dort hat der Arzt eine Untersuchung gemacht, dann noch eine, später eine Endoskopie. Es kamen immer mehr Ärzte dazu. Es wurde viel gestarrt."

Irgendwann an diesem Tag im Jahr 1995 sagte der Arzt zu Lolita: "Du hast keinen Uterus."

Als sie nach Hause kam, nahm ihre große Schwester Linda sie in den Arm. "Du kannst meine Gebärmutter ­haben", sagte sie. "Ich brauche sie nicht."

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Situation in Deutschland

In Deutschland ist die Uniklinik in ­Tübingen der einzige Ort, an dem Uterustransplantationen durchgeführt werden – und die einzige Klinik weltweit, bei der die Operation offiziell als klinische Behandlung zugelassen ist. Der Eingriff wird ­damit von den Krankenkassen bezahlt. Pro Jahr erhalten die Tübinger Ärzt*innen über hundert relevante Anfragen. In aufwendigen Scree­nings suchen sie geeignete Kandidatinnen aus.

Dieser Text erschien erstmals am
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Tierleid muss benannt werden!
Ich war sehr schockiert, als ich den Artikel "Das Geschenk" (chrismon 07.2023, S. 10-15) las. In aller Ausführlichkeit beschreibt die Autorin die Gefühle der beiden Schwestern, von denen eine der anderen ihre Gebärmutter "geschenkt" hat, ihre Freude über den Sohn der in der transplantierten herangewachsen ist.
Absolut kalt und empathielos beschreibt sie dagegen die Entwicklung der Operationstechnik, als ob die zahlreichen Mäuse und anderen Säugetiere (inklusive einer Schimpansin), an denen geübt wurde, Gegenstände wären. Sie sind aber fühlende und leidensfähige Lebenwesen, unsere Mitgeschöpfe! Diese hilflosen Geschöpfe wurden ihrer Freiheit, ihrer körperlichen Unversehrheit und wahrscheinlich schließlich auch ihres Lebens beraubt. Sie durchlebten Angst, erlitten Schmerzen, an ihren kleinen Körpern wurden völlig unnötige Operationen durchgeführt. Ich finde es sehr traurig, dass diese Opfer in einer christlichen Zeitschrift nicht mit den Augen der Liebe und des Mitgefühls betrachtet werden. Albert Schweitzer, der Begründer der Theologie der Ehrfurcht vor dem Leben, hat es einmal so ausgedrückt:"Das Mitfühlen mit allen Geschöpfen ist es, was den Menschen erst wirklich zum Menschen macht." Unsere Gesellschaft ist leider noch weit davon entfernt, was sich auch an der Ignoranz gegenüber dem Leiden der Tiere in diesem Artikel zeigt.
Christel Reuter

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Hallo Chrismon-Team!

Das ist doch schön, da bleibt wenigsten alles in der Familie. Ob der Sohnemann Cash wohl zu beiden Frauen Mama, Mami, Mutti oder ähnliches sagt?

"Die Mutter ist eine Frau, deren Liebe der Himmel gesegnet hat", das sagte einst der große französische Schriftsteller, Maler und Journalist Emile Zola (1840-1902) über die Rolle der Frau und Mutter!

Ihr Klaus P. Jaworek

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Liebes Team,

vielen Dank für diesen aufschlußreichen Artikel. Ich wußte zwar, daß an diesemThema gearbeitet wird, aber die Details kannte ich nicht. Einen Aspekt möchte ich noch hinzufügen, der in dem Artikel keine Erwähnung fand. Mit dieser Methode kann auch eine Transfrau Mutter werden. Vielleicht erlebe ich das noch (bin 65 und selbst Transfrau).

Mit lieben Grüßen

Monika Forster

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Sehr geehrte (total weibliche!) Redaktionsleitung!

Ich wusste noch gar nicht, dass zum Kinderkriegen eine Gebärmutter genügt.

War das älteste von vier gesunden Kindern mittlerweile vier Jahre alt (S.15)
oder ist es gerade acht Jahre alt geworden (S.11)?

Mit freundlichem Gruß
Opa Schwinge

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Den Wunsch von Lolita Carlerup nach einem Kind kann ich gut verstehen. Und ich freue mich mit ihr, dass sie eines bekommen hat. Meine Frage ist: Was geschieht mit den übrigen vier Embryonen? Gibt es in Schweden ein Embryonenschutzgesetz und wie steht es damit eigentlich in Deutschland?

Marion Harnisch