Christian Lindner, aus der katholischen Kirche ausgetretener FDP-Vorsitzender und Bundesfinanzminister, heiratet Franca Lehfeldt, Journalistin, auch kein Kirchenmitglied - in einer evangelischen Kirche auf Sylt. Nach eingehender Debatte wissen wir jetzt: Die zuständige Pfarrerin hat keine Ausnahme nur für Prominente gewährt. Jeder normale Mensch kann in der evangelischen Kirche heiraten, ohne Mitglied zu sein - vorausgesetzt, er findet die Zustimmung der jeweils zuständigen Pastorin oder des Pastors, eine Ausnahmegenehmigung.
Burkhard Weitz
Solche Zustimmung dürfe eine Kirche, die sich selbst ernst nimmt, nicht geben, wendete die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann ein. Darüber zu entscheiden, obliege einzig und allein der zuständigen Seelsorgerin, und sie werde wissen, ob sie es verantworten könne, dieses Paar zu trauen, antwortete die Regionalbischöfin im Sprengel Hannover, Petra Bahr.
Die Debatte war wieder einmal kontrovers, typisch evangelisch. Aber das macht ja gerade die evangelische Kirche aus: Glaubensfragen entscheiden sich zwischen Gott und Ich. Da kann niemand hineinregieren. Und niemand hat darüber letztlich zu befinden, ob die zuständige Seelsorgerin zu Recht den Eindruck gewinnt, es sei richtig, das ausgetretene Paar kirchlich zu trauen. Es geht nun einmal nicht anders in Glaubensfragen.
Und noch etwas: Eine Kirche, die so viel Großmut zulässt, muss man einfach mögen.
Die Einzigen, die bei in diesem Sommertheater keine vorteilhafte Figur gemacht haben, sind diejenigen, das erst der Kirche den Rücken zukehrten, um sich dann ihren Segen zu holen. Aber von Jesus haben wir ja gelernt: Fehlentscheidungen zu korrigieren, dafür ist es nie zu spät. Lindner und Lehfeldt stehen die Türen für einen Kirchenbeitritt weit offen.
Großmut II
"Es ist nie zu spät, Fehler zu korrigieren"
Doch liebe Kirche und ..., so wie es derzeit aussieht, werdet ihr bald keine Zeit mehr haben?
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Sehr geehrter Herr Weitz!
" ... Die Einzigen, die bei in diesem Sommertheater keine vorteilhafte Figur gemacht haben, sind diejenigen, das erst der Kirche den Rücken zukehrten, um sich dann ihren Segen zu holen. Aber von Jesus haben wir ja gelernt: Fehlentscheidungen zu korrigieren, dafür ist es nie zu spät. Lindner und Lehfeldt stehen die Türen für einen Kirchenbeitritt weit offen."
Mit dieser Masche [sic!] erwirken Sie nicht, dass sich auch nur ein einziger Sünder als Sünder bekehrt. Wenn das, was aus Ihnen in diesen Zeilen spricht, der Geist Jesu ist, dann hat man Jesus zu recht gekreuzigt! ... Nach meiner Bibel hat Jesus auch nicht nur einen einzigen Menschen zum Kirchenbeitritt eingeladen oder auf die "weit offen stehenden Türen" für einen solchen hingewiesen. Sie verwechseln anscheinend die Kirchentüren mit einer anderen Tür ... Und auch davon, dass irgendwer eine "vorteilhafte Figur" bei Diesem oder Jenem machen müsste - woher sollte ein solches Ansinnen kommen und wozu! -, ist in meiner Bibel an keiner Stelle die Rede. Warum ein Kirchenbeitritt die Korrektur einer Fehlentscheidung sein oder bedeuten sollte, darüber bin ich nicht mal bereit nachzudenken. Den aufrechten Gang als Mensch erlernt man jedenfalls auf diese Weise nicht. Was ich damit sagen will: möglicherweise ist es der Eindruck eines despektierlichen oberlehrerhaften Tons, welcher dieses "Sommertheater" begleitet (hat), der mich gehörig an der gesunden Verfassung der evangelischen Kirche zweifeln lässt, wenn soviel Gesundheit erlaubt sein darf.
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Es ist nie zu spät, Fehler zu korrigieren...
... im Übrigen, sehr geehrter Herr Weitz, verstoßen Sie gegen Gesetze. Machen sich vielleicht sogar strafbar. Sie müssen an jeder Kirchentüre für jedermann deutlich sichtbar den Warnhinweis anbringen:
"Nicht geeignet für Kinder Gottes über 3 Jahren. Verschluckbare Humorkleinteile. Erstickungsgefahr!"
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Senf Nr. 3 ...
Es ließe sich vermutlich ohne größeren (personellen und finanziellen) Aufwand feststellen, dass von Gott bei dem ganzen Geblubber in der 'Causa L & L' nicht mit einem Wort die Rede ist. Anders gesagt: "Nichts ist gesagt, so lange wir das Geblubber der Welt nicht mit dem Evangelium unterbrechen". ... Allerdings: Gibt es Gott überhaupt noch? Findet Gott im Leben von Menschen überhaupt noch Aufmerksamkeit? Und beginnen Menschen dadurch sich im Blick auf Gott ganz neu zu orientieren? Oder ist Gott schon der evangelischen Kirche beigetreten? Was fatal wäre ... (ich meine für Gott, nicht für die evangelische Kirche)
So, ich hoffe, das war mein letztes Wort dazu.
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Friede, Freude, Eierkuchen? Mitnichten, liebe Kirche!
Es ist ehrenwert, dass Sie, Herr Weitz, mit Ihrer Meinung etwas Leichtigkeit in diese Diskussion bringen möchten.
Aber ich muss Ihnen leider deutlich widersprechen, dass hier nur das Brautpaar keine positive Figur gemacht hat.
Die in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Severin wirkende Pastorin Susanne Zingel hat zwei Menschen getraut, die sich bewusst aus der kirchlichen Gemeinschaft verabschiedet haben. Dennoch wollte das Paar nicht auf Gottes Segen in der schöne Kirche in Keitum auf Sylt verzichten, dafür aber nicht in die Kirche eintreten.
In der katholischen Kirche wäre dieses Ansinnen ohne Wiedereintritt ausgeschlossen.
Die Evangelische Nordkirche war da milder und die Entscheidung der Pastorin mag durch die „Grundlinien kirchlichen Handelns“ gedeckt und aufgrund ihrer seelsorgerischen Freiheit nicht zu beanstanden sein.
Dennoch halte ich die Entscheidung, das Paar zum trauen, für einen Fehler.
Denn die Entscheidung, zwei wohlhabende Menschen ohne erkennbare seelsorgerische Not zu trauen, despektiert alle Kirchenmitglieder, die in diesen Zeiten immer noch solidarisch zu ihrer Kirche halten und ein Leben lang treu ihre Kirchensteuer zahlen.
Diese Entscheidung bringt zudem alle Pfarrerinnen und Pfarrer in Erklärungsnot, die solch ein charakterloses Ansinnen aus Gewissensgründen ablehnen.
Diese Entscheidung ist auch ein verheerendes Signal an alle Menschen mit einem funktionierenden moralischen Kompass sowie an alle, deren Bitten um eine Kasualie abgelehnt oder die hierfür wieder in die Kirche eingetreten sind und nun zu Recht an der Glaubwürdigkeit der Kirche zweifeln, wenn sie den Umgang mit Herrn Minister Lindner und Frau Lehfeldt sehen.
Was Sie als „Großmut“ erkennen ist für mich Beliebigkeit, Herr Weitz. Tut mir leid, so eine Kirche muss und wird nicht jeder muss mögen. Ich will jedenfalls nicht, dass die evangelisch-lutherische Kirche, der ich angehöre, der Beliebigkeit das Wort redet.
Wenn zwei „liberale Freigeister“ mit großem Tamtam tagelang auf Sylt heiraten möchten, gerne, aber dann bitte ohne Begleitung eines Pfarrers. Dass sich die Kirche dafür hergegeben hat, ist aus meiner Sicht ein Trauerspiel.
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