Charkiw: Blick durch den zerstörten Moskowski-Prospekt auf die Himmelfahrtskathedrale, die Kathedrale der Himmelfahrt der Jungfrau Maria
Charkiw: Blick durch den zerstörten Moskowski-Prospekt auf die Himmelfahrtskathedrale, die Kathedrale der Himmelfahrt der Jungfrau Maria
Nikita Zhadan
Ukraine
"Ich will, dass die Welt die Wahrheit erfährt"
Nikita Zhadans Familie ist wegen des russischen Angriffs aus Charkiw nach Deutschland geflohen. Er - als junger Mann - durfte die Ukraine nicht verlassen. Das Leben in Charkiw hält er auf Fotos fest und wird somit zum Chronisten der Zerstörung. Sarah Münch vom Gustav-Adolf-Werk Leipzig war mit ihm in Kontakt. "Ich lege meine Seele in die Bilder", schrieb er ihr.
Tim Wegner
Privat
Aktualisiert am 17.02.2025
2Min

Charkiw: Blick durch den zerstörten Moskowski-Prospekt auf die Himmelfahrtskathedrale, die Kathedrale der Himmelfahrt der Jungfrau Maria

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 suchte Sarah Münch nach Stimmen aus der Ukraine – für den Blog des Gustav-Adolf-Werkes, aber auch für chrismon. Einer ihrer Kontakte erinnert sich an Nikita, Mitglied einer Jugendgruppe der evangelischen Gemeinde. Sarah Münch gelingt es, Videotelefonate mit ihm zu führen. Nikita erzählt: "Ich habe vor einigen Jahren angefangen, Bilder zu machen und mir das künstlerische Fotografieren nach und nach selbst beigebracht. Das ist meine Form, mit den gesellschaftlichen Entwicklungen hier in der Ostukraine umzugehen." Jetzt, im Krieg, fotografiert er mit seinem iPhone. Warum? "So kann ich authentische Fotos machen, weil mich niemand bemerkt."

"Ich mag Kinder und kümmere mich gern um sie. Besonders traurig macht mich ihre Angst, wenn sie fragen: ‚Warum wird geschossen? Was ist los?‘" - Nikita Zhadan

Einwohner suchen Schutz vor dem Krieg in der Metro

"Wir konnten uns nicht vorstellen, dass so etwas passieren könnte, es erscheint absurd und das Leben jetzt wie ein beängstigender Halbtraum." – Nikita Zhadan

Die Bilder zeigen die Zerstörung. Nikita Zhadan berichtet, es sei in der Nacht vom 7. auf den 8. März 2022 von 21 Uhr bis 1 Uhr schwer beschossen worden. Das Hauptziel sei ein Fernsehturm gewesen. "Aber auch Wohnhäuser wurden gezielt bombardiert."

Nikita spricht einen Mann an, der mit seinem Hund unterwegs ist. Als er mit seiner Familie zu Hause beim Abendessen war, traf eine Rakete das Haus. Seine Tochter, 18 Jahre alt, sei von einem Schrapnell am Kopf getroffen worden. Ihre Prognose? "Nicht gut."

Nikita, ein russischsprachiger Ukrainer, geht nicht in den Keller, wenn Bomben fallen. Dort hält er es nicht aus. Schutz sucht er im Flur der Wohnung, der hat tragende Wände. Sarah Münch fragt ihn, wofür wir beten können? Seine Antwort: "Wir wünschen uns Frieden. Ich wünsche mir, dass die Menschen sich nicht mehr gegenseitig umbringen und wieder friedvoll miteinander leben." Je länger der Krieg dauert, desto verzweifelter wird Nikita Zhadan. Er will in Charkiw bleiben, aber eine Partnergemeinde des Gustav-Adolf-Werkes würde ihn aufnehmen, sie liegt in einer ruhigeren Region der Ukraine, dort wäre der Krieg weiter weg. Vielleicht schafft er es mit einem Evakuierungszug raus aus der umkämpften Stadt.

Eine erste Version dieses Textes erschien am 18. März 2023.

Spendeninfo

chrismon ist über das Gustav-Adolf-Werk (GAW) mit Nikita Zhadan in Kontakt gekommen. Das GAW unterstützt Partnerkirchen in der Ukraine und Geflüchtete in Nachbarstädten. Dafür sind Spenden erwünscht. Wir berichten darüber in unserem aktuellen Projekt.

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