Wenn es draußen kalt, nass und dunkel ist, fällt es mir schwer, in der Gegenwart zu leben. Ich schaue aus dem Fenster und hoffe, dass die Hinweise in meinem Kalender wahr sind: Schon morgen soll es drei Minuten länger Sonnenschein geben und am nächsten Wochenende elf Minuten. Rausgehen und einen längeren Spaziergang machen? Will ich nicht, obwohl es mir der Internist dringend rät. "Sie müssen sich bewegen, sonst bekommen Ihr Herz und Ihr Kreislauf immense Probleme!" Ende März werde ich seinem Rat wieder folgen.
Arnd Brummer
Also: Was tun? Im Wohnzimmer ein Ergometer aufstellen und vor dem Fernseher darauf radeln? Nicht meine Sache. Wenn auf dem Bildschirm zwei Stunden Biathlonwettbewerbe flimmern, liege ich lieber auf dem Sofa und schlafe in langweiligen Phasen ein. Als ich neulich am Schluss eines Rennens wieder aufwachte, meldete sich mein Gewissen: "So geht es nicht! Du musst dich bewegen!"
Als ich dann in den Keller stieg, um mir eine Flasche Mineralwasser zu holen, begegnete mir dort die wahre Herausforderung. In unserem Untergeschoss lagerten so viele Sachen, die wir seit langer Zeit wegräumen wollen: Möbel, defekt oder veraltet, zwanzig Kisten mit kaputten Klamotten, beschädigtem Geschirr oder langweiligen Büchern.
"Pack an!", rief mein Gewissen. "Räume auf und aus!" Wer in Speicher und Keller für Sauberkeit sorgt, bewegt sich. Ordnung schaffen ist eine rundum positive Leistung; ästhetisch, charakterlich, medizinisch und sportlich. Und außerdem schafft es Frieden in den familiären Zonen. Großtante Emilie wird nicht mehr wütend schreien wie vor ein paar Wochen, als sie am Porzellanregal in der Waschküche stürzte. Nachdem sie die große alte Teekanne gefunden hatte, war sie ausgerutscht und auf den Hintern gestürzt. Unter Schmerzen brüllte sie: "Könnt Ihr die verdammte Sch . . . nicht mal aufräumen. Das ist der reine Horror hier!"
Die Stunden im düsteren Keller hatten mich bewegt
Also: Ans Werk! Aber mit aller Vorsicht. Die Umzugskisten mit Tausenden Büchern und Zeitschriften, die direkt am Treppenaufgang den Weg blockierten, konnte ich nicht hochtragen. Ich musste sie ausräumen und ihren Inhalt in kleinere Körbe und Taschen stecken. Diese Idee erwies sich als literarische Falle. Die vor längerer Zeit aussortierten Werke waren fast alle vergilbt, angerissen oder anderweitig beschädigt. Dennoch konnte ich es nicht vermeiden, darin zu blättern und zu lesen.
Als ich nach einer Weile auf die Uhr schaute, stellte ich fest, dass ich schon mehrere Stunden historische Aufarbeitung betrieben hatte. Neben der Lektüre von in meinen jungen Jahren bedeutsamen Schriften, galt meine Aufmerksamkeit Möbelstücken – Sesseln, Tischen und Hockern –, die Erinnerungen an Feste, streitige Begegnungen und einsame Stunden auslösten.
Ich musste pausieren, die Treppe hochgehen und mich im Dämmerlicht an den Kühlschrank begeben. Als ich dessen Tür öffnete, leuchtete es hell und steigerte meine Zufriedenheit. Die Stunden im düsteren Keller hatten mich bewegt. Nicht körperlich und sportlich, aber nachdenklich und seelisch. Und ich konnte meine Gedanken fließen lassen.
Lieb er Herr Brummer,
Lieb er Herr Brummer,
als sicher einer Ihrer langjährigen Leser, habe ich soeben besonders gelacht, als ich die vitalen Damen auf der Frontseite von chrismon und im Heft sah und dann Ihren alternativen Kommentar im Innenteil las. Erstens: Wie gut ich Sie verstehe, denn auch meine Bibliothek ist riesig geworden und ich habe, jetzt 80jährig, keine Ahnung, was damit einmal geschehen soll. Zweitens: Auch im chrismon dominieren seit einiger Zeit die Frauen. Sie, lieber HerrBrummer, haben es geschafft, hierarchisch nach oben zu wandern.
Freundlich grüsst
Klaus J. Stöhlker
Zollikon-Zürich
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Hund oder Katz.
Ja, das ist allen bekannt, von allen erfahren und gefürchtet. Besonders vor dem Heimattrainer steht dieser eigene Schweinehund und bleckt die Zähne. Häufig ist das aber kein Hund, sondern eine viel angenehmere Katze. Sie schmeichelt uns, lädt zum streicheln ein und läst sich nicht für die Arbeitsordnung zum Stillhalten dirigieren. So wird aus dem Wachhund eine Katze mit einem wohligem Kuschelkurs zu Ablenkung. Es kann auch hilfsweise eine gefundene alte Flasche Wein oder die "mütterliche" Einladung zum Kaffee sein. Hauptsache eine endschuldbare Ablenkung.
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