Geschenke hin und her
Geschenke hin und her
Kati Szilágyi
Geschenke hin und her
Stefanie Schardien, Pfarrerin in Fürth und "Wort zum Sonntag"-Sprecherin, beantwortet für chrismon jeden Monat kniffelige Lebensfragen.
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24.11.2021

Johannes M. aus Nürnberg fragt:

"Ich bin Lesepate für den Sohn einer aus dem Irak geflüchteten Familie. Neulich ist die Familie umgezogen, ich schenkte einen Ikea-Gutschein. Sofort haben sie mir etwas zurückgeschenkt, einen Wasserkocher. Das ist total nett, und ich habe mich auch darüber ­gefreut. Aber wie kann ich ihnen verständlich machen, dass sie das nicht brauchen?"

Stefanie Schardien antwortet:

Kurz vor Weihnachten ist die ­Frage nach Geschenken all­gegenwärtig. Viele Menschen empfinden das Schenken als ­Herausforderung – und das Beschenktwerden allzumal. Was Sie mit der geflüchteten Familie im Besonderen erleben, beschreibt zugespitzt, was oft zum Konflikt führt: die Asymmetrie des Schenkens.

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Stefanie Schardien

Stefanie Schardien, geboren 1976, ist Pfarrerin in Fürth und "Wort zum Sonntag"- Sprecherin.

Für Sie ist es schwer erträglich, dass die Familie in ihrer finanziell vermutlich schwierigeren Lage Ihre Gabe erwidert. Für die von Ihnen bedachte Familie wäre es umgekehrt offenbar schwer erträglich, Geschenke ohne Gegen­gabe anzunehmen.

Wie können Sie dem Dilemma entkommen, ohne dass Ihre freundliche Unter­stützung teure Gegenschenke provoziert und auch die Familie nicht beschämt? Wenn Sie nicht einfach offen erklären können, dass für Sie die größte Freude schon darin besteht, die Familie etwas beim Ankommen zu unterstützen, sehe ich eine weitere Option: Kanalisieren Sie die "Gegen­gaben", so dass sie nichts oder wenig kosten und zugleich den gefühlten "Gabenhaushalt" der Familie etwas ausgleichen. Wünschen Sie sich – sei es ­direkt, sei es in dezenten Nebenbemerkungen – zum Beispiel ­einen Mini­sprachkurs durch die Kinder in ihrer Muttersprache oder ein leckeres gemeinsames Abendessen mit den Lieblingsgerichten der Familie.

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Der Begriff Geschenk bedeutet Freude, Großzügigkeit, an den Anderen zu denken und danach zu handeln. Aber auch um seine eigene Bedeutung zu beweisen. Wenn ein Geschenk die Not des Anderen lindert, sind Absicht und Tat vollkommen. Wenn man aber nicht weis, was der Andere braucht, schon hat oder nicht will, hat man ein Problem, wenn man denn unbedingt schenken möchte. Den edelsten Schnaps an einen Alkoholiker ist kein Geschenk, sondern eine Last. An einen Abstinenten oder gar Antialkoholiker eine Beleidigung. Wenn man nicht weis was man schenken soll, kann man immer noch die eigene Zeit schenken, so sie denn willkommen ist. Das Geschenk wird zum Gegenteil, wenn mit ihm die Wohnungsrichtung vorgeschrieben wird. Das ach so schöne Strohblumengesteck. Bei dem nächsten Besuch wird gefragt, wo es aufgehängt wurde. Wird es auf der Gästetoilette entdeckt, ist der Ärger groß. Wenn alleine der Besuch ein Geschenk ist, muss man ihn nicht vorher bezahlen. Man sollte es aber sagen.