Homeschooling ist anstrengend. Eltern können ihre Kinder oft nicht motivieren. Die Kinder leiden unter der Isolation. Und jedes Kind lernt anders, uniforme Arbeitsblätter für alle helfen oft nicht weiter. Seit Jungen und Mädchen während des ersten Lockdowns 2020 auf den traditionellen Präsenzunterricht verzichten und im sogenannten Homeschooling lernen mussten, erlebt die Schulwelt eine pandemische Revolution, die am heftigsten jene trifft, die beim Lernen Hilfe brauchen. Vor allem Grundschüler kamen nicht mit der Einsamkeit im Lockdown klar.
Als in Stuttgart die Idee aufkam, ehrenamtliche Hilfe zu organisieren, entwickelten das Freiwilligenzentrum Caleidoskop des Stuttgarter Caritasverbandes und die Abteilung Bildungspartnerschaft der Landeshauptstadt rasch daraus das Projekt "check-e.jetzt". Im September 2020 begann die praktische Arbeit, organisiert von Caleidoskop, finanziert von der Stadt Stuttgart.
Als die Projektidee von "check-e.jetzt" erstmalig in den regionalen Medien publiziert wurde, stieß das Projekt auf enorme Resonanz. Nicht alle Stuttgarter Jugendlichen können sich Nachhilfeunterricht leisten, so begründet die hauptberufliche Projektkoordinatorin Rabea Förster das große Interesse. Und hier gebe es eine kostenlose Lern- begleitung für Stuttgarter Schülerinnen und Schüler. Die ehrenamtlich Engagierten treffen sich einmal pro Woche per Videochat mit einem Kind oder Jugendlichen. Sie üben in den verschiedenen Schulfächern Aufgaben; die Ehrenamtlichen erklären Inhalte und beantworten Fragen.
Die Lernbegleitenden sind zwischen 14 und 76 Jahre alt
Circa 140 Ehrenamtliche helfen derzeit sehr engagiert. Sie erhalten pädagogische Hilfsmittel zu Inhalten und Methoden. Am Anfang steht das "Matching" der Lerntandems. Stehen die Paarungen fest, treffen sich Ehrenamtliche und Schüler*innen in der Regel einmal wöchentlich digital. Und "check-e.jetzt" begleitet die Tandems.
Die Lernbegleitenden sind zwischen 14 und 76 Jahre alt, besuchen selbst noch die Oberstufe oder studieren, sind berufstätig oder schon in Rente. Was sie verbindet, ist Freude am Arbeiten, an Kooperation und Kommunikation. Die begleiteten Kinder und Jugendlichen sind zwischen sechs und Anfang 20 Jahre alt, die meisten zwischen acht und zwölf. Viele empfinden es als etwas Besonderes, dass sich Menschen mehr als eine Stunde Zeit pro Woche für sie nehmen. Und oft wächst schon deshalb ihre Motivation, aktiv zu lernen.
Die überaus positive Resonanz der Beteiligten auf beiden Seiten ermutigte den Caritasverband Stuttgart, sich mit "check-e.jetzt" für den Sozialpreis Innovatio zu bewerben. "Innovatio" wurde vor 23 Jahren gegründet von den Versicherern im Raum der Kirchen (vrk), chrismon, dem Diakonischen Werk und der Caritas. Die Versicherer im Raum der Kirchen stiften das Preisgeld in Höhe von insgesamt 30 000 Euro. Die Jury entschied sich mit deutlicher Mehrheit dafür, "check-e.jetzt" den ersten Preis 2021 zuzusprechen, dotiert mit 12 000 Euro.
Alle Preisträger
Insgesamt erhalten fünf Projekte 2021 einen Innovatio-Preis. Neben dem 1. Preis für "check-e.jetzt" sind dies:
2. Preis: "So Loneley". Die künstlerische Präsentation von Einsamkeit in Münchner Stadtteilen durch ein Theaterstück und weitere Formen.
3. Preis: "Begleitete Elternschaft". In Rothenburg/Oberlausitz kümmert sich die Diakonie um Mütter und Väter mit geistiger Beeinträchtigung.
Publikumspreis: "Mein Zahnarzt kommt zu mir nach Hause" – ist eine zahnärztliche Ambulanz der Ev. Stiftung Volmarstein für Menschen mit schwerer Behinderung.
Digitalpreis: "Das inklusive Social-Media-Team" der Hephata-Stiftung ist das erste Social-Media-Team in Deutschland, das ausschließlich aus Menschen mit Behinderung besteht.