Morgen werde ich eine alte Dame aus Berlin beerdigen. Sie lebte lange in Kopenhagen, war mit unserer Auslandsgemeinde eng verbunden und wünschte sich, hier in den Grabkapellen beerdigt zu werden. Ich bin selbst Berlinerin und kann diesen Wunsch gut nachvollziehen. In dem Gebäude, das einen Kräutergarten umschließt und teilweise noch aus dem 17. Jahrhundert stammt, ist es wunderschön. Hier ruhen viele Persönlichkeiten, die in den vergangenen Jahrhunderten das deutschdänische Leben bereichert und gestaltet haben.
Dr. Rajah Scheepers
In welcher Sprache werde ich morgen predigen? Eigentlich ganz klar. Schon vor 446 Jahren verlieh der König unserer Gemeinde das Privileg, für die hier lebenden Deutschsprachigen auf Deutsch zu predigen. Das allerdings scheint nun in Gefahr. Die dänische Regierung gab im vergangenen Oktober bekannt, ein Gesetz verabschieden zu wollen, wonach Geistliche in Kirchen, Synagogen und Moscheen nur noch auf Dänisch predigen dürfen. Das zielt auf die Gefahr durch islamistische Hassprediger ab. Es betrifft aber eben auch alle anderen.
Übersetzung für die Behörden
Inzwischen hörte man etwas mehr von dem Plan: Gottes Wort darf offenbar weiterhin in jeder beliebigen Sprache verkündet werden, man muss aber bei den staatlichen Behörden eine dänische Übersetzung einreichen. Für unsere Gemeinde bedeutet dieser Gesetzesvorschlag eine große Verunsicherung. Jeder von uns sollte die Gewissheit haben, in seiner Sprache Gottes Wort hören zu können – von der Wiege bis zur Bahre. Und morgen? Ich predige auf Deutsch und stelle eine dänische Übersetzung für die Trauergäste zur Verfügung, die kein Deutsch sprechen. So werden es auch meine Vorgänger gehandhabt haben. Aber keiner von ihnen musste bei der Regierung eine Übersetzung seiner Predigten abgeben.